Schätzing kann auch Mittelalter

Frank Schätzing sei der «deutsche Dan Brown», hat die «Süddeutschen Zeitung» neulich behauptet. Eine schlimme Beleidigung, wenn es denn zutreffen würde. Doch das Hörspiel «Tod und Teufel» beweist: Der Kölner hat mehr drauf.

Mein Durchsatz an Hörbüchern ist in letzter Zeit gestiegen, und zwar auf Kosten des Fernsehkonsums. Als Einschlafhilfe sind die Hörbücher einfach besser geeignet, obwohl sie (und das mag jetzt paradox klingen) spannender und abwechslungsreicher als die Darbietungen im Bildfunk sind. Was die Mattscheibe, bzw. das Flachbildschirmpanel angeht, kommt es mir so vor, als ob die Werbeblöcke immer noch länger und nerviger werden würden.

Ich kann mich aber auch täuschen. Vielleicht liegt es daran, dass ich immer weniger gewillt bin, mir den Werbeschrott anzutun. Natürlich passiert es mir wie vielen Betthörern, dass ich einschlafe, während das Hörbuch weiterläuft. Das ist anfangs etwas lästig. Doch mit etwas Übung findet man den Anknüpfungspunkt recht schnell wieder.

Anknüpfungspunkte für Einschläfer

Wichtig dafür ist eine Einteilung des Hörbuchs in nicht allzu lange Kapitel. Wenn es keine Kapitel gibt, arbeitet man mit der Lesezeichenfunktion der Audible-App. Man setzt ein Lesezeichen, wenn man mit der Wiedergabe beginnt – und wenn man gewohnheitsmässig nach 25 Minuten eingeschlafen ist, springt man zu dem Lesezeichen zurück und spult 20 Minuten vor.

Jacop der Fuchs in der Stadtführung zum historischen Roman.


Ein Titel, zu dem ich gern eingeschlafen bin, ist Frank Schätzings Tod und Teufel. Der «deutsche Dan Brown» (eine Einschätzung der «Süddeutschen Zeitung», die Schätzing meines Erachtens Unrecht tut) versucht sich an einem historischen Stoff. In Köln spielt sich um 1260, während der Dom gebaut wird, ein Machtkampf zwischen den Patriziern und dem Kölner Erzbischof ab. Zwischen die Fronten gerät ein Herumtreiber namens Jacop der Fuchs, der zwar von Politik keine Ahnung hat, sich dann aber trotzdem als Held entpuppt.

Ein prominent besetztes Hörspiel

Produziert ist diese Fassung aufwändig als Hörspiel, mit verschiedenen Sprechern, darunter bekannte Namen wie Mario Adorf, Anke Engelke und Cordula Stratmann. Es gibt nicht nur Atmo und Geräusche, sondern auch ein Soundtrack, der mitunter klischeehaft daherkommt (jedes Mal, wenn ein Mönch mit im Spiel ist, klingelt früher oder später ein Glöcklein), dem Werk aber Stimmung und Tiefe verleiht. Es gibt die Geschichte auch als Buch und als (von Schätzing selbst gesprochene) Lesung; aber viele ziehen das Hörspiel vor, weil es mehr Tempo und mehr Drama hat – und weil Schätzing in der Hörspielfassung einige Mängel seines Erstlingswerks ausbügeln konnte. Und es gibt in Köln sogar die Stadtführung zum Werk.

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