Wo Flickr-Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen werden

Während es bei Flickr kriselt, schwingt sich 500px.com zu Höhenflügen auf. Die Foto-Website macht vieles – aber nicht alles – besser als Yahoos angeschlagene Community.

Flickr ist auf dem absteigenden Ast. Die Foto-Website wurde 2004 gegründet, 2005 von Yahoo gekauft und wurde in den Folgejahren zum dominanten Foto-Website und -Community. 2007 wurde das zwei-milliardste Bild hochgeladen, was damals für weltweite Schlagzeilen gut war.

Das Bild stammte von Yukiko Kawabata aus Brisbane und zeigte einen toten Baum – was man rückblickend als Omen interpretieren kann. Denn seit dieser Erfolgsmeldung hat Flickr kaum mehr Erfolge zu vermelden und auch das Mutterhaus Yahoo bekommt kein Bein mehr auf den Boden. Eine Kooperation mit HPs Snapfish-Dienst brachte Flickr nicht in die Gewinnzone, und das seit 2007 gibt es kaum mehr Weiterentwicklungen auf der Site.

500px besticht mit dem gefälligen Design und vielfältigen Funktionen.

Modernes Design, vielfältige Statistiken

Von diesem Niedergang profitiert die Foto-Website 500px.com. Sie wurde 2009 in Toronto gegründet und hat inzwischen rund drei Millionen Benutzer. petapixel.com schrieb im August 2011, 500px dehne sich aus wie «Unkraut». Die Kanadier machen einiges besser als Yahoo: Sie haben von Anfang an daran gedacht, Geld zu verdienen, und in ihre Plattform einen Marktplatz eingebaut.

Über diesen Market verkaufen Fotografen Fotodrucke und hochauflösende Downloads verkaufen. 70 Prozent der Nettoeinnahmen bleiben beim Betreiber hängen. 500px kommt optisch moderner daher als Flickr, und sie bietet ein moderneres Design und die besseren Statistiken. Der «Puls» zeigt beispielsweise an, wie sich die Popularität eines Bildes im zeitlichen Ablauf entwickelt.

Das bewegt viele Fotografen zum Umstieg, und 500px macht diesen auch leicht: Die Kanadier unterbieten den Konkurrenten nämlich auch beim Preis für die Mitgliedschaft. Beim Pro-Konto von Flickr zahlt man 25 US-Dollar, die Plus-Mitgliedschaft von 500px kostet 20 Dollar und bietet einen ähnlichen Funktionsumfang.

Der eigene Laden, das personalisierte Portfolio

In der teuerste Mitgliedschafts-Kategorie «Awesome Membership» erhält man für 49,95 US-Dollar man unbeschränkten Speicherplatz, kann im Market seinen eigenen Bilder-Laden einrichten und wunschgemäss konfigurieren. Und es ist möglich, das eigene Portfolio vielfältig personalisieren und es unter einer eigenen Domäne zu betreiben.

Unter Fotos erscheinen die Bilder, so wie man sie hochgeladen hat. Als Benutzer eines kostenlosen «Basic»-Accounts kann man pro Woche maximal zehn Bilder hochladen. Grosse Organisationsmöglichkeiten hat man beim Gratisabo nicht – aber im Store verkaufen darf man seine Fotos natürlich. Und es ist möglich, unter Stories eine Art Foto-Blog zu betreiben, bei dem man seine Fotos in einen Ablauf bringt und eine Geschichte dazu erzählt.

500px ist auch eine Foto-Community: Man folgt anderen, markiert ihre Bilder als Favoriten und zeichnet gelungene Aufnahmen durch einen Klick auf die «Gut»-Schaltfläche aus. Die Aktivitäten der verfolgten Nutzer sind unter Flow ersichtlich und bei Favoriten sieht man die als Lieblinge markierten Bilder. Auf der Hauptseite sieht man die gerade populären Bilder, eine Auswahl der 500px-Redaktion, Bestseller aus dem Market, und man kann in den 28 Kategorien stöbern.

Keine Creative Commons

500px wirkt durchdacht und aus einem Guss. Trotzdem werden Flickr-Nutzer einige Funktionen vermissen: Die Suche nach Aufnahmeort ist bei Fotos mit Geotags bei Flickr einfacher. Auch fehlt die Möglichkeit, Bilder mit Creative Commons zu versehen. Dieses Lizenzmodell erlaubt es, einfach zu steuern, unter welchen Umständen ein Bild weiterverwendet werden darf.

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