Das grosse iPhone-Android-Shootout

Das HTC Hero im gnadenlosen Vergleich mit dem iPhone: Nebst der Hardware interessiert mich auch, welches Betriebssystem besser ist.

Gestern bin ich endlich dazu gekommen, das HTC Hero anzusehen, das mir der Hersteller schon vor einiger Zeit zum Testen zur Verfügung gestellt hat. Diese Erkenntnisse sind bei meinen ersten Gehversuchen mit dem Hero hängen geblieben:

1) Das Gerät

Beide Geräte haben fast die gleiche Abmessung. Das iPhone ist ein μ schwerer, so scheint es mir und auch die Küchenwaage scheint das zu bestätigen, wobei dieses Messgerät keine ausreichende Genauigkeit bietet. Das iPhone liegt besser in der Hand. Die nach oben gebeugte Unterkante des HTC ist meines Erachtens eher störend denn nützlich.

Der Punkt geht ans iPhone.

Links das iPhone, rechts das HTC (falls Zweifel bestanden haben sollten); auf beiden ist Twitter drauf.

2) Bedienung

Die ist beim Hero vom iPhone inspiriert; man findet sich als iPhoner sofort zurecht. Trotzdem, das iPhone ist konsequenter auf Multitouch ausgelegt. Es kommt mit nur zwei Tasten aus, der Home- und der Standby-Taste.
Ein klares Tor fürs iPhone.

3) Der Startbildschirm

Das iPhone ist aufgeräumter, ohne Zweifel. Die Oberfläche des Hero aber viel flexibler. Man kann nicht nur Ikönchen anordnen, sondern auch Widgets. Diese zeigen direkt auf dem Startbildschirm nützliche Informationen. Man sieht den nächsten Termin, ohne den Kalender Starten zu müssen.

Die Widgets sind toll!

Man kann seine Telefon-Favoriten einblenden. Es gibt Widgets für die Suche, zum Ein- und Ausschalten von Bluetooth, das Wetter erscheint als Widget, man kann direkt auf dem Heimbildschirm twittern. So muss es sein!

Ein toller Treffer für das HTC Hero und Android!

4) Musik

Der iTunes Music Store, iTunes und die Podcast-Integration beim iPhone ist ungeschlagen. Android hat nicht den Hauch einer Chance.

5) Lagesensoren & Kompass

Sie überzeugen bei der HTC-Hardware mehr. Zum Vergleichen ziehe ich die beiden Anwendungen aus den jeweiligen Stores, Google Sky Map (Android) und Starmap (iPhone) heran. Beide zeigen den Himmel mit Sternen, Sternbildern und Planeten.

Starmap ist die schönere und bessere Anwendung, aber Sky Map reagiert sehr sensibel auf Bewegungen. Bewegungen um die eigene Achse werden präzise auf das Gerät übertragen und dank des eingebauten Kompasses weiss das HTC sogar, in welche Himmelsrichtung man das Gerät hält. Das ist toll für Anwendungen wie diese Astronomiesoftware. HTC «scort»!

Der Fairness halber sei an dieser Stelle gesagt, dass ich nicht das iPhone 3GS besitze, dass ebenfalls einen Kompass hat. Ob Starmap auf dem 3GS ähnlich arbeitet, konnte ich leider nicht testen.

6) Daten-Synchronisation

Sie ist bei beiden Geräten sehr gut. Das iPhone synchronisiert bestens mit dem Mac. Der Abgleich unter Windows mit Outlook ist etwas weniger prickelnd, aber Apple macht das wett mit der Integration von Exchange in der iPhone OS Version 3.0.

Beim HTC Hero erhält man nach Anmeldung via Google-Konto sofort Zugriff auf viele seiner Daten. Den Kalender hat man im Zugriff, ebenso sein GMail-Konto, ohne dass man das Gerät explizit synchronisiert hat. Auch sehr schön.

Bei diesem Punkt herrscht Gleichstand – ob man die Integration via Google-Konto oder Exchange besser findet, hängt davon ab, in welcher Welt man zu Hause ist.

Vorbehalte kann man sowohl gegenüber dem Google-Konto als auch bei Exchange haben, sodass das, salopp gesagt, keinen Unterschied macht.

7) Kamera

Das HTC Hero mit dem iPhone 3G zu vergleichen, ist nicht fair, aber ich habe nun mal kein 3GS. In diesem Vergleich gibt es keine Diskussion: Das HTC Hero ist besser und demütigt das iPhone nachgerade.

Man sieht das bei den Anwendungen zum Scannen von Barcodes. Das ist mit BeeTagg-Reader, einer Barcode-Scanner-Anwendung fürs iPhone ein mühsames Geschäft, bei dem man den Code oft x-mal knipsen muss, bis er erkannt wird.

Scannen kann Android besser

Der Barcode-Scanner aus dem Android Market gibt sich keine Blösse: Man richtet anhand einer roten Linie den Barcode aus und sobald das Kamerabild des Barcodes in ausreichender Qualität erkannt wird, ermittelt die Software automatisch den Code.

Das klappt nicht nur mit dreidimensionalen Codes, sondern auch mit herkömmlichen Barcodes auf Büchern, CDs, DVDs und Blurays. Bei Büchern ermittelt die Software anhand des Strichcodes die ISBN-Nummer und sucht im Netz oder auf Google-Books nach dem Titel. Wow!

8) Standard-Softwareausstattung

Die scheint mir beim HTC, trotz guten Umfangs, teilweise lückenhaft. Es scheint keine Möglichkeit zu geben, Screenshots zu erstellen – zumindest muss ich das aus dem Umstand schliessen, dass ein Koushik Dutta im Market eine Anwendung anbietet, die Screenshots macht und dafür satte 2,99 US-Dollar nimmt und obendrein Dinge schreibt wie «You must have root access for Screenshot to work!»

Keine Screenshots?!

Falls es eine eingebaute Möglichkeit gibt, korrigiert mich bitte via Kommentar. Falls nicht, ist das ein grosses Versäumnis von Google und HTC. Wenn Blogger und Journis das Gerät besprechen und die Softwarefunktion zeigen sollen, dann ist eine Screenshot-Funktion unverzichtbar!

Auch eine eingebaute Möglichkeit fehlt, den Datentransfer zu messen und sicherzustellen, dass man seinem Telko nicht plötzlich viel Geld für Datentransfers schuldig ist. Diese Funktion ist ebenfalls unverzichtbar und beim iPhone vorhanden. Bei Android habe ich sie nicht gefunden; es gibt aber Programme wie der 3G Watchdog, der die mobile «Bandwith Usage» anzeigt und auch Quotas (Kontingente) einrichten kann.

9) Anwendungen online (vulgo: App Stores)

Muss ich zu diesem Thema überhaupt Worte verlieren? Das iPhone trägt den haushohen Sieg davon. Hunderte von Anwendungen gibt es zu jedem erdenklichen Thema. Das Angebot ist oft zu viel des Guten. Im Android-Market findet man inzwischen Anwendungen, aber die Auswahl ist noch sehr beschränkt.

Kommt dazu, dass ich die Qualität der iPhone Apps als besser bezeichnen würde. Natürlich kann ich das nicht quantitativ beurteilen, aber einige Stichproben zeigen, dass die iPhone-Apps im Schnitt einfach liebevoller gemacht sind. Als Vergleich dazu kann beispielsweise das Spiel Solitär dienen.

Die iPone-Variante Solebon, auch in einer Gratisversion zu haben, ist liebevoll gemacht und leicht zu bedienen. Solitaire auf dem HTC Hero, von Ken Magic sieht doch eher amateurhaft aus und es braucht hier einen Blick in die Hilfe, um beispielsweise nicht nur die oberste, sondern die beiden obersten Karten eines aufgedeckten Stapels abzuheben.

Die durchschnittliche Qualität dürfte beim Android-Market noch besser werden, wenn die Entwickler ihre Produkte weiter pflegen. Trotzdem hat das iPhone die Trümpfe bei diesem Punkt auf seiner Seite: Der Chick und die klaren Vorgaben zu Benutzerschnittstellen zwingen beim iPhone die Entwickler dazu, mehr Wert auf das Aussehen und die Benutzerfreundlichkeit der Apps zu legen.

Ein Vorteil des Google-Market soll nicht unerwähnt bleiben: Vor dem Herunterladen und Installieren gibt es klare Hinweise darauf, was eine Anwendung tut. Bei Google Voice erfährt man, dass die Anwendung Netzwerkkommunikation betreibt, Anrufte abfängt, SMS empfängt, kostenpflichtige Dienste benutzt, Hardwareeinstellungen ändert und persönliche Informationen auswertet. Das ist doch mal eine Ansage!

10) Konfiguration

Die Konfiguration ist oft Geschmackssache. Ich finde die Konfiguration bei beiden Geräten nicht sehr intuitiv, zumal man immer mal wieder in mehreren Kategorien nachschauen muss, bis man das richtige Häkchen gefunden hat. Aus dem Bauch heraus scheint mir das iPhone intuitiver, daher geht dieser Punkt an Apple.

11) «Freiheit» des Benutzers

Wie weit gehen die Möglichkeiten des Benutzers? Beim iPhone nicht allzu weit. Für manche Programme oder Manipulationen am System muss man zu der rabiaten Methode des «Jailbreaking» greifen. Das ist beim HTC Hero nicht nötig. Auch beim Market gibt es bekanntlich keine Zensur durch Google, während Apple immer mal wieder Anwendungen aus dem App Store wirft. Beispielsweise die Google Voice App. Hier greift Apple anscheinend sogar zu Lügen, um sich aus der Affäre zu ziehen. Google Voice fürs HTC gibts selbstverständlich im Store.

Dieses Goal macht Android.

Android gut, iPhone besser

Kurz und bündig: Mir gefällt «Android» sehr gut.

Nicht so gut, dass ich das iPhone gleich einmotten würde, aber wenn Google den eingeschlagenen Weg weitergeht, wird mir die Entscheidung beim nächsten Mobiltelefon nicht leicht fallen.

3 Kommentare zu «Das grosse iPhone-Android-Shootout»

  1. Also als erstes finde ich, liegt das Hero gerade wegen dem Knick sehr gut in der Hand, dieser stört mich nicht im Geringsten. iTunes anbindung ist schon toll und ich würde sagen das ist einer der Gründe warum Apple so erfolgreich ist mit dem iPhone. Zuerst iPods zum Standard MP3 Player etablieren, welcher nur mit iTunes geliefert wird. Und dann den Store weiter ausbauen um alle Welt ready auf ein Iphone zu machen. Denn Jeder Ipod Kunde hat ja schon iTunes,und muss es nicht mühsam installieren. Ich persönlich mag iTunes nicht. (Ich benutze Songbird für Musikorganisation, rührt meine Musik nicht an und listet auch flac)
    Wenn man das htc Hero (mit SD Karte ^^) an den PC anschliesst ist es als Wechseldatenträger verfügbar und man kann seine Musik so auf den Helden befördern, was ich angenehmer finde.
    Schade finde ich, das der Musikplayer kein EQ hat und die Boxen meines N810 sind mindesten Doppelt so gut wie die des Helden.
    Handykameras finde ich bis zu einem gewissen Grad Sinnlos. Falls man gerade keine Kamera dabei hat und doch einen Schnappschuss machen will sind beide ausreichend. Die Kameras aber zu vergleichen ist, finde ich, Sinnlos. Kameras in Handys waren schlecht, sind schlecht, und werden in den nächsten paar Jahren schlecht bleiben. Die Sensoren sind einfach zu klein.
    Die Barcode beim Helden funktioniert auch bei mir gut, die iPhone Barcodeerkennung kann ich nicht beurteilen. Da ich selbst kein iPhone habe.
    Für Android gibts den Market für den PC mit QR Code. http://www.cyrket.com/

    Es gibt eine Möglichkeit Scrennshots zu erstellen ohne ein App kaufen zu müssen. Die Variante ist aber ein bisschen umständlich. Man benötigt das Android SDK. Anleitung unter
    http://www.pocketpc.ch/htc-hero/60901-anleitung-so-macht-ihr-einen-screenshot-eures-heros.html in diesem Forum gibt es auch noch mehr Tipps bezüglich Helden.

    Da es das iPhone schon länger als 3 Jahre gibt ist es eigentlich nur logisch das es mehr Apps für das Iphone gibt.

    Will ich aber für das iPhone entwickeln muss ich 99$ an Apple zahlen. Das Android SDK gibts Gratis.

    Ich möchte das iPhone weder schlecht machen noch möchte ich das Hero in Schutz nehmen, denn auch mich stören Sachen am Hero.
    z.B. Ich kann es zwar per USB laden, aber nicht via USB mit dem Helden ins Internet. Zusätzlich fände ich noch gut wenn man einer App den Internetzugang über 3G erlauben und entziehen könnte wie eine Firewall.

    Zum Abschluss.

    Ich finde Schade das weder Swisscom, Sunrise noch Orange das Hero anbieten, obwohl es eigentlich verfügbar wäre.
    Das Argument, es wäre nicht viel anders als das Magic zeugt von Unwissen. Das Magic hat z.B. Kein Sense, Kein Exchange Support, Kein 3,5mm Klinkenstecker,weniger RAM, weniger ROM,usw. Alles Gründe die für mich entscheidend waren. Ich glaube mehr es liegt daran, das sie die Stellung des iPhones als DAS Business Smartphone/Spielzeug nicht gefährden wollen.

    Mit einem Hero ist man zurzeit halt noch ein bisschen eklusiver. Aber Telefonieren können beide.

    MFG indero

    P.S. Wer meine Rächtschreip fähler finted darv si behalden ^^

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