Fotonerd-Spielzeug

Das Spiegeltele von Walimex imt 800 Millimetern Brennweite im Test: Es ist leichter und kompakter als ein klassisches Linsentele. Aber bei der fotografischen Qualität muss man Abstriche machen.

Meine neueste fotografische Errungenschaft ist ein Spiegeltele von Walimex, mit 800mm Brennweite, fester Blende 8 und natürlich manuell. Es ist mit 946 Gramm deutlich leichter als mein 170–500mm von Sigma (1440g) und auch nur halb so lang. Allerdings immer noch ein ziemlicher Trumm. Aber wer Brennweite will, muss Fotorucksack schleppen.

Das Testbild mit dem Walimex 800 Millimeter: Der Kamin des Münzkabinetts Winterthur, der um die 150 Meter vom Aufnahmestandort entfernt ist.

Die vergleichsweise kompakte Bauform rührt vor der Spiegelteleskop-Bauweise her, die man vornehmlich in der Astronomie einsetzt. Das Licht durchläuft das Objektiv dreimal. Das hat einen gewissen Lichtverlust zur Folge. Es zwingt auch zur fixen Blende, und es beeinflusst auch das Bokeh. Damit sind die unscharfen Teile des Bildes gemeint. Unscharfe Lichtquellen erscheinen nicht als mehr oder weniger gleichmässige Flecken, sondern als Ringe oder Donuts – das fällt auch sofort auf, wenn man zum ersten Mal durchs Objektiv schaut und scharfstellt (natürlich von Hand).

Apropos scharfstellen: Ich bin im Grunde kein Fan von Liveview. Am schönsten ist das Fotografieren durch den optischen Sucher. Aber zum manuellen Scharfstellen ist Liveview doch ganz praktisch, zumal man über die Plus-Taste auch in die Anzeige einzoomen kann.

Ein längerer Weg beim Fokussieren wäre der Präzision zuträglich

Die D7000 zeigt aber auch im Display an, ob der Fokus sitzt. Ich würde mir für den Fokusring am Objektiv etwas längere Wege wünschen. So muss man sehr fein drehen, um wirklich den Punkt scharf zu bekommen, den man sich vorgenommen hat. Bei dem Testbild hier sollte das das Hütchen des Kaminabzugs sein. Ganz getroffen habe ich ihn wohl nicht.

Zum Vergleich habe ich die Szene mit dem Telezoom aufgenommen:

Die gleiche Perspektive, mit dem klassischen Linsentele mit 500 Millimetern Brennweite aufgenommen.

Das Bild zeigt einen der Kamine auf dem Münzkabinett, der sich laut Google Earth in etwa 150 Metern Entfernung befindet. Beide Bilder habe im im Kontrast verstärkt und jeweils mit den gleichen Entwicklungseinstellungen durch Lightroom gejagt. Bei der Sigma-Variante ist im Hintergrund mehr vom Goldenberg zu sehen, aber letztlich gefällt mir die Walimex-Variante mit dem überhängenden Ast im Zentrum besser. Man könnte das natürlich so bescheiden, aber letztlich ist für diese Aufnahme das Walimex hervorragend geeignet.

Es ginge noch schärfer

Die Schärfe ist nicht das bare Wunder, wie folgender 1:1-Vergleich zeigt, und auch die Lichtleistung ist beim Sigma deutlich besser:

Zwei Ausschnitte in Originalgrösse: Links das Walimex, rechts das Sigma-Tele.

Bleibt die Frage, ob man so ein Objektiv wirklich braucht oder ob man sich nicht einfach ein Zweifach-Telekonverter für ein normales Objektiv besorgen sollte. Klar, könnte man. Aber abgesehen von der kompakten Bauform ist so ein Spiegeltele einfach ein schönes Fotonerd-Spielzeug mit einem ganz eigenen Charakter…

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