Ein Blogpost fast ohne Papst-Anspielung

«Poly Bridge» Ist ein gross­arti­ger Ver­tre­ter bei den Kon­struk­tions-Simu­la­tionen: Mann baut Brücken gemäss An­for­de­rungs­kata­log, die stabil, günstig und (idealer­wei­se) auch ästhe­tisch sind.

Brückenbauen ist etwas, das Gutmenschen und das Oberhaupt der katholischen Kirche tun – zumindest im übertragenen Sinn und dem Anspruch nach.

Brückenbauen ist auch das, was begeisterungsfähige Nachwuchs-Ingenieure virtuellerweise an ihrem Smartphone oder Tablet tun.  Im Bereich der Konstruktionssimulationen hat dieser App-Typ nämlich inzwischen bereits Tradition. Es gibt einen Stammhalter (hier) und viele Nachkommen (hier).

Stabil. Und ästhetisch!

Und es gibt einen Rivalen aus einer anderen Sippe. Will sagen: Einen anderen Hersteller, der das gleiche Spielkonzept in eine App gegossen hat.

Schon am PC konnte man Brücken bauen

Damit wäre das Genre begründet – zumindest dann, wenn das am PC nicht schon längst existiert hätte. Ich habe nämlich seinerzeit schon den Vorläufer für Windows vorgestellt. Am 27. August 2001 hiess es unter dem Titel Brücken bauen, die nicht krachen:

Brücken zu bauen, entpuppt sich als eine verblüffende Spielidee: «Bridge Builder» ist ein Spiel mit ebenso grossem Suchtpotenzial wie Tetris und deutlich mehr Geist als Moorhuhnjagd.

Die Aufgabe des Spielers ist es, einen mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad breiteren Fluss zu überspannen: Per Mausklick werden die Pfeiler errichtet und miteinander verbunden. Steht die Brücke, schlägt die Stunde der Wahrheit. Das Spiel ermittelt in einer Simulation, wie stabil das Bauwerk ist. Wer als leichtfertiger «Pontifex» seine Brücke planlos zusammenklickt, sieht sie zusammenkrachen, noch bevor sie einer Belastung ausgesetzt worden wäre. Ist die Konstruktion in der Lage, das eigene Gewicht zu tragen, kann man einen Zug über die Brücke rollen lassen. Kommt er heil auf der anderen Seite an, hat man bestanden.

Nicht bewertet werden die ästhetischen Qualitäten des Bauwerks – sie wunschgemäss hinzukriegen, bleibt dem Spieler überlassen.

Die Papst-Anspielung konnte ich mir offensichtlich schon damals nicht verkneifen. Da scheine ich nicht aus meiner Haut zu können.

So sieht obige Brücke am Reissbrett aus.

Egal. Der Rivale bei den mobilen Varianten ist «Poly Bridge» (zwei Franken für iPhone, iPad und für Windows und Mac bei Steam), und um es vorwegzunehmen: Sie hat sich mit einem Schlag zu meiner absoluten Lieblingsvariante gemausert. Während das ursprüngliche «Bridge Constructor» leider nicht so toll weiterentwickelt wurde, ist das ein rundum gelungenes Remake.

Tolle Grafik, abwechslungsreiche Levels

Da ist der tolle Soundtrack und die zeitgemässe, sympathische Grafik. Da sind die abwechslungsreichen Levels und die Sandbox, in der man eigene Levels bauen kann. Und da ist die im Vergleich zu «Bridge Constructor» überlegene Baumethode.

Bei dem Spiel zeichnet man bekanntlich Element für Element. Das kann bei grösseren Brücken mühselig sein – vor allem dann, wenn man ständig an untauglichen Lösungen herumdoktert. Bei «Poly Bridge» gibt es zwei Hilfsfunktionen: Die Auto-Triangulation und das Auto-Zeichnen. Sie sorgen dafür, dass man mit einem Wisch gleich ein ganzes Konstrukt aus verstrebten Holzpfeilern hinstellt. Natürlich machen diese beiden Auto-Funktionen oft auch Unfug – aber dann schaltet man sie ab und arbeitet mit manueller Präzision.

Das ist nicht alles. Über die Markierungsfunktion kann man Teile seines Bauwerks auswählen und bewegen – beispielsweise, um eine Tragekonstruktion breiter oder schmaler zu machen. Der markierte Bereich kann auch gelöscht oder kopiert werden. Letzteres mit der Möglichkeit, ihn horizontal oder vertikal zu spiegeln. Mit kopierten Elementen lässt sich eine symmetrische Brücke in der Hälfte der Zeit errichten. Die eingesparte Zeit kann man gut für Experimente brauchen – denn die Levels sind mitunter ziemlich knifflig.

Im Sandkasten baut man auch eigene Levels.

Wie bei «Bridge Constructor» gibt es bei «Poly Bridge» Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften, wobei die robusteren Baustoffe teurer und/oder limitiert sind. Es gibt ein Budget einzuhalten, wobei das nicht so sklavisch ist wie bei «Bridge Constructor». Und man kann sich manchmal auch mit faulen Tricks behelfen und nur eine Rampe bauen – wenn die Fahrzeuge im Flug am anderen Ufer ankommen, ist das trotzdem voll in Ordnung.

Die Autos fahren nur auf einigermassen geraden Strassen sicher

Lobend zu erwähnen ist auch die Simulation. Die kleinen Fahrzeuge können bei zu steilen Brücken auch mal steckenbleiben oder sich bei zu abschüssigen Strecken abheben. Wenn Sie dann voller Wucht auf die Fahrbahn knallen, muss das Bauwerk schon sehr stabil sein, um nicht zusammenzukrachen.

Fazit: «Poly Bridge» ist abwechslungsreicher als die Bridge-Constructor-Reihe. Das Spiel lässt mehr Kreativität und vielfältigere Lösungswege zu. Es macht Spass und bringt mich dazu, ernsthaft über ein Ingenieursstudium nachzudenken. 😉

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