WP7¹

Das Optimus 7 (Typenbezeichnung LG-E900) mit Phone 7 im Test: Microsoft ist ein grosser Wurf gelungen und das neue Smartphone-Betriebssystem eine echte Bedrohung für Android.

Das ist sinnvoll für ein Mobilgerät mit kleinem Display. Aber ich bin überzeugt, dass auch am Desktop die Zeit für die Dialogboxen und Menüs abläuft. Man sieht das bei Browsern wie Chrome, Internet Explorer 9 und Firefox 4 oder bei Programmen wie Office 2007/2010 mit dem «Ribbon» oder bei Adobe Lightroom mit seinem Panel-Layout.

Natürlich dauert die Abkehr von den alten Konzepten am PC länger, weil all die enorm umfangreichen Programmpakete nicht von einem Tag auf das neue Paradigma umgekrempelt werden können. Das braucht seine Zeit. Aber nun ist es definitiv so, dass die Mobilwelt den Takt angibt und die Desktop-Welt hinterherhinkt.

Apple ist im Vergleich weniger kreativ

Apples Ideen für Mac OS X 10.7 alias «Lion» sind da nur ein weiteres Indiz: Das Launchpad, das Anwendungen «im iPad-Style» startet. Vollbild-Anwendungen – das ist eine Ver-iPad-isierung des Mac OS. Allerdings nicht sonderlich kreativ. Da müsste man sich für die grossen Bildschirme vielleicht doch etwas mehr einfallen lassen.

Die Optik des Metro UI gefällt mir, ganz ehrlich, besser als die des iPhone. Schlicht, fast spartanisch, ohne Menüleiste, Linien, Rahmen, spiegelnde Flächen, Pseudo-3-D-Effekte und ähnlicher Ballast. In einem Hub steht als eine Art «Headline» der Name des Hubs, zum Beispiel «Kontakte». Er bewegt sich mit, wenn man per Wischbewegung durch das Panorama wandert und verdeutlicht so diese Bewegung. Es gibt dezente, flüssige Animationen, die zugleich helfen, die Bedienkonzepte zu verstehen. Das ist ein Konzept aus einem Guss, solide umgesetzt. Im Vergleich erscheint Android umso wirrer und verzettelter.

An dieser Stelle ist ein dickes Lob angebracht: Microsoft hat weitergedacht und es den Chaoten von Google gezeigt. Und auch vor Apple braucht man sich nicht zu verstecken.

Schlechte Lesbarkeit

Kritisieren muss man die manchmal zu wirren Hintergründe. Beim Marketplace sind manche Dinge schlicht kaum zu lesen.

… oh, gerade sehe ich, dass der Hintergrund ausgetauscht wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass der von den Titeln abhängt, die bei den Top-Apps im Schaufenster stehen.

Hubs

Bei Hubs scheint sich Microsoft den alten Traum verwirklichen zu wollen, nicht die Anwendungen ins Zentrum zu stellen, sondern die Daten. Das hat der Softwarekonzern auch schon bei Windows versucht. «OLE» (Object Linking and Embedding) sollte so funktionieren, dass Module beliebig kombiniert werden können. Braucht man in einem Dokument eine Tabelle, klinkt man die via Excel ein. Bilder gelangen via Bildverarbeitungsmodul in das, was man 1992 «Verbunddokument» genannt hat.

Eine gute Idee, die leider fadengrad in die Hose ging. Auch bei Apple, die ein Projekt namens «OpenDoc» 1997 eingestellt haben.

Bei den Hubs könnten Microsofts Pläne aufgehen

Bei den Hubs könnte die Sache allerdings aufgehen. Die Hardware ist heute viel leistungsfähiger (die jüngste Smartphone-Generation hat einen Gigahertz-Prozessor) und die Integration ist am Handy weniger komplex als bei Desktop-Workstations.

Hubs integrieren Daten aus verschiedenen Quellen an einem Ort. Beim Bilder-Hub erscheinen die Fotos der Kamera, aber auch die Bilder, die meine Facebook-Freunde in ihren Profil posten. Über das Metro UI sehe ich einen Strom aller Fotos, kann aber auch via horizontales Scrollen, zwischen Favoriten, jüngsten Bildern oder den Bildern eines bestimmten Datums wählen.

Auch die Daten der Apps von Drittherstellern sollen, falls ich das richtig begriffen habe, in die Hubs einfliessen. Das gefällt mir als Idee gut. Wie es sich in der Praxis bewährt, wird sich zeigen müssen. Es gibt die latente Gefahr, dass das aus dem Ruder läuft und bloss unübersichtlich und unpraktisch wird. Da wird sich zeigen müssen, wie gut Microsoft die Dinge im Griff hat, die Dritthersteller in die Hubs einklinken.

Das Mail ist nicht zu Ende gedacht

Schade: Die beiden E-Mail-Konten, die ich eingerichtet habe (Hotmail und GMail) erscheinen als separate Hubs, nicht als integrierter Mail-Hub. Das ist nicht zu Ende gedacht. Dieser Ausrutscher dürfte sicherlich mit einem der kommenden Updates behoben werden.

Die Hubs erscheinen auf dem Startbildschirm als Kacheln (Live Tiles), die man anordnen kann, wie man will. Dazu tippt man eine Kachel lang mit dem Finger an, worauf sie grösser wird und sich verschieben oder entfernen lässt. Durch Tippen auf die Home-Taste beendet man die Umsortierung, genau wie beim iPhone.

2 Kommentare zu «WP7¹»

  1. Was ich mich eigentlich nur noch Frage ist ob es die Sachen geben wird, die ich unbedingt brauche nämlich – Navigation (TomTom/Route66?), Tithering und natürlich leckere Apps

  2. “Gut gefällt mir, dass manche Tasten (Leertaste, Enter, Backspace) einen etwas anderen Ton auslösen. Ein Detail, das bei Tippen ungemein hilft.”
    Ein Feature, das ich mir beim iPhone seit Ewigkeiten wünsche. Damit ich wenigstens höre, dass ich statt eines Leerschlags wieder mal ein b oder n getippt habe.

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