Mediennutzungsgewohnheitenwandel?

Ein Video in eigener Sache: Es stellt die 12App der Tamedia vor.


12-App: Die relevanten Geschichten, der beste Gesprächsstoff

Letztes Wochenende stand das digitale Patentrezept im Dienst der neuen 12-App der Tamedia¹. Ich finde den Ansatz spannend, da ich mich an vielen Newssites stört, dass sie eigentliche Durchlauferhitzer sind. Die Top-Meldungen rutschen nur so durch, damit man als Leser alle halbe Stunde etwas Neues vorfindet. Das hilft beim Generieren von Klicks, aber es schürt auch die Nervosität.

Tageszeitungen sind in sich abgeschlossen

Das Schöne an der Tageszeitung ist ja, dass man die durchblättert, die Überschriften liest, sich den einen oder anderen Artikel zu Gemüte führt und dann die Gewissheit hat, für die nächsten 24 Stunden auf dem Laufenden zu sein. In sich abgeschlossen zu sein, ist eine unterschätzte Qualität.

Zumindest für mich, der ich zwar den Newshunger vieler Zeitgenossen teile, aber eben auch eine Abneigung dagegen habe, dass Meldungen auf mich herniederprasseln, deren Halbwertszeit gegen Null tendiert. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe von uns Journalisten, zu konsolidieren, zu bewerten und wegzulassen.

Darum bin ich gespannt, ob sich die 12-App zu einem Pfeiler in meinem Newskonsum entwickeln wird. Auch Blendle (Wie ein Start-up den Journalismus aus der Krise führen will und Die Holländer retten den Journalismus) beziehe ich in diesen Versuch mit ein – weil ich meinen Informationshunger mit Futter aus mehreren Quellen stillen will.

Im Moment sieht es allerdings so aus, als ob das Angebot der Tageszeitung mit ihrer klassischen Themensortierung nach Bünden und Ressorts mich sosehr geprägt hätte, dass ich so schnell nicht darauf werde verzichten können. Wenn doch bloss die E-Paper nicht ganz so benutzerunfreundlich wären!

Fussnoten

1) Mit Henning Steier von der NZZ hatte ich dazu gestern auf Twitter eine lebhafte Diskussion zu dem Thema. Er hat kritisiert, dass wir auf unserem Digitalkanal auf die neue App hingewiesen haben – Werbung gemacht hatte, wie er das nannte. Nun war es natürlich so, dass ich mir vorab einige Gedanken dazu gemacht hatte, ob es sinnvoll ist, die «Digitale Patentrezepte»-Rubrik für die Vorstellung der App zu verwenden. Gezwungen hat mich jedenfalls niemand.

Ich bin nach reiflicher Überlegung zum Schluss gekommen, dass ich das für sinnvoll erachte: Es geht bei meiner neuen Rubrik darum, Apps, Programme und Arbeitsabläufe im Video vorzustellen.

Was den Vorwurf der Werbung angeht, ist der nicht zutreffend: Werbung ist, wenn man jemanden bezahlt, sein Produkt unter die Leute zu bringen. Dass man sich selbst für sein Produkt oder seine Dienstleistung einsetzt, versteht sich von selbst. Das ansonsten werbefreie Radio macht Werbung für sein Programm in Form von Teasern und Programmhinweisen. Als Journalist betreibt man Selbstpromotion, indem man seine Artikel über soziale Medien verbreitet (was auch Henning Steier tut), und natürlich hat man ein vitales Interesse am wirtschaftlichen Erfolg seines Arbeitgebers. Was nicht heisst, dass ich die 12-App vorgestellt hätte, wenn ich sie nicht gut gefunden hätte.

Jedenfalls bin ich davon ausgegangen, dass meine Leserinnen und Leser diese Vorstellung der 12-App goutieren würden. Und ich habe beim Publik ein Interesse an dieser App vorausgesetzt, zumal die nichts anderes tut, als Inhalte unserer Plattform neu zu verpacken und eine zusätzliche Konsumationsform anbietet.

Ich fand die Kritik von Henning Steier ins ihrer anprangernden Art unberechtigt. Denn wir Journalisten können auch nicht so tun, als ob uns der Medienwandel nichts angehen würde. Im Gegenteil: Wir sind davon ziemlich direkt betroffen. Daraus leite ich das Recht ab, auch bei der Lösungssuche helfen zu dürfen.

Wenn es sich also weisen sollte, dass eine App wie die hier thematisierte unserer Arbeit neue Perspektiven eröffnet, dann halte ich das für eine gute Sache.

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