Wie das richtige Internet aussehen müsste

Mit Ifttt.com ist eine einfache Automatisierung von Informationsflüssen möglich. Das führt vor Augen, wie leistungsfähig das Web wäre, wenn die Silohaltung nicht wäre.


Das ganze Netz zu Ihren Diensten.

If this then that, ifttt.com, macht das Netz zur Automatisierungsmaschine. Einer meiner Lieblings-Webdienste: Er erinnert mich immer daran, dass das Web längst nicht so gut ist, wie es sein könnte. Die Daten bei Webdiensten und Apps liegen in Silos. Sie sind isoliert gespeichert und es gibt kaum Möglichkeiten, sie zu verknüpfen und zu einem grösseren Ganzen zu verbinden.

Dafür gibt es zwei Gründe: Einen «guten» Grund und einen «schlechten». Der gute Grund ist der Datenschutz: Wenn man über die Grenzen eines Webdienstes hinweg mit seinen persönlichen Daten operiert, dann macht das den Schutz dieser Daten sehr viel schwieriger, als wenn sie ihr Silo nie verlassen oder sogar nur auf der eigenen, lokalen Festplatte gespeichert sind.

Der schlechte Grund ist das Marketing: Die Dienstanbieter betrachten die Daten (sicherlich zu Recht) als ihr grösstes Kapital, an dem die Konkurrenz auf keinen Fall partizipieren darf. Entsprechend haben sie kein Interesse an interoperablen Diensten und Datennutzungsmöglichkeiten. Darum ist Microsofts Hub-Konzept für Windows Phone krachend gescheitert: Dort war die Idee, gleichartige Daten an einer Stelle zu versammeln.

Zentrale Datenbestände sind nur für die Nutzer praktisch

Alle Fotos wären beispielsweise im Foto-Hub eingetrudelt, wo sich die App-Hersteller hätten einklinken können. Nur haben die App-Hersteller nicht im Traum daran gedacht, das zu tun: Die wollten ihre eigene App. Mit der haben sie die volle Kontrolle über die Funktionen, und können sie auch als Marketinginstrument in eigener Sache verwenden. Interoperabilität ist nicht nur unnötig, sondern geradezu Gift, wenn es darum geht, den Nutzer an einen Dienst oder eine App zu binden.

Wenn blau, dann kalt draussen: Ifttt in Kombination mit der Philips Hue. Siehe: Ein Vorgeschmack auf das Internet der Dinge

Da ist zum einen die Idee des Internets, in dem die Informationen frei sind. In dieser Vision einer idealen Internet-Welt haben die Dienstanbieter verstanden, dass die Bedürfnisse der Nutzer das Mass aller Dinge sind. Wir Nutzer haben die Oberhand und können Dienste so verknüpfen, wie uns das vorschwebt. Ein darübergestülpter Meta-Dienst wie Ifttt ist überflüssig, weil die Fähigkeit zum flexiblen, automatisierten Datenaustausch schon an der Ursprungsstelle eingebaut ist.

Jeder Webdienst stellt normierte Schnittstellen und die passenden Andockstellen zur Verfügung. Um Dienst A mit Dienst B zu verbinden, braucht man als Benutzer bloss eine Verbindung dazwischen zu spannen und den gewünschten Informationsfluss zu spezifizieren.

Eine universelle Automatisierungssprache

Für letzteres bräuchte es eine Art universelle Automatisierungssprache. Nichts Kompliziertes… aber ein Standard, den man einfach unterstützten muss, um im Internet mitzuspielen. Das würde auch den kleinen und alternativen Diensten helfen. Sie müssten nämlich nicht auf der ganzen Breite mit den Grossen konkurrenzieren, sondern könnten nur ein spezifisches Bedürfnis erfüllen. Denn sie liessen sich mit vielen anderen kleinen Diensten kombinieren, was in der Summe so grossartig sein könnte, wie man es sich als Nutzer ausmalt.

Tja, aber da wir offensichtlich nicht in einer Welt leben, wo die Nutzer die Oberhand haben, finden wir uns mit Diensten wie Google ab oder Facebook ab – die so gross sind und so viele von unseren Daten aggregieren, dass sie von sich aus eine Art Netz im Netz bilden. Das ist wegen der einseitigen Abhängigkeit von uns Usern etwas weniger grossartig.

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