Formspring (und andere Ego-Communities)

Auf Formspring.me stellt man sich gegenseitig Fragen und auf threewords.me lässt man sich in drei Worten beschreiben. Ist das Social-Media-Unfug für Jugendliche oder bringt es echten Erkenntnisgewinn?

Online-Communities wecken in uns allen den Selbstdarsteller und Narzissten. Es hat einen ganz besonderen Reiz, sich über Fotos und Status-Updates ins rechte Bild zu rücken – denn schliesslich schaut (fast) die ganze Welt zu. Da ist es nur folgerichtig, dass einige Web-Communities sich ganz der gegenseitigen Ego-Pflege widmen.

Formspring.me ist eine Community, die es schon seit knapp zwei Jahren gibt. Man kann hier wunderbar Promi spielen: Man wirft sich gegenseitig Fragen an den Kopf, die dann beantwortet werden – oder auch nicht. «Hast du einen Führerschein?» «Welche Oreos schmecken am besten?» «Wie lautet der Plural von Index?» «Was ist der erste Film, den du gesehen hast?» «Was war zuerst – das Huhn oder das Ei?»

Das klingt wie «Wahrheit oder Pflicht?» – nur langweiliger, weil die Pflicht wegfällt. Formspring richtet sich denn auch vor allem an Teenager und junge Benutzer, und ist mehrfach im Zusammenhang mit «Cyber-Bullying» (Diffamierungen per Internet) in den Medien aufgetaucht. Es gibt immerhin die Möglichkeit, anonyme Fragen oder User zu blockieren. Trotz der Kritik bleibt Formspring so populär, dass andere Online-Communities auch mit Frage-Funktionen aufwarten. Der Twitter-Konkurrent Tumblr.com hat anfangs 2010 beispielsweise den «Ask me»-Knopf nachgerüstet. Und sogar Facebook hat inzwischen eine «Frage»-Funktion.

Sich in drei Wörtern beschreiben?

Eine Social-Media-Plattform, die dem Teenager-Alter entwachsenen Menschen noch unsinniger erscheint, ist threewords.me. Hier geht es darum, sich gegenseitig in drei Wörtern zu beschreiben. rawr_it ist bissig, kreativ und verträumt. mrskittekat90 ist verlogen, hübsch, und besserwisserisch. iwona_w ist geil, klug und nervig – der Weg zum Bullying ist bei threewords.me noch kürzer als bei formspring.me.

Die «me»-Communities als Hort für Egomanen und Oberflächlichkeit. Auf about.me stellt man eine Art Visitenkarte ins Netz, und sieht im «Dashboard», wie viele Leute sich darauf verirrt haben.

Fakten preisgeben, die niemanden interessieren

Noch unverblümter ist die Selbstdarstellung auf facto.me: Hier gibt man Fakten preis, nach denen niemand gefragt hat: Renato mag Fussball nicht. Stephanie ist cool. Brians liebstes Essen sind Spaghetti, das zweitliebste Essen sind auch Spaghetti. Und Matthews erster Computer war ein Titanium Powerbook G4.

Und damit ist auch die Frage im Lead zu diesem Beitrag ausreichend beantwortet.

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