Dem iPhone auf den Fersen

Der Palm Pre im Test: Er hält einige Bedien-Methoden bereit, die sogar das iPhone alt aussehen lassen – und besser als Android ist er allemal.

Mir ist neulich ein Palm Pre in die Finger gekommen. Es ist doch allgemein festzustellen, dass man als potenzieller Käufer eines Mobiltelefons in einer ungleich komfortableren Situation ist als noch vor wenigen Jahren. Man ist nicht mehr gezwungen, Dutzende Geräte anzuschauen, bis man eines findet, das halbwegs gefällt. Im Gegenteil, man muss sich entscheiden, ob man das iPhone will, mit Google und Android glücklich wird oder Palm wiederentdeckt.

Was den Pre angeht, ist er mir äusserlich für den doch stolzen Preis von 749 Franken etwas wenig edel und etwas sehr plastikmässig.

Der Pre liegt gut in der Hand.

Die Tasten sind zum Teil sehr klein geraten. Die Buchse fürs USB-Kabel habe ich sicher während fünf Minuten gesucht und dann hinter einer Abdeckung gefunden, die ich für eine Taste gehalten habe.

Die SIM-Karte geht auch verkehrt rein

Und ich habe es beim Einsetzen der SIM-Karte tatsächlich geschafft, die Batterie verkehrt einzusetzen. Ich hätte das Gerät wahrscheinlich für defekt gehalten, wenn der am USB-Kabel hängende Pre nicht mit einem (nicht gerade einleuchtenden) Symbol das Fehlen der Batterie angezeigt hätte.
Die Hardware begeistert mich nicht sonderlich, zumal auch die ausfahrbare Tastatur sehr klein ist. Was mir umso besser gefällt, ist die Software. Web OS, das Betriebssystem, kann sich sehen lassen. Mir gefällt zum einen der Startbildschirm, auf dem die offenen Anwendungen zu sehen sind und durchgeblättert werden können.

Das ist praktisch und zugleich schick und wenn man seine wichtigsten Anwendungen offen hält, kommt man sehr schnell zu allen wichtigen Angaben.

Anwendungen wegwerfen

Und wenn man erst einmal damit begonnen hat, Anwendungen zu beenden, indem man sie mit einer Fingerbewegung nach oben wirft, möchte man gar nicht mehr damit aufhören.

Die Anwendungen auf dem Homescreen zum Durchblättern. Seltsamerweise hinkt die Uhr-Anwendung der in der Titelleiste angezeigten Uhrzeit eine Minute hinterher.

Es erscheinen auch alle geöffneten Webseiten auf dem Homescreen. Man kann über die Leiste am oberen Bildschirmrand WLAN und Bluetooth ein- und ausschalten, ohne sich wie beim iPhone durch durch die Einstellungsmenüs zu kämpfen. Man kann auch Kontakte auf dem Homescreen ablegen – wobei ich dann relativ brauchte um herauszufinden, wie man sie wieder löscht. Es hilft dann, die Orange Taste links unten in der Tastatur zu betätigen und dann die Verknüpfung anzutippen.

Wischen statt Knöpfe drücken

Interessant ist auch, dass beim Pre der Bereich unterhalb des Displays berührungsempfindlich ist. Man kann dort mit einer Wischbewegung von rechts nach links (also genau andersrum als zur Entsperrung des iPhone) in Anwendungen einen Schritt zurückgehen. Das gefällt mir besser als die Zurück-Taste des HTC Hero. Und man kann jederzeit die Schnellstartleiste mit den wichtigsten Anwendungen hervorzaubern, indem man eine Bewegung vom Bereich unterhalb der linken Ecke des Displays nach oben vollführt.

Am besten gefällt mir allerdings die «Synergy»-Synchronisierung. Diese gleicht Daten mit verschiedenen Diensten ab – mit Google Mail und Kalender, mit Yahoo und Hotmail und vor allem auch mit sozialen Netzen. Facebook wird genau an dieser Stelle zum ersten Mal überhaupt richtig nützlich: Nachdem man nämlich seinen Benutzernamen und das Passwort eingegeben hat, tauchen alle Facebook-Freunde im Adressbuch auf und können kontaktiert werden.

So funktioniert die Zukunft

Da bleibt kein Raum für Zweifel, so funktioniert die Zukunft. Man wird sein Adressbuch nicht mehr mühselig von Hand führen. Man tritt bei Facebook, plaxo.com und Twitter mit Leuten in Verbindung und gelangt über diese Dienste zu Telefonnummer, Adresse und Kontaktdaten. Das wird auch das Problem beseitigen, dass man bei wenig genutzten Kontakten irgendwann eine veraltete Telefonnummer vorfindet.

Führt man die gleiche Person in verschiedenen Adressbüchern, kombiniert die Synergy-Funktion alle Angaben zu einem konsolidierten Kontakt. Auch hier bleibt nur die Erkenntnis, dass es genauso funktionieren muss. Obs in der Praxis auch reibungslos klappt, kann ich bis jetzt nicht sagen; aber Synergy verzeiht man auch ein paar Kinderkrankheiten.

Spiele gibts zwar nur wenige für den Pre, aber immerhin eine Clickomania!-Version namens «Bubbles!» – leider Adware. Rechts die Telefon-Anwendung. (Telefonieren kann man mit dem Gerät nämlich auch.)

Auch das Suchen ist noch einfacher als beim iPhone. Weil der Pre eine Tastatur hat, braucht man nicht zum Suchfenster zu wechseln. Man tippt beim Startbildschirm einfach drauflos, worauf Web OS diese Eingabe als Aufforderung zum Suchen nimmt. Man sucht jeweils nach Anwendungen, Kontakten und sogar nach Daten von Drittanwendungen – und der PDF-Viewer wird sogar innerhalb von PDF-Dateien fündig.

Was ist sonst noch zu sagen? Auf der positiven Seite, dass man ohne weitere Umstände Screenshots machen kann – nämlich, indem man die orange Taste und die «Sym»-Taste zusammen mit P drückt. Das will zwar geübt sein, aber es funktioniert. Auf der negativen Seite sind die Klingeltöne zu nennen. Die haben einen massiven Nervfaktor!

Eine echte Alternative!

Fazit: Ich könnte mir gut vorstellen, einen Palm Pre zu kaufen, gäbe es nicht die schönen neuen Android-Telefone und vor allem das iPhone. Bei der Musik und beim App Store mach Apple keiner etwas vor. Und diese beiden Punkte geben für mich den Ausschlag. Es ist aber auch klar, dass Apple sich anstrengen muss, um den Vorsprung zu halten. Und das bringt mich dazu, mich auf viele weitere Innovationen bei den smarten Mobiltelefonen zu freuen!

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