Desktop-Publishing auf die offene Art

Scribus ist eine Layout­soft­ware mit Open-Source-Lizenz und einer mehr als zehn­jäh­rigen Histo­rie, die mit vielen Profi-Funk­tionen und einer relativ ein­fachen Be­die­nung auf­wartet.

Im Bereich der Layoutprogramme ist Adobe InDesign der grosse Dominator. Das Programm, das 1999 den guten, alten PageMaker abgelöst hatte, konnte in den nachfolgenden Jahren dem grossen Konkurrenten QuarkXPress erfolgreich das Wasser abgraben. Heute werden die allermeisten professionellen Drucksachen mit InDesign erstellt.

Weil Scribus Rahmen-orientiert arbeitet, kann man die Elemente seines Layouts frei auf der Seite anordnen.

Das bedeutet nicht, dass es nicht Platz für Alternativen gäbe. Scribus ist ein Layoutprogramm aus der Open-Source-Welt. Seit bald zwölf Jahren behauptet es seine Nische. Anwender von Linux und Gelegenheitsgestalter setzen auf die Software, die sich durch einen soliden Funktionsumfang und Zuverlässigkeit auszeichnet. Und auch ausserhalb seiner Community kann Scribus Achtungserfolge feiern. So wird die französische Zeitschrift «Le Tigre» mit Scribus gesetzt. Die deutsche Piratenpartei empfiehlt Scribus für die Produktion ihres Kampagnenmaterials.

Die Rahmen-orientierte Arbeitsweise

Scribus ist eine klassische Layoutsoftware, die für die Gestaltung komplexer Bild-Text-Arrangements ausgelegt ist. Wie InDesign oder QuarkXPress arbeitet sie rahmenorientiert: Anders als bei einer Textverarbeitung wie Word kann man nicht einfach drauflosschreiben, sondern muss erst einen Rahmen aufziehen, der mit Text oder Bildern gefüllt werden kann. Rahmen lassen sich frei auf der Seite anordnen, was die Gestaltungsmöglichkeiten gegenüber einem klassischen Editor stark erhöht. Für Einsteiger stellen die Rahmen allerdings erst einmal eine Herausforderung dar – denn bevor man nicht mit ihnen umzugehen weiss, kommt man auf keinen grünen Zweig.

Scribus kennt Text- und Bildrahmen. Bildrahmen werden, natürlich, mit Grafikdateien gefüllt, wobei alle gängigen Dateiformate (JPG, Tiff, PNG, aber auch EPS, PDF, GIF und PSD) unterstützt werden. In Textrahmen lassen sich nicht nur Worddateien (DOC), sondern auch HTML, ODT von OpenOffice und reine Textdateien platzieren. Textrahmen können über das Werkzeug Textrahmen verketten miteinander verbunden werden. Ist der erste Rahmen komplett mit Text gefüllt, fliesst der überzählige Text automatisch in den nächsten Rahmen. So kann man mehrere Spalten, oder aber den Rahmen mit der Überschrift mit dem Rahmen für den Fliesstext verknüpfen.

Sie steuert alles: Die «Eigenschaften»-Palette

Äusserst wichtig ist bei Scribus die Eigenschaften-Palette, die durch Druck der F2-Taste hervorgeholt wird. Mit ihr steuert man alle Attribute des ausgewählten Objekts. Bei einem Textrahmen kann man in der Eigenschaften-Palette Breite, Höhe und Position numerisch festlegen. Er kann gedreht und gespiegelt werden, Ecken lassen sich abrunden. Man legt, falls gewünscht, eine Farbe für den Hintergrund fest und kann der Umrisslinie eine Kontur und eine Farbe zuweisen.

Wichtig ist die Option Text umfliesst Rahmen, die in der Eigenschaften-Palette in der Rubrik Form zu finden ist: Sie führt dazu dass der Text in anderen Rahmen verdrängt wird, wenn der Rahmen mit der gesetzten Umfliessen-Option oberhalb des anderen Rahmens liegt (die vertikale Position wird in der Rubrik X, Y, Z bei Anordnung festgelegt). Möchte man beispielsweise ein Bild in einen Fliesstext einklinken, dann setzt man für das Bild die Umfliessen-Option, sodass es sich seinen Platz innerhalb des Textes quasi freischaufelt.

Falls Sie ein Layout mit mehreren Spalten erstellen möchten, können Sie dazu mehrere Textrahmen anlegen und diese wie oben beschrieben verketten. Es ist aber auch möglich, in der Eigenschaften-Palette für Textrahmen die Spalten-Anzahl vorzugeben. Öffnen Sie dafür die Rubrik Text, klappen Sie das Feld bei Spalten und Textabstände aus und geben Sie bei Spalten die gewünschte Zahl an. Über die Angaben bei Abstand geben Sie vor, wie viel Zwischenraum zwischen den Spalten bleibt und wie gross der Abstand zu der Kontur des Textrahmens sein soll. Diesen Abstand erhöhen Sie dann, wenn Sie eine Konturlinie verwenden, um einen Textrahmen beispielsweise als Kästchen darzustellen.

Bilder und Texte frei verformen

Rahmen müssen bei Scribus nicht rechteckig sein. Sowohl Bild- als auch Textrahmen können rund, polygon oder als Freiform angelegt werden. Um die Form eines bestehenden Rahmens zu ändern, öffnen Sie in der Eigenschaften-Palette die Rubrik Form und klicken auf Form bearbeiten. Sie können den Rahmen dann auf vielfältige Weise editieren, in eine andere Form überführen oder über Ankerpunkte frei verformen. Bei einem Textrahmen wird der Text dann in der Form umbrochen. Ein Bildrahmen maskiert das platzierte Bild. Um den Ausschnitt im Bildrahmen zu verschieben, doppelklicken Sie auf das platzierte Bild. Die Skalierung des Bildes innerhalb des Rahmens legen Sie wiederum über die Eigenschaften-Palette fest. In der Rubrik Bild wählen Sie die Vergrösserung in Prozent oder – das ist die einfachste Methode – Sie setzen die Option An Rahmen anpassen.

Als Open-Source-Projekt darf man sich von der Optik der Oberfläche nicht zu viel erhoffen. Scribus zeigt den typischen Look von den Programmen der ausgehenden 1990-er-Jahre. Die Stärken des Programms stecken indes unter der Haube – und wenn man sich einarbeitet, begegnet man auf Schritt und Tritt durchdachten Funktionen. Beim Export beherrscht Scribus den Standard PDF/X-3, der Pannen beim Druck weitgehend vermeidet. Die Druckvorstufenüberprüfung weist vor der Ausgabe auf potentielle Probleme hin. Für die Bearbeitung von Text gibt es den übersichtlichen Story Editor, der komfortables Schreiben ermöglicht und immer auch das verwendete Absatzformat anzeigt. Scribus beherrscht Profi-Funktionen wie das Grundlinienraster, das sicherstellt, dass Zeilen immer im Register, d.h. auf gleicher Höhe ausgerichtet werden. Das Programm lässt sich auch über Scripts steuern, und da als Dateiformat ein XML-Dialekt verwendet wird, können Dokumente auch relativ leicht konvertiert werden.

Besser als Word für anspruchsvolle Layouts

Fazit: Scribus ist eine ausgereifte Software, mit sich Newsletter, Magazine, Zeitungen, Newsletter, Flyer und sogar Bücher produzieren lassen. Bei anspruchsvollen Layouts ist sie definitiv die bessere Wahl als Word. Für die Einarbeitung sollte man sich jedoch genügend Zeit lassen und insbesondere das Scribus-Wiki gründlich studieren.

Scribus, kostenlos für Windows, Mac OS X und Linux:
scribus.net

Kommentar verfassen