Eines der coolsten Softwareprojekte, dem ich in letzter Zeit begegnet bin, ist Peacock. Das Programm wird vom Hersteller als Visual Laboratory verkauft, und genau das ist es: Man wirft optische Versatzstücke zusammen, gibt vor, wie diese mit einander reagieren sollen, und hat, im Idealfall, am Ende ein Resultat mit berauschender Wirkung. Salopp gesagt: Es ist ein Drogenlabor für digitale Rauschmittel, die am Bildschirm konsumiert werden.
Etwas weniger salopp gesagt: Peacock gehört in die Kategorie der Bildgenerierungsprogramme und damit zu Software wie Kandid, Chaoscope oder ContextFree (ich habe diese Programme vor vier Jahren im «Publisher»-Artikel Pixelkunst aus dem Elektronenhirn vorgestellt). Man kennt es auch von Filter Forge für Photoshop.
Generatoren mit Effekten und Controllern verschalten
Man nimmt in Peacock so genannte Generatoren her, die Formen und Farben erzeugen: Perlin Noise macht ein Wolkenfeld, Coons Patch ein Gitter, Spirolina ein Spiralmuster, Fractals Fraktale, Terrain eine Art Gelände, und so weiter.
Nun gibt es auch Effekte und Controllers, mit denen man Veränderungen an seinen Versatzstücken vornimmt. Dazu verknüpft man einen Effekt per Maus mit einem Generator. Über Controller wie den Blender oder Join Channels lassen sich mehrere Generatoren zusammenführen und das fertige Resultat sendet man an die Canvas (Leinwand).
Das Konstruktionsprinzip mit verknüpften Modulen kennt man auch von Mashup-Anwendungen wie Yahoo Pipes. Der Vorteil gegenüber traditionellem Compositing in Photoshop oder einer anderen Bildbearbeitungssoftware liegt darin, dass man alle Parameter jederzeit ändern kann. Über UI Elements kann man auch Slider (Schieberegler) oder Color Picker (Farbwähler) in sein Werk einbauen und es interaktiv gestalten.
Nicht jedes Experiment glückt
Bei ersten Versuchen stellt man schnell fest, dass nicht jede Mischung berauscht. Man muss sich in die Software einarbeiten, die Werkzeuge kennen lernen und viel herumexperimentieren, bis ein einigermassen brauchbares Resultat entsteht. Es hilft, sich die Demo anzusehen, das «Light Wallpaper», das die Leistungsfähigkeit zeigt, aber auch die Komplexität: Es ist aus mehr als vierzig Modulen zusammengepuzzelt und sieht im Resultat so aus:
Es hilft bei Experimenten erst eine relativ kleine Canvas-Grösse zu wählen, dann laufen Berechnungen schneller ab.
Peacock läuft als Webapp im Browser und lässt sich ohne Installation online testen. Die fertige Version soll dann via Adobe AIR dann auch als Desktop-Programm benutzt werden.
Und, ach ja: Wenn jemand ein ähnliches Produkt für Audio kennt, dann lasst mich das doch bitte wissen! Ich suche nach einem digitalen Baukasten für Ambient-Sounds.