Gib dein Herzblut zum Nulltarif!

Was ist von einem Jobangebot zu halten, wenn partout nicht übers Honorar gesprochen werden soll? Die Freude, in diesen Tagen Journalist zu sein.

Wenn einem in der Redaktionsstube ein Damoklesschwert namens «Sparrunde» über dem Kopf hängt, freut man sich über Jobangebote per Telefon. Einen solchen Anruf habe ich heute von der Mitarbeiterin eines hier nicht näher genannten Schweizer Magazin aus dem Bereich Technik und Lifestyle erhalten. Es gäbe zu schreiben, ob ich denn könnte und wollte?

Mann diverser Teilzeitjobs

Als Mann diverser Teilzeitjobs halte ich es mit der Devise, dass einer mehr immer geht und signalisiere Interesse. Wobei ich das zugegebenermassen nicht so so taktvoll formulierte: Meine Verfügbarkeit sei proportional zum Honorar, rutscht mir heraus. Ich höre Irritation am anderen Ende des Drahts und relativiere ein bisschen. Doch egal, wie verblümt ich mich auch ausdrücke, über Geld will die Dame partout nicht reden. Lieber über Qualität und über Engagement. Was man neudeutsch so schön unter «Commitment» subsumiert. Einzubringen natürlich vom Schreibenden.

Hm. Jetzt ist es also so weit mit diesem Berufsstand. Man erntet als Journi blankes Unverständnis, wenn man für seine Arbeit bezahlt werden will. Die Gegenseite macht sich noch nicht einmal mehr die Mühe, knappe Honorare mit schmalen Redaktionsbudgets zu begründen. Schreiberlinge geben ihr Herzblut offenbar längst für lau. Vielleicht ist diese Arbeit angesichts der Informationsflut im Netz, dem «User Generated Content» und unseren eigenen Blogs auch tatsächlich nichts mehr wert. In zu viel Masse geht die Klasse unter.

Das Leben ist zu kurz, um schlechte Magazine zu lesen

Tun sie das? Mag sein, dass das im Moment so ist. Aber auch das geht vorüber. Die Erkenntnis wird sich durchsetzen, dass das Leben zu kurz ist, um schlechte Magazine zu lesen. Die guten sind nicht umsonst zu haben. Weil sie sich auch ihre Autoren etwas kosten lassen.

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