Eine Investition in die Podcast-Zukunft

Nun kann jedermann seinen Podcast bei Spotify einreichen. Das ist erfreulich. Trotzdem bleiben Fragen offen.

Im Beitrag Spotify, das ist undurchsichtig! habe ich seinerzeit Spotifys Aufnahmeverfahren für Podcasts kritisiert: Der Streamingdienst hat zwar Podcasts aufgenommen. Die Kriterien dafür waren aber unklar – und anscheinend von seltsamen Bedingungen wie dem Hoster abhängig.

Nun hat mich Kevin neulich auf podcasters.spotify.com hingewiesen: Dort trägt man seinen Podcast ein, worauf er sogleich in der App erscheint. Er hat das mit den Nerdfunk-Sendungen getan, die nun hier zu finden sind.

Es ist hocherfreulich, dass Spotify auf mich gehört hat (hüstel, hüstel). Und ich bin gespannt, ob uns das helfen wird. Denn wie im erwähnten Beitrag und auch hier ausgeführt, finde ich es nach wie vor wichtig, dass ein Podcast nicht auf einer grossen Plattform steckt, sondern seine Unabhängigkeit wahrt. Doch dass er auch über einen Streamingdienst wie Spotify empfangbar ist, hilft enorm: Denn da ist das Publikum und die Aufmerksamkeit.

Der Netzwerkeffekt ist nicht zu unterschätzen

Es ist verblüffend, was für einen Effekt das hat: Meine Verschwörungstheorie der Woche ist bei Soundcloud untergebracht – unter Missachtung meines im letzten Abschnitt postulierten Grundsatzes, dass man seine Podcasts am besten unter Kontrolle hat, wenn man sie selbst hostet. Zu meiner Verteidigung ist zu sagen, dass diese Reihe nie als wirklich ernsthafter Podcast gedacht war, sondern quasi ein Abfallprodukt meiner Arbeit für den Morgomat bei Radio Stadtfilter war.

Egal, das ist nicht der Punkt:  Ich wollte ausführen, dass Spotify eine aussagekräftige Statistik führt, die einem vorrechnet, auf welchem Weg die Hörer zum Podcast gelangen. Denn bemerkenswert – und auf den ersten Blick völlig unerklärlich ist, dass meine Tracks auf Soundcloud seit 2011 sagenhafte 155’000 Plays erhalten haben. Ich habe die Folgen hier im Blog veröffentlicht – aber das hätte insgesamt geschätzt vielleicht ein paar Tausend Einschaltungen generiert, aber keinesfalls derartig viele.

Der Nerdfunk, jetzt auch bei Spotify.

Bemerkenswert auch: Obwohl ich seit 2016 keine neuen Folgen mehr hinzugefügt habe, ist die Zahl der Wiedergaben nicht signifikant zurückgegangen. 2018 sind es bis jetzt schon fast 28’000 Wiedergaben. Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute weiterspringen, wenn sie hören, dass die Beiträge in Züritütsch und damit für normale Leute unverständlich sind. Aber das liegt dann daran, dass man die Tracks in Spotify glaubs nicht als Schweizer Dialekt taggen kann.

Algorithmen halten das Interesse hoch

Wie Soundcloud demonstriert, liegt das daran, dass Spotify sie unter ähnliche Tracks und via Sender vorschlägt. Solche Algorithmen können das Interesse an einem Titel über Monate und Jahre hochhalten. Das exerziert auch Youtube vor, wo mein Kanal inzwischen 544’902 Aufrufe hat. Zwei Drittel der Aufrufe kommen aus Videovorschlägen, die der Youtube-Algorithmus macht. Die Youtube-Suche ist mit 14 Prozent vertreten, die Funktionen zur Auswahl von Inhalten (was immer das sein könnte) mit 12,9 Prozent. Die direkten Aufrufe machen nur 2,7 Prozent aus, Sonstige (was immer damit gemeint ist) 3,9 Prozent.

Das ist der Plattformeffekt: Im Sog populärer Inhalte bekommt man auf grossen Plattformen ein Publikum, das man aus eigener Kraft nie erreichen würde.

Zurück zu Soundcloud: Hier zeigt sich für die Verschwörungstheorie der Woche, dass das Publikum hauptsächlich über iTunes und Apples Podcast-Verzeichnis und den RSS-Feed auf den Podcast aufmerksam werden. Für Podcasts ist Apple, das iPhone und die vielen Podcast-Plattformen, die auf Apples Verzeichnis zugreifen, nach wie vor der entscheidende Faktor.

In den richtigen Verzeichnissen Präsenz markieren

Das lässt keinen Zweifel daran, wie ausnehmend wichtig es ist, mit seinem Podcat in den richtigen Verzeichnissen präsent zu sein. Wie wichtig Spotify in Sachen Podcasts jetzt ist, kann ich nicht beurteilen. Aber es scheint mir nicht verkehrt, Präsenz zu markieren. Denn wenn Spotify nichts falsch macht – und danach sieht es nicht aus – dann könnte der Streamingdienst auch für Podcasts eine Bedeutung erlangen, wie sie Youtube heute für Videos hat.

Die Registrierung ist in zwei, drei Minuten erledigt.

Ich habe meinen Verschwörungstheorie der Woche-Podcast darum bei Spotify eingestellt. Das Prozedere ist denkbar einfach: Man trägt den RSS-Feed ein und macht ein paar Angaben zum Herkunftsland, zur Kategorie und zur Sprache – wobei man leider nur «Deutsch» und nicht «Schweizerdeutsch» angeben kann. Ich bin jedenfalls gespannt, ob und wie sich das bei den Hörerzahlen bemerkbar macht.

Nicht durchdacht

Abschliessend etwas Kritik: Es scheint mir nicht durchdacht, dass die Einreichung von Podcasts an ein persönliches Spotify-Konto geknüpft ist. Da Kevin unseren Nerdfunk-Podcast eingetragen hat, kann ich die Statistiken nur einsehen, wenn er mir Zugang zu seinem Spotify-Konto gewährt – was er möglicherweise nicht tun möchte. Besonders dann nicht, wenn er Spotify via Facebook registriert hat und mir so auch Zugang zu seinem Facebook-Account einräumen müsste. Diese beiden Dinge würde man natürlich trennen wollen – und darum wäre ein Spotify Creators Account oder etwas in der Art sinnvoll.

Bild: StockSnap/Pixabay, CC0

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