Kürzlich bin ich über ein neues Nerd-Spielzeug gestolpert. Es heisst Pixelbender, stammt von Adobe und ist eine Schnittstelle zu Photoshop, Flash und After Effects. Der Name scheint mir äusserst treffend, denn was Pixel Bender tut, ist Bildpunkte durch die Mangel zu drehen.
Das geschieht dank Hardwarebeschleunigung sehr zügig. Die Erweiterung nutzt automatisch die Möglichkeiten, die je nach Hardware vorhanden sind, beispielsweise Bildberechnung mittels GPU. Mit potenter Schützenhilfe schafft es Photoshop, aufwändige Effekte in Echtzeit zu berechnen. Oder, bei sehr grossen Bildern, mit kurzer Wartezeit. Die Effekte lassen sich dynamisch auf Videos anwenden. Ein Beispiel für ein Video, das man während der Wiedergabe mit wählbaren Pixel-Bender-Effekten verfremden kann, findet sich auf brooksaus.com.
Möglich ist auch, Flash-Filme mit «live»-Effekten auszustatten. Ein Beispiel dafür findet sich in David Lenaerts’ Blog, wo ein Rauchfähnlein dem Mauszeiger folgt.
Adobe stellt für Pixel-Bender eine Entwicklungsumgebung bereit, das Pixel Bender Toolkit (Pixel Bender Toolkit 1.5.1 (Mac) und Pixel Bender Toolkit 1.5.1 (Win)). Damit kann man in einer C-ähnlichen Sprache selbst Filter entwickeln und diese in Photoshop auf eigene Bilder anwenden. Man kann eigene Filter zwar schon seit Längerem mit Filter Factory oder FilterMeister kreieren, aber diese Produkte waren doch eher halbherzige Unterfangen von Hobby-Entwicklern und limitiert in ihren Möglichkeiten.
Zwölf teils eindrückliche Demo-Effekte
Da ist Adobes Ansatz doch spannender. Man braucht für den eigenen Photoshop-Filter Photoshop CS4 oder CS5, die bereits erwähnte Entwicklungsumgebung und das Pixel-Bender-Plug-In für Photoshop (Pixel Bender für Photoshop CS5, Pixel Bender für Photoshop CS4). Das Plug-In steht in Photoshop nach der Installation unter Filter > Pixel Bender > Pixel Bender Gallery zur Verfügung. Zwölf Demo-Effekte sind vorhanden. Convergence beispielsweise simuliert hübsch eine chromatische Aberration, Fisheye die kugelförmige Bildverformung, die ein Fischaugen-Objektiv bewirkt, Smudge bringt einen raffinierten Wellen-Effekt ins Bild und mit Tube entsteht ein verwirbelter Tunnell-Effekt.
Interessanter ist die Frage, wie man eigene Effekte programmiert. Das lässt man sich am besten von Kevin Goldsmith erklären. Er ist der Chefentwickler in Adobes Image-Foundation-Team und erklärt das in Text- und Videoform in Adobes Pixel Bender Technology Center.
Eigene Filter programmieren
Programmiert wird in einer C-ähnlichen Sprache, sodass es für eigene Versuche natürlich hilfreich ist, wenn man zumindest eine vage Ahnung der Sprache hat.
Ist das der Fall, erfährt man in dem knapp halbstündigen Video zu den Grundlagen genügend über die Syntax der Sprache. Goldsmith erläutert, wie man Pixel für Pixel im Bild verändert, eine Farbmanipulation und eine Umwandlung in Graustufen vornimmt. Schieberegler zur Steuerung des Filters lassen sich simpel über ein Parameter-Statement erzeugen. Diese Parameter können bei der Verwendung des selbstprogrammierten Filters in Flash über ActionScript verändert werden.
Per «Run» wird er Filter aufs Bild losgelassen
Über den Run-Befehl führt man seinen Filter aus und kann ihn «live» an einem der sieben Beispielbilder ausprobieren.
Nebst den programmiererischen Vorkenntnissen müsste man auch eine Vorstellung der Algorithmen haben, die man für Bildbearbeitung einsetzen könnte. Da wird es naturgemäss sofort unangenehm mathematisch. Was man als Anfänger hinkriegt, ist, ein Bild in Graustufen zu wandeln oder den einen oder anderen Farbeffekt zu erzeugen (da kann man am mitgelieferten Sepia-Filter herumbasteln oder mit dem Invert RGB-Beispiel experimentieren. Wenn man ein brauchbares Resultat erzielt hat, kopiert man es einfach vom Ordner C:\Program Files\Adobe\Adobe Utilities\Pixel Bender Toolkit\pixel bender files in den Ordner C:\Program Files\Adobe\Adobe Photoshop CS4\Pixel Bender Files und kann es dann über Filter > Pixel Bender > Pixel Bender Gallery in Photoshop nutzen.
Bleibt die Frage: Lohnt sich der Zeitaufwand? Die ehrliche Antwort: wahrscheinlich nicht. Es gibt eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass man mit viel Aufwand Banales produziert und am Schluss vielleicht sogar frustriert ist – die Materie ist sehr komplex. Wer nicht auf den unmittelbaren Nutzen aus ist und etwas mehr darüber wissen möchte, was hinter den Kulissen seiner Bildbearbeitungssoftware passiert, sollte zwei, drei Stündchen mit dem Nerd-Spielzeug namens Pixel Bender verplempern…