Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal eine App der UBS vorstellen würde. Aber nun ist es so weit. Nein, keine Banking-App, für die man ein Konto bei der UBS haben müsste. Das würde ich allein deswegen nicht empfehlen, weil Leute wie wir (also Nerds), ständig versehentlich USB statt UBS tippen würden. Und das ist doch unpraktisch, wenn deswegen das iPhone die Banking-App ständig nicht findet.
Die App heisst Preise und Löhne und ist nur fürs iPhone erhältlich. Sie wäre den Leuten zu empfehlen, die in dieser Fernsehsendung ständig auswandern. Sie könnten beispielsweise vorab herausfinden, wie sehr viel tiefer das Lohnniveau in dem Land ist, in das sie auswandern möchten. Denn einer der Fehlschlüsse scheint häufig zu sein, dass in einem anderen Land die eigenen Fähigkeiten mehr gefragt sind als in dem Land, in dem man sich maximal gut auskennt. Das mag in manchen Fällen stimmen – aber ob es so ist, findet man eben mit dieser App heraus.
Sie vergleicht die Metropolen dieser Welt in drei Kategorien. Bei Preise findet man Kategorien wie Nahrungsmittel, Damenbekleidung, Elektronikgeräte, aber auch Zug, Restaurant oder Hotels, Haarschnitte, Wohnungsmieten und Ähnliches. Bei den Löhnen sieht man die Einkommen für Abteilungsleiter, Arbeiterinnen, Sekretäre, Autobahnchaffeur, Call Center-Agenten und Produktmanager.
Wie lang muss man für ein Kilo Brot und das iPhone 6 arbeiten?
Unter Varia findet man das Preis- und Lohnniveau, die Binnenkaufkraft, aber auch die Analyse, wie lange man arbeiten muss, um sich ein Kilo Brot, einen Ferientag pro Jahr, einen Big Mac oder ein iPhone 6 leisten kann.
Man kann sich diese Information auf der Weltkarte visualisieren lassen, indem man ausgewählte Städte mit dem Referenzpunkt vergleicht. Der Referenzpunkt ist Zürich, aber man kann auch eine andere Stadt auswählen, auch eine andere Währung als Schweizerfranken. Tippt man auf die Angabe am unteren Bildschirmrand, dann erhält man eine Auflistung, die man alphabetisch oder auf- bzw. absteigend sortieren kann.
Die Löhne im Vergleich
Bei Städte gibt es einen prozentualen Vergleich: Man sieht hier, wie viel tiefer oder höher etwa die Steuern in Prozent in Zürich und in Mexiko sind (ja, Mexiko scheint in der Welt der UBS eine Stadt zu sein). Das ist aufschlussreich: Während Mexiko und Zürich fast die gleichen Steuern haben, ist der Wert für «Steuern in Prozent» in Zürich um 68 Prozent tiefer als in Mailand.
Unter Szenarien kann man sich die Antworten auf Fragen wie «Wo in Westeuropa verdienen Abteilungsleiter am meisten?» berechnen lassen. Zumindest theoretisch. Praktisch funktioniert es nicht, indem beim Tippen auf Berechnen leider nichts passiert. Aber ich nehme an, die UBS wird diesen Fehler noch beheben (oder schon behoben haben, wenn diese Besprechung erscheint).
Die faire Bewertung einer Währung
Bei Währungen kann man den Fair value vergleichen. Er drückt aus, wie eine faire Bewertung der Währung aussehen würde. Heisst wohl: Wenn eine Währung unterbewertet ist, bekommt man mehr für sein Geld als einem zustehen würde, wenn man es in einem der Länder ausgibt, wo es offizielles Zahlungsmittel ist. Umgekehrt zahlt man eben zu viel.
Fazit: Eine interessante App, die nicht nur jenen Auswanderern helfen könnte, die sie garantiert nicht benutzen werden. Nein, sie verschafft allen kapitalistisch orientierten Menschen eine Möglichkeit, möglichst viel Gegenwert für seine flüssigen Mittel zu bekommen.
Man kann in Erfahrung bringen, wo welche Dinge besonders günstig sind und ob es sich in dieser oder jener Feriendestination lohnt, Kleider, Elektronikkram oder Big-Macs zu kaufen. (Es sei denn, man isst aus Prinzip keine Big-Macs). Sie öffnet einem die Augen fürs Lohngefälle und sie hilft einem, sich einen Überblick über die Verhältnisse an einem Ort zu verschaffen, was Lohn, Steuern und Gewerbezweige angeht.
Die Benutzerfreundlichkeit ist noch steigerungsfähig
Die Usability ist noch verbesserungsfähig und man hätte gerne noch mehr Datenpunkte: Einerseits mehr Städte – Europa ist recht gut abgedeckt, auch wenn zum Beispiel Reykjavik fehlt, aber in Asien, Südamerika und selbst in Nordamerika ist die Informationspunktedichte gering. Ausserdem würde man sich für die Löhne noch mehr Branchen wünschen. Bauhandlanger und Automechaniker sind das eine, aber natürlich würden manche Leute gerne wissen, wo es als Journalist das beste Auskommen gibt. Selbst wenn klar ist, dass einem die Sprachbarriere einen Strich durch die Rechnung macht, sollte man erfahren, dass Schreiberlinge in Kopenhagen in Saus und Braus leben…