DRS3: Bitte abschalten!

Ich war früher ein riesiger Fan des dritten deutsch­schwei­zer Radio­pro­gramms der SRG. Das ist vorbei: Es klingt heute wie das hin­ter­letzte Privat­radio.

Ich höre viel, aber nicht nur Radio Stadtfilter. Mein Zweitsender ist DRS3. Wobei ich kurz davor stehe, diese 25-jährige Beziehung zu beenden. Wenn ich mich undiplomatisch äussern darf (was ich in meinen eigenen Blog natürlich darf): DRS3 ist einfach nur noch Scheisse.

Fällt immer mehr aus dem Rahmen.

Wobei ich sogar in meinem eigenen Blog so weit gehe, ein so harsches Urteil zu begründen:

  • Das Musikprogramm ist lieblos, die Musikauswahl beliebig. Britney Spears, Modern Talking und nach dem unrühmlichen Ausgang der Minarett-Abstimmung «Loser» von Beck. Das ist unfreiwillig unkomisch.
  • Es gibt viel zu viel chotzblöden Sauglattismus.
  • Das gleiche Adjektiv gilt auch für die unübersehbaren Tendenzen zur Boulevardisierung.
  • Jeder Moderator ist auch ein Komiker. Ein schlechter, meistens. (Ausnahme: Mona Vetsch)
  • Zu viel Wetter, zu viel Sport und generell zu viel Redundanz. Radio für Leute mit einem Aufmerksamkeitsdefizit.
  • Patriotische bzw. nationalistische Untertöne. Wenn ein Schweizer einen Hang runterrutscht und dabei schneller ist als die Nichtschweizer, kriegen sich die bei DRS3 fast nicht mehr ein. Die Berichterstattung zu Roger Federer gehört in die Kategorie journalistischer Blowjob.
  • Wenn mir für jede dümmliche Platitüde in der Moderation eine Monatsgebühr geschenkt würde, bekäme ich in diesem Leben von der Billag keinen Einzahlungsschein mehr.
  • Und muss man wirklich jeden Hafenkäse bis zum Abwinken anteasern?

Klar, komplett am Massengeschmack vorbeisenden geht nicht

Ich verstehe, dass sich der Sender zu einem gewissen Grad am Publikumsgeschmack orientiert. Das begünstigt offenbar ein gewisses Programmschema und führt dazu, dass sich kommerzielle Privatradios und gebührenfinanzierte Sender annähern. Allerdings hat DRS3 eine fatale Überanpassung vollzogen. Das Bedürfnis, dass DRS3 heute erfüllt, kann per sofort von jedem beliebigen Privatradio in der Schweiz erfüllt werden. (Programmleiter Robert Ruckstuhl kam 2000 vom Privatsender «Radio Zürisee» zu Radio DRS.) Umgekehrt gibt es Sender, die das, was gemeinhin als «Service Public» bezeichnet, besser machen: Stadtfilter in Winterthur, zum Beispiel (Disclaimer: Ich bin Mitglied, Mitarbeiter und Aktionär von Radio Stadtfilter).

Kurz: Als Hörer, der den Start DRS3 1983 als radiophonen Urknall erlebt hat, halte diesen Sender inzwischen für überflüssig. Abgesehen vom Abendprogramm (das ich quasi nie höre) und von Sendungen wie «Fokus» hat DRS3 seine Existenzberechtigung verspielt.

Etwas Neues wagen?

Wieso also nicht den Sender abschalten und mit dem Budget von 25 Millionen Franken pro Jahr etwas Neues wagen? Beispielsweise eine Förderung von «neuen Medien» wie Podcasts und Webradios. Das hätte eine garantiert um Welten vielfältigere, kreativere und informativere Medienlandschaft zur Folge als dieser lieblose Mainstream.

12 Kommentare zu «DRS3: Bitte abschalten!»

  1. Sehr treffend! Höre seit Jahren kein DRS3 mehr. Nur noch Sounds als Podcast.

    In der Aufzählung fehlen noch die oberdoofen Spiele, die seit gefühlten 100 Jahren immer noch die selben sind.

  2. Also ich bin ein bisschen empört, dass ihr glaubt, DRS3 sei besser als NRJ. Was habt ihr für ein Problem mit Energy? Ich meine es ist das meistgehörte Privatradio der Schweiz…

  3. @sbeietter
    Quantität hat nichts mit Qualität zu tun. Energy ist unerträglich. (Moderation und Musik)

    Als Alernativ-Programm zu DRS3 empfehle ich Virus oder das österreichische FM4.

  4. Matthias spricht mir da aus dem Herzen! Mit so viel Geld könnte man so gutes Radio machen.. Wer aktiv an der Gestaltung der Schweizer Radiolandschaft teilnehmen will, kann dies beim user-generierten Programm von Open Broadcast (Disclaimer: wo ich Mitarbeiter bin).

  5. die ganzen staatssender nerven: drs3 sowieso. sei es aus oben gennanten gründen – oder dass JEDEN VERFUKKTEN samstag diese unsäglich urischwyz&untergang kommt. drs2 wegen dem spartenprogramm – und drs1 – das eigentlichnoch gut wäre – bringt JEDEN VERFUKKTEN aben dieses doofe pirandao-kinderprogramm genau zu DER zeit, wo der bö nach hause kommt, in der küche kocht und eigentlich gerne news oder infos oder sonstwas losen würde.

  6. @Christoph Ich finde NRJ gar nicht so schlecht. Und ein Jontsch ist weit aus besser als alle Moderaroren von DRS zusammen. Aber wenn ihr ein gutes Radio hören wollt, dann hört Radio BE1

  7. Nicht gerade abschaffen (ausser die Billag), aber es stimmt schon: jedesmal wenn wieder eine schweizer Band mit einem belanglosen Song in den Himmel gelobt wird, dieser tendenziöse Schneider seine Sprüch klopft, oder die Astrologin Kissling ihren täglichen Quatsch erzählt, heisst es: sofort umschalten!

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