Selbst ist der Reparateur

Die Website ifixit.com liefert Anleitungen zur Reparatur von Spielkonsolen, Macs und Windows-PCs und selbst zu kaputten Smartphones findet man Rat.

Ein wackeliger Home-Button am iPhone 4? Ein bekanntes Problem, noch häufiger als kaputtes Glas auf der Front oder Rückseite oder ein defektes Vibrationselement. Die Website ifixit.com liefert für diese Probleme Reparaturanleitungen – und zu vielen anderen Problemen. Die Website wurde 2003 in Kalifornien von zwei Studenten einer technischen Hochschule gegründet, weil das iBook des einen den Geist aufgegeben hatte. Die beiden lehnten es ab, das Gerät wegzuwerfen und durch ein neues zu ersetzen. Also haben Sie es aufgeschraubt, das Innere in Augenschein genommen, auf Ebay ein weiteres defektes Modell besorgt und Teile daraus zur Reparatur verwendet – bis das iBook wieder funktionierte.

Das Fingerspitzengefühl vorausgesetzt, tauscht man den defekten Home-Button selber aus.

Wider die Wegwerfmentalität

Einen Gegentrend zur Wegwerfmentalität zu setzen, ist aber nur ein Motiv – ohne Zweifel finden es die beiden Gründer Kyle Wiens und Luke Soules auch spannend, die Geräte auseinanderzunehmen und ihr Inneres zu erforschen. «Wer Gadgets mag, baut sie auseinander», zitiert das Magazin wired.com Kyle Wiens.

Die Anleitungen auf der Website zeigen entweder in bebilderten Anleitungen oder als Video, wie eine Reparatur vorgenommen werden muss, und geben einen Hinweis zum Schwierigkeitsgrad. Diese können bei Smartphones oder bei Notebooks durchaus beträchtlich sein. Für den erwähnten Austausch des iPhone-Home-Buttons braucht es nicht nur das richtige Werkzeug, sondern auch ein ruhiges Händchen und Fingerspitzengefühl. Die Spezialwerkzeuge und Ersatzteile gibt es übrigens bei ifixit.com. Die Website finanziert sich nämlich durch den Verkauf dieser Artikel.

Rituelle Teardowns

Die Reparaturanleitungen stammen längst nicht alle von den Gründern. Nach dem Community-Prinzip kann, wer erfolgreich eine Reparatur durchgeführt hat, dieses Wissen mit der Welt teilen. Unter Info finden sich Hinweise, wie man eine Reparaturanleitung schreibt und gute Fotos dazu schiesst. Erklärt wird auch, wie man eine «Teardown» durchführt, das heisst, ein Gerät zerlegt, um dessen Aufbau zu verstehen und nachzuvollziehen, was sich der Hersteller bei der Entwicklung gedacht haben könnte. Entsprechend nimmt die Zerlegung neuer Apple-Produkte längst rituelle Ausmasse an.

Fazit: Reparieren ist in der Tat oft besser als wegzuwerfen und Elektroschrott zu produzieren. Mit den meist sehr kompetenten Schritt-für-Schritt-Instruktionen relativiert sich auch die Aussage, dass sich die Reparatur bei moderner Computer- und Unterhaltungselektronik nicht lohnt. Fehlende Feinmotorik und das technische Verständnis für das Innenleben von Gadgets und Geräten kann die Website jedoch nicht ersetzen – die müssen unbedingt schon vorhanden sein, bevor man zum Schraubenzieher greift und Hand ans iPhone legt.

Kommentar verfassen