Der Kundendienst und die SBB

Die SBB sind unfäig, alle Bahnhöfe des Nachbarlandes in ihr System einzupflegen. Doch wenn man sich an den Schalter begibt, um dort ein Billett zu einer nichtvorhandenen Ortschaft zu kaufen, wird man mit einer Extragebühr bestraft.

Ich bin ein erklärter Bahnfan. Allerdings, jedes Mal, wenn wir aus familiären Gründen ins schöne Bayerisch-Schwaben fahren, kommt mir die Galle hoch. Man würde mit Dampflok und einem preussischen Abteilwagen befördert werden, wenn das Rollmaterial genauso rückständig wäre wie das Ticket-System. Unser Ziel ist die Stadt Höchstädt an der Donau, die nicht nur über einen eigenen Bahnhof verfügt, sondern auch über ein Schloss und sechseinhalbtausend Einwohner.

Das Schloss dient der Erbauung, der Kundendienst der SBB eher nicht.

Das Schloss wurde zur Erbauung des Pfalzgrafs Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg gebaut und ist eine Attraktion, zumal die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung es aufwendig renoviert hat. Ausserdem kann man in Höchstädt an den Donau-Auen lustwandeln oder die imposante Umfahrung bewundern, die nach einem jahrzehntelangen Hickhack nun endlich gebaut wird.

Lieber doch nach Mannheim

Kurz: Es gibt Gründe, dieses Höchstädt als Destination auszuwählen. Die Schweizerischen Bundesbahnen sind jedoch leider nicht dieser Meinung. Sie haben es der erstmaligen Erwähnung der Ortschaft 1081 bzw. seit ihrer eigenen Gründung 1902 nicht geschafft, Höchstädt in ihr System einzupflegen, obwohl sie per Bahn innert weniger Stunden erreichen kann und die Züge an einem eigens dafür gebauten Bahnhof anhalten.

Per Internet Tickets zu kaufen, hat kein einziges Mal geklappt. Weil Plan&Spar nicht via Internet erhältlich war oder es wird die Preisauskunft oder der Kauf verweigert. Wenn man am Schalter danach fragt, erlebt man Schalterbeamte, die hilflos an ihrem Computer herummurksen und einem zu verstehen geben, dass man doch lieber nach Mannheim fahren soll. Wenn man das nicht tun will, kann man das Ticket in Ulm selbst kaufen oder bis Donauwörth lösen.

Schaltergebühr?

Diese deplorable Leistung soll man mit zwanzig Stutz entlohnen. «Schaltergebühr» nennt sich das. Und ich verstehe nicht, warum die Bahnkunden hierzulande sich nicht lauthals dagegen wehren. Ich habe das getan, indem ich laut den «Manager verlangte». Der mir die Schaltergebühr dann grosszügig erliess, da man die Verbindung ja tatsächlich nicht per Internet kaufen könne. Das gilt aber nicht für Leute, die sich im Griff haben und entsprechend nicht laut werden.

Das Ticketsystem ist und bleibt eine Katastrophe, was die SBB nicht davon abhält, die Preise saftig anzuheben. Man hat still und leise die Plan&Spar-Vergünstigungen abgeschafft (siehe dazu auch «SBB und die teureren Auslandtickets» bei chris-weblog.com), was (mit Schaltergebühr) einer Preiserhöhung um ein sattes Drittel entspricht. Auf Twitter wurde mir empfohlen, den Ticketkauf zu splitten und Tickets für die Schweiz und Deutschland separat zu kaufen.


Darauf wird es wohl künftig hinauslaufen. Es bleibt der Ärger darüber, als Kunde mal wieder nicht der König, sondern der Trottel gewesen zu sein.

3 Kommentare zu «Der Kundendienst und die SBB»

  1. Schwer zu glauben! – Höchstädt an der Donau existiert im Online-Fahrplan der SBB und genauso in dem der DB. Hab’s grad überprüft. Könnte es da nicht sein, dass es am Buchstabieren lag? Bei zwei Umlauten und einem dt wäre das nicht auszuschliessen. Es ist ebenfalls nicht auszuschliessen, dass einer aus Grosshöchstetten im Emmental am Mannheimer Bahnhof mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hätte.

  2. @Markus Das Problem ist ja nicht der Online-Fahrplan, sondern das Buchungssystem, das die Leute am Schalter benutzen. An den Umlauten dürfte es nicht liegen, weil sonst noch nie jemand ein Billett nach München hätte kaufen können…
    @railservice Das Problem mit dem Kauf via DB klappt, aber nur, wenn man von einem Grenzbahnhof losfährt. Von anderen Bahnhöfen muss man die Fahrt splitten. Kann man tun, möchte man aber u.U. nicht.

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