Das Internet als Soundfundgrube

Einige Tipps zu Plattformen, die sich mit dem Soundtausch für Musiker widmen, Titel mit Creative-Commons zur freien Verwendung anbieten oder Klangeffekte und Ambient-Sound bereithalten –für Audioproduktionen und einfach zum Vergnügen.

Das Internet bevorzugt Augenmenschen – unzählige Foto-Websites, Videoplattformen, Blogs und Texte gibt es visuell zu geniessen. Unterhaltung für die Ohren gibt es wenig – wenn man von Webradios und einigen Audio-Podcasts absieht. Und einigen feinen Plattformen rund um Musik und Audio, von denen hier einige vorgestellt werden:

jamendo.com

«Entdecke den wahren Wert der freien Musik», ist das Motto der Luxemburger Plattform Jamendo.com. Sie bietet alternative Musik, ein neues Vertriebsmodell – und ganz viel legalen, kostenlosen Sound. Frei bedeutet im Kontext dieser Plattform, dass es um Musik geht, deren Rechte nicht von Verwertungsgesellschaften wie der Schweizer Suisa oder der der deutschen Gema vertreten werden.

Die Lizenzierung erfolgt nicht exklusiv und wird vom Künstler gesteuert. Er gibt seine Werke unter einer Creative Commons-Lizenz und bestimmt die Nutzungsmöglichkeiten über Jamendo. So kann die kommerzielle Nutzung eines Tracks erlaubt oder verboten werden, ebenso Remixes.

Ob Filmmusik oder Electronica – das Angebot der freien Musik auf Jamendo.com ist umfassend.

Für die Nutzer der Site hat das den Vorteil, dass sie viele Titel kostenlos und legal herunterladen und anhören dürfen – und je nach Track ist auch die Weitergabe und Vorführung unter den genannten Bedingungen erlaubt. In aller Regel ist das die namentliche Erwähnung des Künstlers.

Das bedeutet, dass man auf Jamendo auch Musik findet, die man gefahrlos in Podcasts oder als Soundtrack eines Youtube-Videos verwenden darf, zumindest bei nichtkommerziellen Projekten. Für kommerzielle Produktionen kann eine kommerzielle Lizenz erworben werden – unkompliziert per Mausklick.
Auf der Plattform gibt es eine breite Palette an Musik zu hören. Die populärsten Genres sind Rock und Pop, Songwriting, Jazz, Hip Hop, Lounge und Dance, resp. Electro.

soundcloud.com

Soundcloud.com ist eine Plattform, die drei Funktionen erfüllt. Erstens bietet sie ein Hosting für Musikdateien und Audio-Aufnahmen. Beim kostenlosen Account kann man maximal 120 Minuten Audio hochladen. Für grössere Ansprüche gibt es vier Bezahl-Accounts, wobei der teuerste für 500 US-Dollar pro Jahr unlimitierten Speicherplatz beinhaltet. Die hochgeladenen Tracks lassen sich einfach über ein Widget in einem Blog oder einer anderen Website einbinden.

Zu jedem Track können ein Album-Cover, eine Creative-Commons-Lizenz und diverse Metadaten gesetzt werden. Der Download jeden Tracks lässt sich erlauben oder verbieten. Soundcloud versteht sich nebst den üblichen komprimierten Audio-Formaten wie MP3 auch auf die unkomprimierten Formate wie WAV und Flac, sodass Tracks in maximaler Qualität bereitgestellt werden können. Die Statistik weist aus, wie oft ein Track abgespielt oder heruntergeladen wurde.

Zweitens ist Soundcloud eine Community: Man kann Leuten folgen, selbst gefolgt werden, und man rückt sich in einem öffentlichen Profil ins richtige Licht. Eine weitere Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden, bieten die Gruppen. Sie führen Tracks nach Genre oder nach Region zusammen.

Auf Soundcloud lassen sich Audioaufnahmen unkomprimiert weitergeben und sekundengenau kommentieren.

Drittens erlaubt es die Plattform, Musikern per Internet zusammenzuarbeiten. Tracks lassen sich auch privat bereitstellen. Und es ist möglich, Kommentare in der Wave-Form (d.h. der visuellen Repräsentation einer Audioaufnahme) sekundengenau an einer bestimmten Stelle zu platzieren. Das vereinfacht es ungemein, über einzelne Passagen zu diskutieren, etwa, wenn es um den Feinschliff bei einem Track geht. Musiker können eigene Stücke auch für einen Remix-Contest in die Arena führen…

Für Soundcloud existiert eine iOS-App (kostenlos für iPhone und iPad). Die App kann zur Wiedergabe, aber auch zum Aufnehmen und Hochladen von Tracks genutzt werden.

audioboo.fm

Diese Plattform ist, wie soundcloud.com auch, eine Plattform zum Tauschen und Veröffentlichen von Audioaufnahmen. Es steht aber weniger die Musikproduktion, als vielmehr das einfache Aufnehmen und Publizieren im Vordergrund. Es gibt Apps fürs iPhone und Android zur Verfügung und falls ein Mikrofon vorhanden ist, kann auch direkt im Browser mitgeschnitten werden. Die Aufnahmedauer ist auf fünf Minuten beschränkt. Aufnahmen werden mit Tags, Fotos und dem Aufnahmeort versehen. Audioboo.fm wird gern von Podcastern benutzt, um Hörerreaktionen entgegenzunehmen.

Es existiert eine kostenlose App für iPhone und iPad.

Mit AudioBoo via Smartphone gesprochene Grüsse weitergeben.

Freesound.org

Die Plattform ist eine Plattform für Soundjäger und -sammler. Also für Leute, die mit Mikrofon und Aufnahmegerät ihre Umgebung erkunden und Naturklänge, Tiere oder die Geräuschkulissen in Städten einfangen. Man nennt das gelegentlich auch «Soundseeing» oder «field-recording».
Auf freesound.org finden sich viele Aufnahmen aus Grossstäden, die typische akustische Impressionen vermitteln – quietschende Eléctricos in Lissabon, die Metro in Paris oder Lautsprecherdurchsagen über dem Stimmengewirr am Hauptbahnhof Zürich.

Diese Aufnahmen können einfach so, zum Vergnügen angehört werden, und eignen sich bestens, um die Stimmung an einem Fleckchen Erde zu evozieren. Sie können auch als Ambient-Track für Audioproduktionen genutzt werden. Bei Hörspielaufnahmen oder Gesprächen wird eine solche Tonspur in den Hintergrund gelegt, um die gewünschte Stimmung zu erzeugen. Es gibt auf freesound.org auch die klassischen Geräuscheffekte. Nebst dem notorischen Donnergrollen, Pistolenschüsse und Fehlzündungen, klirrenden Schwertern und surrenden Laserstrahlen gibt es natürlich auch Pferdegewieher, kreischende Frauen und schreiende Babys – also alles, was man für Audio- und Video-Vertonungen so braucht.

Die Creative-Commons-Lizenz gibt Auskunft über die Nutzungsregeln und darüber, ob eine Aufnahme kommerziell verwendet werden darf oder nicht. Die Suche ist über die Tags, die Beschreibung oder über technische Merkmale der Aufnahmen (Format, Länge, Sample-Rate und Bit-Tiefe) möglich. Wenn Sounds aus einer bestimmten Gegend oder Stadt gefragt sind, kann man auch über die Weltkarte nach Sounds (mit einem Geo-tag suchen).

Mit Freesound lässt es sich auf akustische Entdeckungsreise gehen.

2 Kommentare zu «Das Internet als Soundfundgrube»

  1. Zum nebenbei neue Musik Entdecken gibt es auch noch ein paar schöne Musik Meta Blogs. Die funktionieren meist so, dass man hinsurft, eventuell den Musikstil aussucht und dann Play drückt. Dann spielen sie Songs von Musik Blogs und / oder der Soundcloud und co. (meistens gibts auch eine mobile App):

    http://shuffler.fm/

    http://wearehunted.com/

    http://epitonic.com/

    Auch spannend das ex.fm Plugin. Dies sammelt während dem Browsen Songs, die es auf den Seiten findet. Im Player werden die dann wie in einem Musikplayer aufbereitet.
    http://ex.fm

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