Schinken des Monats: RTL

Ich war nie ein Freund des Privat­fernsehens. Doch dass es noch nerviger geht, finde ich erstaunlich: Maximal benutzer­un­freund­lich platzierte Werbe­blöcke und subliminale Programmierungs­versuche sind ein Affront

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was sich die Privatfernsehsender noch einfallen lassen, um den Zuschauer zu drangsalieren. Besonders tut sich in dieser Disziplin meines Erachtens Radio Television Luxemburg hervor. Beispielsweise mit ellenlangen Werbeblöcken, die immer noch dreissig Sekunden vor dem Ende einer «Monk»-Folge eingeschoben werden (da schlafe ich regelmässig ein und verpasse die Aufklärung). RTL tut sich auch durch besondere Aufdringlichkeit bei Werbeeinblendungen («Programmhinweise») während des laufenden Programms hervor.

Der Gipfel der Respektlosigkeit ist aber ein neues Phänomen, das ich während der beiden letzten Folgen von «Prison Break» gesehen habe. Da erscheint, zwischen «Mein RTL»-Stationskennung und der Serie eine kurze Werbeeinblendung von genau einem Einzelbild.

Die Wirkung dieses Tricks ist längst widerlegt

Man könnte das für einen Fehler halten. Per Harddisk-Recorder sieht man aber, dass es durchaus kein Versehen ist. Klickt man sich Bild für Bild vorwärts, erscheint plötzlich ein Bild von Wrigley «Airwave»-Kaugummis. RTL versucht, zu später Stunde dem Zuschauer sublime Botschaften ins Unterbewusste zu schieben. Getreu nach der «Iss-Popcorn/trink-Cola-Studie».

An sich hat dieser «Airwave»-Werbespot mit einem Frame und einer 25-stel Sekunde genau die richtige Länge. Das ist aber auch das einzig Gute daran. Der Versuch, durch unterschwellige Botschaften zu manipulieren, zeugt von fehlendem Respekt gegenüber dem Zuschauer. Werbung ist legitim, muss aber klar als solche gekennzeichnet sein.

Dass RTL keine sehr hohe Meinung von seinen Zuschauern haben kann, zeigt sich immer wieder, etwa auch bei den bescheuerten Pausenfüller-Rätseln, bei denen man irgendwas gewinnt, wenn man in der Lage ist, von Antwort a) und Antwort b) die offensichtlich richtige herauszupicken und ein SMS an eine erhöht kostenpflichtige Nummer zu schicken.

Plumpe Geldmacherei

Die Fragen stellen auch Kindergärtler vor keine besonderen Schwierigkeiten. Plumpe Geldmacherei ist das eine. Dass RTL die Leute jetzt aber mit Klamotten aus den 50ern zu manipulieren versucht, ist schon derb. Und meiner bescheidenen Meinung nach auch ein Grund, RTL und Wrigley nach Kräften zu meiden. Und sich die Frage zu stellen: Ist das eigentlich legal?

(Interessieren würde mich auch das: Sieht man diese unterschwellige Werbung nur im Schweizer Werbefenster oder auch in Deutschland?)

One thought on “Schinken des Monats: RTL

  1. Guter Beitrag. Danke für die kritische Aufarbeitung des Treibens dieses Schundsenders.
    Zusammen mit RTL sitze ich in Köln, aber ich schaue ihn schon lang nicht mehr. Aus den Gründen der Dummsenderei, deren neueste Auswüchse Du hier sehr schön dokumentierst. Daher kann ich leider nicht sagen, ob sie in Deutschland den selben menschenverachtenden Mist machen. Kann mir jedoch nicht vorstellen, dass RTL nationale Unterscheide macht. Sie halten grundsätzlich alle Menschen für blöd.

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