Warum Füsse und Dokumente nicht auf den Desktop gehören

Sind Leute zu faul zum Aufräumen, wenn sie ihre Dokumente an der erstbesten Stelle speichern, sprich auf dem Schreibtisch? Oder sind sie einfach pragmatisch und unkompliziert? Ich erkläre, was gegen den Desktop als Ablage spricht.

Es gibt sie zuhauf: Die Leute, die den Desktop mit unzähligen Dok-Symbolen vollpflastern. Ich bin überzeugt, dass diese Sorte Computernutzer einen grösseren Bildschirm kauft, wenn der virtuelle Schreibtisch voll ist. Wenn die wüssten, dass man (bei Windows) nur mit gedrückter Ctrl-Taste am Mausrad zu drehen braucht, um die Icons zu verkleinern und mehr Platz zu schaffen! Und wenn das nicht ausreicht, dann kann man via Registry den Abstand zwischen den Icons verringern. Einfach bei HKEY_CURRENT_USER\Control Panel\Desktop\WindowMetrics die Werte für IconSpacing und IconVerticalSpacing verringern.

Siehe Titel. (Bild: Kamyar Rad/Pexels.com, CC0)

Hat man die Ironie herausgehört? Es ist mir seit jeher unklar, warum viele Leute den Desktop als Ablagefläche benutzen. Das ist unpraktisch, weil man erst die Fenster im Vordergrund minimieren muss, bevor man mit den Dokumenten arbeiten kann. Klar, dafür gibt es Tastaturkürzel wie Windows-Taste + d – aber ich würde mal behaupten, dass die Desktop-Vollmüller den meistens nicht kennen.

Auf dem Desktop herrscht das Chaos

Natürlich gibt noch andere Gründe, die gegen den Desktop als Ablagefläche sprechen: Man unterläuft eine systematische Daten-Organisation. Gut, man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass man die gerade aktuellen Dokumente auf dem Desktop hat und sie nach Vollendung quasi zur Archivierung in einen Unterordner versorgt. Kann sein, dass das für manche Leute praktikabel ist. Ich würde dann allenfalls eine Verknüpfung auf dem Desktop anlegen, aber die Datei gleich von Anfang an im richtigen Ordner versorgen.

In meinem Fall würden Dokumente auf dem Desktop nicht regelmässig gesichert, weil der Desktop auf dem Laufwerk c: liegt und nicht auf dem Laufwerk e:, das als Datenpartition auf die Backup-Festplatten gespiegelt wird. Das liegt daran, dass mein PC eine SSD fürs Betriebssystem und eine drehende Platte für die Daten verwendet. Das ist nicht bei allen Leuten so, aber es ist auch nicht extrem aussergewöhnlich.

Was ich okay finde, sind Desktop-Verknüpfungen zu häufig gebrauchten Ordnern. Allerdings gibt es auch dazu hervorragende Alternativen. Man kann diese Ordner an die Sprunglisten anheften. Die Sprunglisten erscheinen beim Rechtsklick auf das Symbol in der Taskleiste. Bei «normalen» Anwendungen sind es die zuletzt verwendeten Dokumente. Beim Browser häufig verwendete Internetadressen. Und beim Windows-Explorer eben die wichtigen Ordner. Durch das Stecknadel-Symbol am rechten Rand eines jeden Eintrags kann man den dort festheften, sodass ihn Windows nicht wegsortiert.

Die Sprunglisten sind zugänglich, selbst wenn der Desktop von Fenstern verstellt ist

Der Vorteil der Sprunglisten liegt auf der Hand: Sie sind sichtbar und zugänglich, selbst wenn der Desktop hinter unzähligen Fenstern verborgen ist. Sie haben allerdings auch einen Nachteil: Sie sind nicht über die Common Dialogs zum Öffnen und Speichern von Dokumenten zugänglich.

Wenn man über diese Dialoge navigiert, dann ist eine Verknüpfung auf dem Desktop nach wie vor eine sehr hilfreiche Sache: Man klickt im Öffnen-/Speichern-Dialog links im Navigationsbereich bei Schnellzugriff auf den Desktop und landet dann mit einem zweiten Klick auf die Ordner-Verknüpfung am richtigen Ort. Die Sprunglisten stehen in den Common Dialogs nicht zur Verfügung.

Warum sind in Fenstern geöffnete Ordner nicht über die Dateidialoge sofort zugänglich?

Das ist IMHO seit jeher ein Mangel von Windows: Es nützt nichts, wenn man einen Ordner im Windows Explorer geöffnet hat: In den Öffnen-/Speichern-Dialogen muss erneut dorthin navigieren, obwohl doch eigentlich logisch wäre, dass die offenen Ordner diejenigen sind, mit denen man gerne arbeiten möchte. OS/2 hat das seinerzeit schlauer gemacht: Dieses Betriebssystem an in den Öffnen-/Speichern-Dialogen die offenen Ordnerfenster aufgeführt, sodass man sie mit einem Klick verwenden konnte.

Die Desktop-Leiste macht alle Icons auf dem Desktop auch über die Taskleiste zugänglich.

Zurück zu den Leuten, die nicht auf die Icons auf dem Desktop verzichten wollen oder können: Für die hier noch ein Trick: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Taskleiste und wählen Sie Symbolleisten > Desktop aus dem Kontextmenü. Je nachdem, wie gross die Desktop-Leiste gezogen wird, sind mehr oder weniger Icons direkt in der Taskleiste zugänglich. Die nicht zugänglichen Icons erscheinen beim Klick auf den nach rechts zeigenden Doppelwinkel als hierarchisches Menü. Dort ist auch der Papierkorb zu finden, der bei Windows seit jeher auf dem Desktop angesiedelt ist.

Kleiner, netter Nebeneffekt: Im Desktop-Taksleisten-Menü erscheint auch die klassische Systemsteuerung, die seit dem letzten Windows-Update nurmehr über die Suchfunktion vernünftig aufzurufen ist.

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