Outlook Express soll sterben

Fünfeinhalb Gründe, um sich für Thunderbird, einen zeitgemässen Mailclient von Mozilla zu entscheiden und angestaubten Kommunikations-Oldies wie Outlook Express den Rücken zu kehren.

Es gibt Relikte aus der Vergangenheit, die sich als digitale Zombies entpuppen. Der Internet Explorer 6 ist so ein Fall. Je schneller er verschwinden würde, desto besser wäre es für den Fortschritt im Internet.

Doch weil sich Windows XP wacker hält und ungeübte Anwender nicht auf die Idee eines Browser-Updates oder -Wechsels kommen, feiert, der Oldie fröhliche Urständ. Und in seinem Schlepptau das öde Outlook Express, das weder einen Spamfilter kennt, noch vor Phishing warnt oder E-Mails für die schnelle Suche indiziert.

Suchfunktion: brauchbar.

Mozilla Thunderbird könnte seit längerem als kostenloser und fortschrittlicher Ersatz fungieren. Vor Kurzem ist die Version 3.0 erschienen, die der Nibelungentreue zu veralteten Microsoft-Mailclients jegliche Daseinsberechtigung entzieht:

1) Schneller suchen

Die Suche mit Indizierung der Mails und die Sortier- und Filtermöglichkeiten sind sehr praktisch. Die Suchresultate werden als separaten Tab angezeigt, sodass man sie offen lassen kann, solange man will und trotzdem Übersicht im Programmfenster behält.

Bemängeln kann man hier lediglich, dass bei vielen Mails etwas langsam gesucht wird. Bei Windows Vista integriert sich Thunderbird in die Betriebssystem-eigene Suche. Bei Mac OS X gibt es eine Zusammenarbeit mit Spotlight. Das könnte die Sache auf diesen Systemen beschleunigen, zumal ich unter Windows XP getestet habe.

2) Die Archivierungsmöglichkeit

Wie ich von der Kummerbox weiss, möchten viele Leute ihre Mails archivieren, doch ausser Outlook gibt es in keinem Mailprogramm eine entsprechende Funktion. Man wählt Nachrichten aus, klickt auf die Schaltfläche «Archivieren» oder drückt die Taste «A», und schon werden die Mails in eine separate Ablage. Das erleichtert insbesondere die Datensicherung.

Allerdings könnte dieses Feature noch etwas ausgeklügelter sein – beispielsweise, wenn man Mails automatisch archivieren oder die Archive auf einen externen Datenträger auslagern könnte. In einer künftigen Version würde ich auch gern eine Integration in die «Speicherplatz»-Verwaltung pro Ordner sehen. Und zu guter Letzt wäre es praktisch, wenn man die Anhänge archivierter Mails automatisch löschen oder abtrennen könnte.

3) Das Vorschaufenster

Hervorragend gefällt mir die Darstellung im Vorschaufenster, wenn mehrere Mails ausgewählt sind. Manche Mailprogramme zeigen in diesem Fall einfach das Mail, das als Erstes ausgewählt wurde. Thunderbird zeigte in diesem Fall bislang gar nicht nichts an. In der Version 3.0 sieht man eine Zusammenfassung der Mails mit Betreff und einigen Zeilen des Mailbody.

4) Gruppierte Ordner

Unter gruppierte Ordner werden Postfächer wie der Posteingang, -ausgang und die Entwürfe aus verschiedenen Konten zusammengefasst. Sehr praktisch, verglichen mit der extrem unübersichtlichen Darstellung, die etwa Windows Live Mail bei mehreren Mailkonten zeigt.

5) Drag und Drop

Auch schön: Mails lassen sich nun endlich per Drag&Drop auf den Desktop oder in einen Dokumentenordner ziehen und werden am Zielort als EML-Datei abgelegt. Auch der umgekehrte Weg funktioniert: Man kann EML-Dateien per Maus in einen Mailordner ziehen und so importieren. Eine zwar hemdsärmlige, aber oft sehr praktische Methode, schnell ein paar Mails von einem Client zu einem anderen zu transferieren.

Hinter jeder Adresse erscheint ein Sternchen. Indem man es anklickt, wird es gelb und die Adresse wird ohne weitere Umstände ins Adressbuch eingefügt. Das funktioniert wie bei den Lesezeichen in Firefox und ist genauso praktisch.

6) Ein besseres Adressbuch

Und endlich geht das Adressbuch von Thunderbird auch mit VCF- bzw. vCard-Dateien umgehen. Das hat beim ersten Test nicht reibungslos funktioniert. Da könnte allerdings an meiner Installation liegen, wie noch abzuklären wäre¹.

Die Darstellung eines gut gefüllten Posteingangs ist bei Thunderbird um Welten besser als bei Outlook Express.

Auch wenn man im Zeitalter von Twitter, von Google Wave und Instant Messaging E-Mail nicht mehr sonderlich hip ist, gehört die Ur-Kommunikationsform des Internets noch nicht zum alten Eisen. Outlook Express, Windows Mail und Windows Live Mail aber schon.

Fussnoten

1) Stimmt leider nicht; diese Funktion stammte von der Erweiterung MoreFunctionsForAdressBook, die mit Thunderbird 3.0 aber noch nicht richtig harmoniert.

3 Kommentare zu «Outlook Express soll sterben»

  1. Hi,
    interessanter Artikel. Thunderbird ist gut und schön, aber die allermeisten Firmen können damit herzlich wenig anfangen und verwenden Outlook/Office mit Exchange usw.

    Für Privatnutzer, die einfach nur ihre Mails abholen wollen und lesen wollen, ist TB nicht die schlechteste Wahl.
    Gut finde ich, dass es in TB nun offenbar eine vernünftige Suche gibt.

    Die Suche ist der Knackpunkt im Outlook. Deshalb ist es ratsam ein Suchtool wie Lookeen zu verwenden.

    Ich persönlich finde, dass Outlook mit dem erwähnten Suchtool im Moment die beste Kombination darstellen.
    Sorry für die leise Kritik an TB :), man möge es mir verzeihen.

    Gruß Dennis

  2. Es gibt meines Erachtens sehr wohl ein Leben ohne Microsoft. Thunderbird im Unternehmensumfeld, sprich, bei als Ersatz für Outlook und Exchange zu propagieren, würde ich nicht tun, denn dafür ist es nicht gemacht. Da könnte man es mit Lotus Notes probieren, wobei das auch nicht nur eitel Freude bereitet. 😉

  3. Hallo Mathias,
    da hast du schon recht, es gibt eben keine perfekte Lösung und Probleme tauchen immer auf, auch bei der besten Software.

    Habe ich ja auch geschrieben, das TB eher privat genutzt werden sollte, aber im beruflichen Umfeld ist eben Office das Maß der Dinge.

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