Musik-Lego

Die Reactable-App ist eine Art elektronisches Instrument, dem man durch Kombination von virtuellen Klötzchen Musik entlockt.

Die App Reactable bildet auf dem iPad und auf Android-Geräten ein Synthesizer nach. Das Vorbild funktioniert mit einem Tangible User Interface, das heisst, mit einer anfassbaren Benutzerschnittstelle. Auf einem runden Tisch werden Klötzchen platziert, die untereinander in Verbindung stehen, Signale produzieren, weiterreichen, verändern und so quasi aus dem Nichts elektronische Musik oder Klangwelten generieren. Wie eine Live-Performance mit einem Reactable aussieht, kann man auf Youtube ansehen:


Bei der App fehlen naturgemäss die anfassbaren Klötzchen. Der Touchscreen ist auch nicht schlecht geeignet, das Bedienprinzip nachzubilden. Auf dem blauen Feld werden Klötzchen platziert, die generische Geräusche produzieren: Loops, Oscillators, Inputs und Sampleplays. Ein Sampleplay-Klötzchen gibt eine Audiodateiwieder. Ein Oscillator erzeugt eine Schallwelle, zum Beispiel eine Sinuskurve. Loop wiederholt eine Basslinie oder ein Rhythmuselement und Input speist externe Klangsignale in den Tisch.

Soundtüfteleien am Klangtisch

Diese erzeugenden Objekte werden mit Klötzchen verbinden, die den Klang verändern. Filter schneidet Frequenzen ab, Delay fügt Echo oder Hall hinzu, Modulator verfremdet den Klang und über Waveshaper kann man seine Klangquelle radikal verzerren. Jedes Klötzchen ist von einem Ring umgeben, über den man die Lautstärke und Parameter des Effekts einstellt. Durch doppeltes Antippen erscheint ein Dialog, in dem Wirkungsweise im Detail gesteuert werden kann.

In einem nächsten Schritt platziert man Controllers auf dem Tisch. Sie beeinflussen die Objekte in ihrer Nähe. LFO sendet niedrige Frequenzen aus, der Sequencer sendet 16tel-Noten und kann gut mit einem Oscillator kombiniert werden. Midi gibt den Input der Midi-Schnittstelle auf den Tisch. Man kann – beim Tisch – ein Keyboard einbringen. Beim iPad lässt sich auch ein Mikrofon anschliessen. Mit einem Accelerometer lässt man die Komposition auf die Lage des iPads reagieren. So kann man eine Klangquelle durch die Bewegungen des Geräts «stimulieren».

Diese Klötzchen generieren elektronische Musik. Durch Finger und Bewegen des Tablets lässt sich das Resultat beeinflussen.

Die Gobalen Controller gelten fürs ganze Stück. Das Tempo, die Tonalität, die Tonart und die Lautstärke lassen sich mit ihnen steuern.

Gesten machen Musik

Nebst den Funktionen der Klötzchen sollte man auch die Gesten kennen, mit denen man seine Objekte verschiebt, dreht, verändert und stummschaltet. Sie sind im Handbuch zu der App beschrieben.

Über das Plus-Symbol in der linken oberen Ecke öffnet man die Bibliothek, in der man seine Tische speichern, laden und mit der Community austauschen kann. Es gibt auch fünf Beispiele, die Neulingen den Einstieg erleichtern.

Erst Versuch und Irrtum, dann Musik

Fazit: Reactable ist eine faszinierende App, die allerdings ihre Tücken hat. Bis man ihr eine einigermassen wohlklingende Synthese entlockt, müssen die meisten Novizen (musikalische Wunderkinder ausgenommen) einiges an Zeit investieren, mit den Klötzchen spielen, Arrangements verwerfen und sich nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum zu einem hörbaren Resultat vortasten. Die mitgelieferten Beispiel-Tische und die populären Tables aus der Community helfen beim Verständnis eine Menge. Etwas einfacher in der Bedienung, aber weniger leistungsfähig, ist Aura Flux.

Reactable mobile (10 Franken, für iPhone, iPad und iPod Touch).
Reactable für Android im Play-Store (9.60 Franken).
Aura 2: Flux (2 Franken, für iPhone und iPad)

Die Detail-Einstellungen des Sequenzers.

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