Leichenfledderjournalismus

Die Medien haben sich bei der Berichterstattung über den Tod von Muammar al-Gaddafi von ihrer blutrünstigen und rachesüchtigen Seite gezeigt.

Wie uns die Medien zugetragen haben, ist die Welt um einen Diktator ärmer. Es gab das Bild des toten Diktators gestern auf der Website von Tagi online zu sehen und heute druckt es die «Aargauer Zeitung» gross auf die Front: Seht her, er ist erlegt!

Ein Bild auch mal nicht bringen.

Schade, dass der Mut gefehlt hat, einmal ein Bild nicht zu bringen. Denn was ist die Botschaft eines solchen Fotos? Freude, dass die Herrschaft dieses Despoten ein Ende hat? Oder vielmehr Triumph darüber, wie das Ende ausgefallen ist?

Diktatoren mit Rechtsstaatlichkeit begegnen

Ich bin der Meinung, dass man Diktatoren mit Recht und Rechtsstaatlichkeit begegnen muss. Man sollte sie nicht zur Strecke bringen, sondern vor Gericht. Das galt auch bei Osama bin Laden. Immerhin haben die Amerikaner es sich verkniffen, ein Beutefoto zu veröffentlichen.

Es gäbe, nur so am Rande bemerkt, die Genfer Konvention, die die Zurschaustellung von Kriegsgefangenen verbietet. Jetzt kann man natürlich darüber streiten, ob das auch bei toten Kriegsgefangenen und für Diktatoren gilt. Wie auch immer man zu dieser Frage steht, sollte man sich in den Schweizer Redaktionsstuben doch darauf einigen können, dass Menschenwürde eine gute und wichtige Sache ist. Zumal dort auch immer gern Artikel geschrieben werden, die diese Menschenwürde von Chinesen, Libyern und wem auch immer einfordern. Schaut mal in den Spiegel.

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