Das heutige Thema ist zugegebenermassen so speziell, dass es nicht allzu viele Leute kratzen dürfte. Wahrscheinlich bin ich der einzige, der sich überhaupt dafür interessiert. Aber Hölle, wozu gibt es denn die Kategorie Nerdpost in diesem Blog?
Und der gute Erez Zukerman von Makeuseof hat auch schon darüber geschrieben, also ist die Idee vielleicht doch nicht so exotisch.

Darum geht es jedenfalls: Bei der Kummerbox versuche ich, die Betriebssysteme zu berücksichtigen, die vom Hersteller offiziell unterstützt werden. Das ist bei Windows eine Latte: Von Windows XP über Vista, Windows 7 bis hin zu Windows 8.1 (von Windows 8-Anwendern würde ich allerdings erwarten, dass sie das kostenlose Update auf 8.1 vollziehen – daher wird Windows 8.0 ignoriert).
Da ich nicht genügend Platz habe, vier PCs in meinem Büro zu verteilen, betreue ich die alten Systeme über virtuelle Maschinen. Ich verwende VirtualBox von Oracle, weil das Programm kostenlos ist, für Mac und Windows existiert und es ermöglicht, die virtuellen Maschinen auch zwischen den Plattformen auszutauschen. VirtualBox unterstützt externe Hardware recht gut und entspricht mir auch in der Bedienung. Fazit: Ich bin dem Unternehmen Sun, von dem VirtualBox unrsprünglich stammt, echt dankbar für diese Freeware!
Plötzlich eine völlig andere Darstellung der Fenster
Für die Kummerbox betreibe ich unter Windows 8.1 virtuelle Maschinen mit Windows XP, Vista und Windows 7. Und als Privatvergnügen leiste ich mir zwei virtuelle Maschinen mit Windows 3.1 und Windows ME.
Nun ist neulich folgende Kummerbox-Frage eingetrudelt:
Hatte bis dato die Einstellung «Frost» als Fensterfarbe gewählt. Nun erscheint eine komplett andere Farbgebung. Aus welchen Gründen auch immer – ich kann die von mir bevorzugte Farbe nicht wieder einstellen. Ich bringe es nicht fertig, ins richtige Menu zu gelangen.
Es geht dem Mann konkret darum, unter in der Systemsteuerung bei Darstellung und Anpassung die Fensterfarbe ändern zu können. Ich hatte sofort den Verdacht, dass diese Funktion etwas mit der Aero Glass-Darstellung zu tun haben musste – eine der grossen Errungenschaften von Windows Vista, die uns halb-transparente Fenster und viele grafische Effekte brachte.
Keine 3D-Unterstützung
Nun ist genau das die Krux. Aero Glass braucht 3-D-Unterstützung durch die Grafikkarte, und die gibt es in der virtuellen Maschine nicht. Darum wird das Basic-Desktop-Theme verwendet, das dann auch keine Anpassung der Fenster auf die Farbe «Frost» gestattet.

Der erwähnte Zukerman hat nun aber einen Trick parat, wie es trotzdem geht:
1) Man stellt sicher, dass man die neueste Version von VirtualBox verwendet. Mindestens Version 4.2 sollte es sein.
2) Man wählt die Windows-7-VM aus und klickt auf Ändern. In der Rubrik Anzeige schaltet man die Option 3-D-Beschleunigung aktivieren ein. Wenn man schon dabei ist, kann man auch gleich die Option 2-D-Video-Beschleunigung aktivieren anhaken.
Der Grafikkarte muss man an dieser Stelle mindestens 128 MB zubilligen. Falls VirtualBox einem nicht so viel anbietet, dann ist anzunehmen, dass die Hardware des zugrunde liegenden Betriebssystems nicht ausreicht, um Aero Glass beim Gast zu aktivieren. Dann hat man leider Pech gehabt…
3) Nun startet man die virtuelle Maschine und klickt im Menü von VirtualBox auf Geräte > Gasterweiterungen installieren. Die Gasterweiterungen sind spezielle Treiber, die beim Gast-Betriebssystem installiert werden und die Interaktion mit dem Gastgeber, d.h. dem zugrunde liegenden System vereinfachen. Über diesen Befehl wird im (virtuellen) CD-Laufwerk des Gastes ein Installationsmedium geöffnet, von dem man das Installationsprogramm startet (sofern es nicht automatisch ausgeführt wird).
4) Bei der Installation der Gasterweiterungen aktiviert man die optionale Komponente Direct3D-Unterstützung (Experimentell).
Wir wollen die klapperige Experimental-Komponente haben
5) Es erscheint eine Warnung, die etwas missverständlich formuliert ist: «Für diesen Gast ist Windows Aero (WDDM)-Unterstützung verfügbar. Dieses Feature ist jedoch noch experimentell und sollte daher noch nicht auf produktiven Systemen eingesetzt werden. Möchten Sie stattdessen die reguläre Direct3D-Unterstützung installieren?» Da wir nicht die reguläre, sondern die klapperige, unausgegorene Experimental-Komponenten haben wollen, klicken wir auf Nein.
6) Dann führt man die Installation aus, startet den Gast neu und kann nun ein Aero-Glass-Design auswählen – und sogar den wunderbaren Aero Flip 3D in der virtuellen Umgebung geniessen… (das war sarkastisch gemeint).

Nach diesem längeren Geplänkel durfte ich meine Vermutung als erhärtet betrachten: Es ist wohl tatsächlich so, dass dem Leser – warum auch immer – sein Aero-Glass-Design abhandengekommen ist. Warum das passiert, ist wiederum eine andere Geschichte… Vielleicht, weil Windows nicht korrekt aktiviert ist, denn für dreckige Piraten gibt es kein Glass. Denkbar ist auch ein Problem mit dem Grafiktreiber – oder vielleicht hat er auch einfach nur sein Design verstellt… das kann schliesslich in den besten Familien passieren.
Ctrl + Alt + Delete hilft weiter
Jedenfalls funktionieren die experimentelle WDDM-Treiber meiner Erfahrung nach gut. Ab und zu gibt es nach der Wiederherstellung eines gespeicherten Ausführungszustands Probleme mit der Anzeige, aber die lassen sich über den Befehl Maschine > Sende Strg-Alt-Entf beheben.

Die Gasterweiterungen sind übrigens auch sonst praktisch: Wenn man das Fenster des virtualisierten Betriebssystems in der Grösse verändert, passt sich der Inhalt dynamisch an – das ist ohne die Erweiterungen nicht der Fall. Und über Geräte > Gemeinsame Zwischenablage > Bidirektional die Möglichkeit zu haben, Texte zwischen Gast und Gastgeber auszutauschen, ist ebenfalls sehr praktisch. Über Geräte > Drag&Drop > Bidirektional kann man übrigens auch Dateien per Maus zwischen den beiden Systemen hin und her ziehen.