Als sich der Umzug aus dem Hort der Faulheit, unserem Noch-Domizil im Lindquartier in Winterthur ins Bruehlgarden Castle abzeichnete, tat ich, was man in solchen Fällen tut. Ich meldete die Adressänderung den üblichen Verdächtigen, darunter auch meinem Telekomanbieter. Die Swisscom beschied mir daraufhin, ich müsse einen Elektriker aufbieten.
Das schien mir nutzlos. Ich sah keinen Grund, weswegen das Bruehlgarden Castle telekommunikationsmässig erst noch erschlossen werden sollte. Durch mich, als Mieter. Trotzdem habe ich via Twitter eine Anfrage an @Swisscom_Care geschickt. Man sagte mir, dem Fall nachgehen zu wollen, doch ich habe nichts mehr gehört.
Nun war die Wohnungsübergabe, die mir die Gelegenheit gab, die Telefondosen genauer zu inspizieren. Worauf mir das Problem aufging: Es sind keine normalen Analog-Dosen vorhanden, sondern ISDN. Als Laie würde man denken, das sei Hans was Heiri. Aber nein. Mein Analog-Anschluss namens EconomyLine kostet 25.35 Franken pro Monat. Für ISDN existiert nur die Abonnements-Variante mit drei Rufnummern, für die man 43.20 Franken pro Monat zu bezahlen hat. Was erstens teuer und zweitens völlig nutzlos ist, da unser Festnetzanschluss schon mit einer Nummer wenig ausgelastet ist.
Der besagte Elektriker wäre nun dazu nötig, die Hausanlage von ISDN auf analoge Anschlüsse umzurüsten.
«Mit drei- bis vierhundert Franken kämen Sie davon»
Ich ärgerte mich, dass die Swisscom sowohl bei der Ummeldung des Anschlusses als auch bei der Nachfrage via Twitter nicht in der Lage gewesen war, auf diesen Umstand hinzuweisen.
Ganz abgesehen davon, dass ich es schwach finde, dass es kein vergleichbares ISDN-Angebot gibt: Eeine Nummer, 25 Stutz im Monat. Wäre keine Hexerei und würde jegliches Basteln an der Hausinstallation überflüssig machen. Wie viel der Telefoninstallateur und die Umrüstung denn kosten würde, konnte mir die Swisscom nicht sagen.
Eine Anfrage beim Vermieter ergab, dass ich die Umrüstung würde bezahlen müssen und ausserdem «eine Vereinbarung zur baulichen Änderung» zu unterzeichnen wäre. Ein kurzer Anruf beim Elektriker um die Ecke ergab: «Mit drei- bis vierhundert Franken kämen Sie davon.» Mein Vermieter hatte mir aber auch gesagt, dass bei einem Auszug der Ursprungszustand wiederhergestellt werden müsste. Würde dann natürlich nochmals drei- bis vierhundert Franken ergeben.
Das war für mich ein deutliches Signal, meine Telekomnutzung zu überdenken. Wir haben eine Telefonrechnung, die meist geringer ausfällt als die Grundgebühr. Wir telefonieren zwar beide recht häufig ins Ausland, das aber in aller Regel via Skype. Untereinander benutzen wir meistens das Handy. Der klassische Festnetzanschluss ist vor allem zwecks Erreichbarkeit durch Familie und Freunde nötig. Und um hohe Gesprächskosten zu vermeiden, wenn man ein längeres Gespräch führen muss.
Unvergleichbare Tarife …
Die erste Alternative liegt auf der Hand: Das ist das Telefonangebot der UPC-Cablecom. Dort zahlt man eine ähnliche Grundgebühr wie bei der Swisscom, telefoniert jedoch gratis ins Festnetz der Schweiz, plus 1000 Gratisminuten fürs Schweizer Mobilfunknetz. Das fällt in unserem Fall nicht ins Gewicht, da es uns vor allem um die Erreichbarkeit geht. Die Anrufe, die wir tätigen, sind oft Auslandanrufe. Bei Anrufen ins (für uns relevante) Ausland zahlt man 15 Rappen pro Minute. Die Gespräche führen wir aus unerfindlichen Gründen über Sunrise. Ich habe dort auf der Website nach Tarifen für mein Abo «Select» gesucht und bin nicht fündig geworden. Bei einem Anruf bei Sunrise beschied man mir, dass es gestaffelte Tarife gibt zehn Rappen und zwanzig Rappen je nach Land.
Toll, denkt man sich dabei. Die Telkos geben sich wirklich alle Mühe, ihre Tarife so zu strukturieren, dass Vergleiche quasi unmöglich sind. Ich habe mich also hingesetzt, und via Excel eine Kalkulation aufgrund der Sunrise-Rechnungen dieses Jahr aufgesetzt, was dank Einzelverbindungsnachweis immerhin möglich ist.
Bei den Tarifen ins Ausland machte sich die UPC-Cablecom bei mir nicht gerade beliebt, indem sie eine dubiose Verbindungsaufbaugebühr verrechnet. Wieder ein Trick, der die Vergleichbarkeit erschwert. Aber dank den Excel-Formeln Zählenwenn und Summewenn nimmt man auch diese Hürde elegant. Nach einiger Rechnerei komme ich zum Schluss, dass wir bei den Gesprächsgebühren etwa 16 Prozent sparen können.
Ganz nebenbei ist mir beim Stöbern in den Rechnungen aufgefallen, dass die Sunrise irgendwann stillschweigend, bzw. ohne klare und deutliche Ankündigung die kostenlosen Gespräche innerhalb der Region abgeschafft hat. Tja, so geht das im schönen Land der liberalisierten Telekommunikation.
Nun könnte man sich auch gleich auf einen der SIP-Anbieter stürzen. Wir haben im Digitalmagazin vor knapp vier Jahren darüber gesprochen. Da käme man gerade als Wenig-Telefonierer deutlich günstiger weg. Allerdings hatte ich beim Test eines SIP-Telefons miserable Erfahrungen gemacht (Telefonzukunft bringt Kabelsalat vom 5. September 2005) und schlicht keinen Bock auf diese Lösung – auch wenn das heute mutmasslich deutlich einfacher ist. Eine Umfrage unter Kollegen ergab, dass sie teilweise Probleme mit der Tonqualität haben.
Nebeneffekt: Schnelleres Internet
Ich habe mich letztlich murrend für die Cablecom-Variante entschieden – obwohl mir das Triple-Play widerstrebt. Denn eben: Wenn der Dienst mal ausfällt, fällt gleich alles aus – von Internet übers Telefon bis hin zum Fernsehen.
Die Abhängigkeit für mich als Nutzer und Konsument wird deutlich grösser, was mir gar nicht passt. Preislich liege ich etwa gleichauf, allerdings mit dem Vorteil, dass die UPC-Cablecom den Wechsel zum Horizon Plus Combi mit grosszügigen Rabatten versüsst, ich jetzt auch Replay beim Digitalfernsehen nutzen und ich mir den Heckmeck mit der ISDN-Umrüstung sparen kann. Mit dem neuen Plus-Combi geht nebenbei meine Internetverbindungsgeschwindigkeit von 50 auf 125 mbps hoch – und bei diesem Argument ist mir kein Einwand mehr eingefallen. (Die schlimmen Dinge, die ich über die Horizon-Box gehört habe, musste ich allerdings aktiv verdrängen.)
Fazit: Dieser liberalisierte Telekommunikationsmarkt ist ein Dschungel, bei dem die Anbieter alles dran setzen, dass die Pfade schmal und die Routen unübersichtlich sind. Da sind Leute wie ich darauf getrimmt, alles beim Alten zu belassen, um sich nicht mit den Irrwegen, den Sackgassen und den Fallgruben befassen zu müssen. Dass die Swisscom es aber offenbar nicht nötig hat, umsteige-unwilligen Kunden wie mir das Bleiben leicht zu machen, ist schon eine ziemliche Blamage.
Mein Tipp: Die Horizon nur für den TV verwenden und ein separates Modem bzw ein WLAN-Router anfordern. (Das geht auch an einer einizgen 3-Loch-Dose) Erspart dir einiges an Ärger 🙂 (Achtung: Die Horizon-Tonne reserviert sich im Client-Modus gleich mal 20 (!) IPs vom DHCP-Server – den Range also nicht zu klein setzen)
Um das ganze Telefonchaos bei Umzügen zu verhindern, haben wir vollständig auf VOIP gesetzt. Bei Sipgate.de haben wir uns eine lokale deutsche Festnetznummer geholt um für Anrufe aus Deutschland gratis erreichbar zu sein. Eine Europaflat ins Festnetz haben wir derzeit auch, ist aber nicht unbedingt nötig. Für die Schweiz haben wir uns bei Netvoip für die Mindestaufladung eine Schweizer Nummer geholt um erreichbar zu sein. In fünf Jahren hat das etwa CHF 10 gekostet.
Ein gutes VOIP Telefon von Gigaset kostet auch nicht die Welt.
Merci für die Tipps! Das mit dem separaten Modem habe ich mit der Dame an der UPC-Hotline auch besprochen. Das scheint kein Problem zu sein und könnte auch nachträglich noch so aufgegleist werden. Aus Gründen der Energieeffizienz und des Stromsparens werde ich es wohl mal mit einer Box probieren.
Voip/Sip werde ich mal parallel ausprobieren. Da ich einen Kollegen habe, der eine Voip-Lösung nutzt und den ich meistens am Telefon wirklich fast nicht verstehe, wollte ich das nicht überstürzen.
Ich glaube, gehört zu haben, dass Swisscom das (oder der oder die) ISDN gelegentlich einstellt und auf VOIP wechselt und zwar auch für die analogen Kunden. Müssen jetzt alle, die ISDN haben , dem Handwerker mehrere hundert Franken zahlen, wenn Swisscom ISDN einstellt?
Du hast Recht, Matthias, bis 2017 sollen alle Kunden IP-basiert telefonieren. IT Inside hat z.B. berichtet: http://www.inside-it.ch/articles/35730
Dass man kein vernünftiges Übergangsangebot hat, macht die Sache in meinen Augen noch unsinniger.
Was die Umstellung für ISDN-Kunden heisst, weiss ich nicht im Detail. Der Artikel von IT Inside zitiert, dass für die wechsel-unwilligen Kunden «eine Lösung gefunden werden würde».