Halbherzige Wiedergutmachung

Mit «Doctor Sleep» wagt sich Stephen King an eine Fortsetzung eines seiner Meisterwerke, «The Shining». In den Nerd­li­tera­tur-Tipps geht es auch um fünf Bücher von Christopher Moore, nämlich «Fool», «Bloodsucking Fiends», «You Suck», «Bite Me» und «A Dirty Job».

Meine Pflichten als Literaturkritiker habe ich auf diesem Kanal in der letzten Zeit vernachlässigt. So skandalös das ist, will ich das Versäumnis jetzt auf halbherzige Weise wettmachen. Nämlich durch Kurzkritiken meiner letzten (Hör-)Bücher:

In meiner Stephen-King-Versessenheit habe ich mich auf Doctor Sleep gestürzt. Das ist der Nachfolger von dem 36 Jahre früher erschienen und von genial, aber nicht sehr vorlagentreu verfilmten The Shining. Da ich auch den Vorgänger nicht kannte, musste ich mich erst einmal diesem widmen.

Allein schon der Teppich ist gruselig! (Über dieses Muster ist Danny mit seinem Dreirad in der Verfilmung von Stanley Kubrick gefahren…)

«The Shining» ist zu recht ein Klassiker. Aber mit «Doctor Sleep» beweist Stephen King, dass er mit dem Alter noch zulegen kann. Ergreifend, wie aus dem Danny Torrance, dem Jungen mit dem Shining, ein alkoholkranker Versager und dann ein Kämpfer gegen die True Knot wird, der zusammen mit einem Mädchen, das seine Begabung teilt, nicht nur eine akute Bedrohung beseitigt, sondern auch (echte und nicht bloss halbherzige) Wiedergutmachung leistet. Wie King die unsichtbaren Bande zwischen seinen Figuren schildert, begeistert mich immer wieder aufs Neue. Danny arbeitet nun in einem Hospiz, was auch den Namen des Buches erklärt. Der Übergang vom Leben in den Tod hat etwas sehr Tröstliches, sodass ich mir fest vorgenommen habe, «Doctor Sleep» auf meinem Totenbett noch einmal zu lesen…

Jesus’ Flegeljahre

Wer Christopher Moore nicht kennt, sollte ihn unbedingt kennenlernen. Auf Twitter @TheAuthorGuy, schreibt er die lustigsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe: Fool, sehr frei nach Shakespeare und Die Bibel nach Biff (englisch Lamb), wo man mehr über Jesus’ wilde Jugendjahre erfährt, als man jemals für möglich gehalten hätte – das sind seine grössten Meisterwerke von Moore.

Mit ihnen sollte man anfangen, wenn man Moore entdecken möchte. Ich fand auch seine Vampir-Trilogie ganz gelungen (Bloodsucking Fiends, You Suck: A Love Story und Bite Me: A Love Story), und weil mir Abby Normal aus dieser Reihe gut gefällt, habe ich mich auch auf A Dirty Job gestürzt, bei der die Hauptfigur Charlie Asher in die unangenehme Situation gerät, die Aufgabe des Sensemanns übernehmen zu müssen.

Lustmolch

Ganz amüsant war auch The Lust Lizard of Melancholy Cove, wo die Pine Cove in Kalifornien von einem überdimensionierten, sexwütigen Molch heimgesucht wird. Das Buch, das ich kürzlich gelesen habe, war Island of the Sequined Love Nun, wo Tucker Case alias Tuck bei dem betrunkenen Versuch, eine Frau zu beeindrucken, mit dem Flugzeug seines Arbeitgebers ein Missgeschick passiert – was seine Männlichkeit im wortwörtlichen Sinn beschädigt und ihn auch seinen Pilotenschein kostet. Gut – aber nicht so gut wie Christopher Moore in Höchstform!

Abraten muss ich indes von The Bourne Ultimatum in Hörbuchform. Da bin ich mittendrin ausgestiegen, weil mir die Geschichte einfach zu langfädig wurde. Ausserdem hat mich die Lesung gestört. Scott Brick hat zwar eine wandlungsfähige Stimme, die fürs Buch hervorragend passt. Er kann aber leider weder Deutsch noch Französisch. Im Buch kommen aber immer wieder fremdsprachige Einsprengsel vor, die dann bedauerlicherweise nicht einmal ansatzweise richtig gesprochen sind. So klein dieser Mangel eigentlich ist – er verdirbt mir nachhaltig den Spass.

Kommentar verfassen