… Schriftzeichen? Das findet man mit dem Webdienst shapecatcher.com heraus. Bei dem malt man ein Zeichen in die Drawbox. Und wenn man sich dabei nicht komplett ungeschickt anstellt, erhält man nach einem Klick auf Recognize die Angabe, um welches Zeichen es sich handelt. Das von mir extra relativ ungelenk gekrackelte @-Symbol wurde problemlos erkannt.
Nützliche Infos
Über den Link auf eine Informationsseite erfährt man nicht nur den Unicode-Namen, sondern auch, wie man das Zeichen eingibt, wenn man es nicht auf der Tastatur vorfindet. Man kann es aber natürlich auch markieren und in die Zwischenablage einfügen.
Das heisst: Eine komfortable Methode für Leute, die die wunderbare Vielfalt der Graphen zu schätzen wissen, aber nicht unbedingt mit der Zeichentabelle hantieren oder Ascii- bzw. Unicode-Zeichencodes eintippen wollen. (Falls doch: Siehe dazu den Beitrag für Windows bzw. den Beitrag für den Mac).
Natürlich lädt Shapecatcher zum Spielen ein – ein popeliges @-Zeichen ist schliesslich nicht der Weisheit letzter Schluss. Schafft man es, den Shapecatcher zu überlisten?
Das scharfe S als Knacknuss
Ja – zum Beispiel mit dem scharfen S (ß), das u.a. als kleines Beta (β), als kyrillisches er (Р) und als georgisches Chin (ჩ) interpretiert wurde. Bei Fehlerkennungen lohnen sich mehrere Anläufe. Beim dritten Mal hat es auch mit dem Sz geklappt.
Kann man den Dienst auch zur Horizonterweiterung nutzen? Ich habe mir den Spass erlaubt, nach «chinese tattoo» zu googeln: Es gibt ja Leute, die der fernöstlichen Mystik und der unergründlichen Weisheit von zehntausend Jahren … äh, nein, ich weiss auch nicht, warum sich manche Leute chinesische Schriftzeichen in die Haut stechen lassen, aber sie tun es. Ein Freund von mir hat mal eine Geschichte erzählt, die eine urbane Legende sein könnte, die aber so oder so lustig ist. Ein Freund von ihm habe sich aus unsereins nicht verständlichen Gründen so ein Zeichen stechen lassen. Dann sei er in China mal in einen Puff gegangen und sei dort von der Prostituierten ausgelacht worden. Das Zeichen hätte nämlich nicht das geheissen, was er geglaubt habe – irgend etwas Stolzes, Heroisches. Sondern etwas weniger erbauliches: Eunuch, nämlich.
Chinesische Zeichen funktionieren leider nicht
Ich habe dann versucht, die Zeichen von einigen Google-Fotos von Tätowierungen solcher erleuchteter Menschen abzumalen, aber leider ohne Erfolg. Shapecatcher scheint sie noch nicht zu unterstützen. Benjamin Milde, der Autor ist etwas vage, welche Zeichen erkannt werden können. Hier heisst es, «es würden etwa 10’000 der wichtigsten Unicode-Zeichen erkannt».
Wenn man hier nicht aufgeben möchte, kann man die Zeichen bei linedict.com suchen: Einfach beim Eingabefeld aufs Pinselchen klicken und dann die Zeichen malen. Das ist noch lustig. Man findet dann erhaus, dass ein Geistesriese, der in der Google-Suche zu «chinese tattoo» relativ weit vorne kommt und 大英帝国 auf dem Arm hat, ein Fan des britischen Empire ist.
勇気 (dritte Tätowierung) ergibt einen Wikipedia-Treffer, zu Deutsch Mut. Das ist nun so originell, dass man es sich auch in Klingonisch (toDuj) auf den Arsch hätte tätowieren lassen können.
Nachtrag vom März 2018
Es kommt, so glaube ich, nicht allzu oft vor, dass ich hier im Blog Dinge als Neuheit präsentiere, die ich schon früher einmal vorgestellt habe. Es kommt natürlich vor, dass ich auf Dinge zurückkomme und sie noch einmal aufgreife. Aber dann ist mir das bewusst, sodass ich am alten Beitrag anknüpfe. In dem Fall hatte ich nicht mehr präsent, dass shapecatcher.com schon das Thema des Beitrags Unicode-Zeichen setzen war. Immerhin, das war vor fast fünf Jahren, sodass man mir diese Dublette hoffentlich verzeiht.