Der Kampf zwischen den sozialen Netzwerken wird auch über die Multimedia-Bande gespielt. Facebook hat sich im April 2012 für eine Milliarde US-Dollar die Bilder-Community Instagram geschnappt. Und Twitter will dank eines neuen Videodienstes die Flut an Tweets vergrössern – Vine heisst die App, die kurze Videoclips schiesst, sie gleich ins Internet lädt und zur Veröffentlichung via Twitter bereitstellt. Im Oktober 2012 hatte Twitter das Startup aus New York gekauft, noch bevor deren App überhaupt veröffentlicht war.
Fatale Ähnlichkeit zu Instagram
Seit dem 24. Januar 2013 ist die Vine-App nun erhältlich, und sie erinnert fatal an Instagram. Wie beim Vorbild auch werden Aufnahmen automatisch und ohne Nachfrage online gestellt und öffentlich gemacht. Es gibt auch die Möglichkeit, zu folgen und sich folgen zu lassen und Aufnahmen mit einem Herzchen zu versehen. Und wie gewohnt können eigene Werke über Stichworte mit vorangestelltem Hashtag verschlagwortet werden.
Der Unterschied bei Vine liegt darin, dass keine Standbilder, sondern Videoclips gedreht werden. Die Länge ist fix bei sechs Sekunden.
Daumenkino, Zeitraffer und Jump-Cut-Effekt
Diese sechs Sekunden muss man nicht am Stück aufnehmen. Der Clou: So lange man den Finger auf dem Display lässt, zeichnet die App auf. Wenn man ihn vom Display nimmt, pausiert die Aufnahme. Auf diese Weise bringt man verschiedene Einstellungen in seinem Clip unter und kann eine (kurze) Geschichte erzählen. Oder man arbeitet mit Zeitraffer oder Stop-Motion, erstellt eine Art «digitales Daumenkino» oder das, was in der Filmsprache «Jump Cut» genannt wird – eine Figur wechselt unvermittelt ihre Körperhaltung oder springt im Raum.
Ohne Zweifel – Vine birgt kreatives Potenzial, indem es die aus den Harry-Potter-Filmen bekannten animierten Fotos Wirklichkeit werden lässt. Auch die nach wie vor ungebrochene Popularität der «Animated GIFs» lässt keinen Zweifel daran, dass Vine ein echtes Bedürfnis erfüllt. Wie unterhaltsam Vine im Alltag sein wird, muss sich erst weisen. Genau wie bei Instagram besteht die Gefahr, dass die echten Perlen in einer Flut von banalen Schnipseln untergehen.