Braucht es eine App zum Konvertieren von Masseinheiten auf dem Smartphone? Nein, denn 15 Zoll in Zentimeter konvertieren, ist (wie hier zu sehen) am einfachsten mit Google möglich – und die Wahrscheinlichkeit, dass irgend einer von uns eine Umrechnung vornehmen muss, während er gerade offline ist, wird ständig geringer.
Das ist jedenfalls die Ansicht eines Pragmatikers. Ich finde Masseinheiten per se spannend. Keine Ahnung, warum. Es könnte damit zu tun haben, dass Masseinheiten sehr viel über die aussagen, die sie benutzen. Die Briten, die von ihrem Weltreich träumen, wenn sie ihre imperialen Masse benutzen. Der Rückgriff aufs Mittelalter und sein Handelssystem, wenn wir vom Quäntchen sprechen. Masse, die in den Geschichten meiner Kindheit vorkamen: Zum Beispiel das Klafter, aus Otfried Preusslers «Der Räuber Hotzenplotz»:
«Ich soll erstens sechs Eimer Kartoffeln zersägen, spalten und aufstapeln, zweitens drei Klafter Holz schrubben, drittens den Fussboden in der Küche schälen und klein schnippeln für das Abendbrot, viertens…»
Das war natürlich Chasperli, der den grossen Zauberer Reprozilius Fackelspan Petrosilius Zwackelmann zur Weissglut trieb. Heute noch grossartig! Und damals für mich ein konstanter Grund, mich zu fragen: Wie viel sind drei Klafter Holz?
Krötel, Juck und Fandel
Wikipedia, mit seiner riesigen Sammlung von alten Einheiten – wie dem Ecklein, dem Krötel, dem Juck oder dem Fandel – weiss es natürlich:
Holzklafter war ein Volumenmass in Deutschland und der Schweiz mit regional unterschiedlichem Rauminhalt und diente vorrangig für Brennholz. Auch heute ist es noch vielerorts im süddeutschen Raum und deutschsprachigen Alpenraum in ländlichen Gebieten und in der Forstwirtschaft verbreitet. Im heutigen Sprachgebrauch wird ein Klafter Holz als die Menge von drei Ster entsprechend drei Raummeter definiert.
Also: Das sind genügend Gründe für mich, um eine schöne App zu verwenden. Hier habe ich seinerzeit eine Auswahlsendung vorgeschlagen. Heute nutze ich allerdings Convertible (nur für iPhone und iPad).
Die App hat einen riesigen Umfang an Einheiten: Natürlich die üblichen Verdächtigen wie Länge, Masse (Gewicht), Fläche, Wechselkurse, Zeit, Geschwindigkeit und Temperatur. Es gibt auch die nicht ganz so üblichen Gebiete wie Energie, Kraft, Volumen, Leistung und Druck und exotische Sachen wie Drehmoment, Strömung oder Fuel Economy: Da finden sich dann Einheiten zum Verbrauch pro Strecke, etwa US-Gallonen pro 100 Meilen, die man in Liter auf 100 Kilometer umrechnen kann.
Wie viele Gallonen schluckt das Gefährt auf hundert Meilen?
Wenn man in den USA ein Mietauto sucht, wahrscheinlich keine so dumme Kategorie.
Ein entscheidender Faktor einer Umrechnungs-App ist die Art und Weise, wie die Einheiten präsentiert werden: Das könnte eine Prüfungsaufgabe für angehende App-Entwickler und UI-/UX-Experten sein.
Bei Convertible tippt man auf die Titelleiste, um den Conversion type, also den Bereich zu wählen. Dann gibt darunter zwei Kärtchen mit der Quell- und der Zieleinheit. Die Kärtchen sind hierarchisch gegliedert. Zuoberst gibt es ein Feld mit der Gliederung der Einheiten, die ich im folgenden in Ermangelung eines besseren Begriffs einmal «Kategorie» genannt habe. In der App selbst werden sie Input Category und Output Category genannt.
Die einleuchtende Bedienweise
Darunter wählt man die Einheit selbst (Input Unit/Output Unit) und im dritten Feld gibt man den Wert, also die Menge bzw. die Zahl an, die man umrechnen will. Tippt man auf die Zahl, erscheint ein schönes Zahlenfeld zur Eingabe. Und rechts von der Zahl kann man über das Sternchen die gewählte Masseinheit den Favoriten hinzufügen. Darunter gibt es ein kleines Textsymbol, über das man sich eine Kurz-Information zu der gewählten Masseinheit anzeigen lässt.
Im Detail: Zu der «Kategorie». Sie sortiert die pro Gebiet verfügbaren Masseinheiten in einleuchtende Teilmengen. Wie viele Teilmengen und welche das sind, hängt natürlich vom Gebiet ab. Bei der Masse oder der Länge sind es erstens Metric & SI (SI steht wahrscheinlich für das International System of Units bzw. das internationale Einheitensystem) und US & Imperial. Es gibt bei den Kategorien auch die Favoriten – die eine absolute Notwendigkeit sind, angesichts der Unzahl von Einheiten.
Man findet auch Everyday Objects, wo Alltagsgegenstände hinterlegt sind, die man zu Vergleichen hinzuziehen kann. Bei den Gewichten zum Beispiel ein Ein-Dollar-Schein, ein Legostein, eine AAA-Batterie, ein iPhone 6 oder ein Konzertflügel.
Wie viele Fussballfelder sind ein Tennisplatz?
Man erfährt so: Ein Konzertflügel ist so schwer wie 206’897 Legosteine. Wenn das mal nicht wichtig ist!
Das sind aber nicht alle Kategorien: Bei Science & Technology findet man wissenschaftliche Dinge wie das Proton, die menschliche Zelle, ein grosses Sandkorn, eine Boeing 747 oder eine menschliche Zelle (wiederum bei der Masse). Bei Sports & Leisure vergleicht man einen Golfball mit einem Sumo-Ringer. Resultat: 1 Sumo-Ringer sind 32222,3 Golfbälle.
Nützlicher als das ist wahrscheinlich Food & Drink. DA findet man heraus, wie schwer ein Teebeutel oder eine Kiwi ist. Die weiteren Kateogrien sind Natural World (z.B. Mosquitos), Microscopic, Human, Buildings & Structures, Geography und Galactig: Und hier findet man dann auch das aus Star-Trek bekannte Parsec.
Am unteren Rand der App gibt es eine Menüleiste: Man kann eine Umrechnung teilen, Quell- und Zieleinheit austauschen und die Einstellungen aufrufen. Bei denen wählt man auch die Farbgestaltung für die Kärtchen und gibt an, in welcher Genauigkeit die Umrechnung vorgenommen werden soll.
Beeindruckend, trotz zwei kleinen Mängeln
Fazit: Eine wirklich beeindruckende App mit zwei kleinen Mängeln: Sie ist nicht eingedeutscht, und dementsprechend liegt der Fokus natürlich auch bei den angelsächsischen und nicht bei den europäischen Formaten. Das Holzklafter findet man leider nicht – auch wenn es womöglich vorhanden ist. Was zweitens fehlt, ist nämlich eine Suchfunktion nach Einheiten. Angesichts der Mengen von Einheiten eine zwingende Notwendigkeit!