Die einheimische Datenwolke

MyCloud der Swisscom im Test: Das stärkste Argument für diese Online-Ablage ist das unbegrenzte Datenvolumen für Bestandeskunden.


Die Swisscom legt sich mit Google und Microsoft an.

MyCloud der Swisscom ist kein sonderlich innovatives Produkt. Böse Zungen würden es einen Dropbox-Klon nennen. Aber bekanntlich ist gut abgekupfert viel besser als schlecht selbst erfunden. Darum ist der Dienst allemal einen Blick wert. Zumal die Swisscom, so weit ich das nach einigen Wochen des Testens sagen kann, ihn tatsächlich sorgfältig abgekupfert implementiert hat.

Ich habe mir entsprechend überlegt, ob ich MyCloud zum Anlass nehmen soll, der Dropbox Ciao zu sagen. Ich bekomme deutlich mehr Speicherplatz (15 GB statt 5,5 wie bei der Dropbox). Der Datentransfer erfolgt (gefühlt, nicht gemessen) deutlich schneller. Die Dropbox ist zwar ein innovatives, nicht gerade ein sympathisches Unternehmen. Und ausserdem ist es nicht verkehrt, ein bisschen Lokalpatriotismus walten zu lassen, wenn hier schon mal ein Schweizer Unternehmen einen Dienst lanciert, der mit der globalen Konkurrenz mithalten kann.

Keine Versionierung, keine App-Integration

Ich habe mich (vorerst) dagegen entschieden. Und zwar vor allem wegen einer Funktion, die es bei MyCloud noch nicht gibt. Das ist die Versionierung der Dokumente. Dropbox behält alte Fassungen auf. Und das hat mir schon mehr als einmal sehr viel Ärger erspart. Bei meiner Arbeitsweise kommt es durchaus mal vor, dass Dokumente mit älteren Versionen überschrieben werden. Ein typischer Fall ist zum Beispiel, wenn man nach Monaten ein Testgerät wieder einschaltet, auf dem die Dropbox installiert ist. Die Sync-Historie geht nämlich offensichtlich nur eine bestimmte Zeit in die Vergangenheit zurück.

Wenn ein Gerät länger offline war, kann es sein, dass dessen Dokumente als neuer angesehen werden und in der Dropbox landen. Und ja, manchmal kommt es auch vor, dass ich selbst bei der Dokumentenverwaltung ein kleinwenig Mist baue.

Warum ein nach oben immer limitierter Berggipfel als Symbol für unlimitiertes Datenvolumen herhalten soll, entzieht sich meinem Logikverständnis. Dennoch: Als Swisscom darf man unbeschränkt Daten bei seinem Telko-Anbieter abladen.

Ein zweiter, etwas weniger wichtiger Grund ist die Integration der Dropbox in wichtige Apps. So kann ich beispielsweise meine Passwörter über Keepass synchronisieren. Das ist mit MyCloud nicht möglich, da die Hersteller solcher Dritt-Apps vermutlich noch nie etwas von der Swisscom gehört haben. Es ist möglich, dass MyCloud als Document Provider Extension in Erscheinung tritt und sich von Dritt-Apps wird nutzen lassen – in iOS 11 werden die Möglichkeiten dafür noch deutlich ausgeweitet werden. Doch bis es soweit ist, halte ich lieber am bestehenden, bestens funktionierenden Workflow fest.

Kein Gamechanger

Fazit: Bisher kein – Achtung, es folgt ein schlimmes denglisches Modewort – Gamechanger. Aber ein ambitionierter Herausforderer, dem ich an dieser Stelle viel Glück wünsche und den ich im Auge behalten werde.

One thought on “Die einheimische Datenwolke

  1. MyCloud ist für mich keine Alternative, da ich mich im Geschäft (SRGSSR) nicht einloggen kann. Ich nehme an, dass der Firewall vom Geschäft irgendwie das MyCloud abklemmt. Mit Swisscom hatte ich telefoniert. Die konnten nicht helfen. Da ich gerne Server in der Schweiz benützen will, verwende ich MyDrive und DocSafe von Swisscom.

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