Des Spinnenmanns etwas langfädiges Game-Abenteuer

«Marvel Spider-Man Unlimited» hat eine tolle Optik und spielt sich angenehm: Doch zum perfekten Spielvergnügen reicht es nicht – dafür sind die Rahmenhandlung zu schwach und die Geldscheffel-Methoden zu aufdringlich.

Hier wird nicht nur gerannt, sondern auch geschwungen. (Bemerkung zum Bild rechts: Knackige Arschbacken hat er ja!)

Wie gestern versprochen, soll es hier und heute um «Marvel Spider-Man Unlimited» gehen. Die App ist kostenlos für Android und iPhone/iPad erhältlich, aber natürlich gibt es die unvermeidlichen In-App-Käufe. «Spider-Man» stammt nämlich von Gameloft, dem weltgrössten Hersteller von mobilen Spielen. Auch «Minion Rush» (siehe Wir In-App-Purchase-Lakaien) kommt von den fleissigen Franzosen. Und damit ist schon viel über das Spiel gesagt: Es funktioniert sehr ähnlich wie jener Erfolgstitel. Sogar die Navigation durch die Levels erinnert ans Vorbild.

Das Spiel ist schon 2014 erschienen und mir in den letzten drei Jahren irgendwie verborgen geblieben. Das ist für einen staatlich diplomierten Endless-Runner-Experten wie mich natürlich ein gewisses Versäumnis. Andererseits sind diese zeitnahen Besprechungen ja auch bloss Ausdruck der News-Versessenheit unserer Medien. Solchen Zwängen braucht man sich als Blogger nicht unterzuordnen. Jawoll. Und es gibt einen weiteren Grund: Es scheint so, als sei die Hochblüte der Endless Runner im Lauf von 2015 zu Ende gegangen. Das heisst, dass Blogger wie ich das verbleibende Material noch etwas strecken müssen, um über die Runden zu kommen.

Die Optik ist perfekt

Also, in medias res: «Spider-Man Unlimited» erfüllt die Erwartungen an die Ästhetik eines grossen Spieltitel perfekt. Die Grafik ist toll und adaptiert auch den Comic-Look überzeugend. Die Welt, durch die man läuft, hält eine überwältigende Fülle an Details bereit. Das Gameplay ist nahe genug an den genre-typischen Vorgaben dran, dass man sich sofort zurechtfindet. Dennoch gibt es einige Erweiterungen: Natürlich kann sich Spiderman auch durch die Lüfte schwingen. Das tut man, indem man den Finger auf den Bildschirm gedrückt hält – das aktiviert dann offenbar die Seidensekretion.

Es wird viel gequatscht und es gibt eine eher schwache Rahmenhandlung.

Und es gibt auch Kampfoptionen. Durch Wischen nach oben besiegt man die normalen Feinde, die einem den Weg verstellen. Begegnet einem ein Feind mit Schild, dann muss man nach unten wischen. Das wiederum ergibt nun nicht wahnsinnig viel Sinn, und wenn man sich ständig fragt, ob das nun ein normaler Gegner oder ein Gegner mit Schild ist, dann stört auch ein bisschen dabei, in den fast schon meditativen Spielfluss hineinzugelangen, den man von guten Endless-Runnern kennt.

Auch die Rahmenhandlung – irgendwelche Feinde sind durch ein Wurmloch eingefallen – ist mir etwas zu langfädig. Das Genre lebt davon, dass man losrennt. Viel Drumherum braucht es eigentlich nicht. Ausserdem kenne ich das Spiderman-Universum zu wenig gut, als dass ich mit den Figuren wie MacGuffin oder Nick Fury etwas anfangen könnte.

Die Storyline ist nicht ausgereift

Aber hier wird ständig gequasselt, für Level-Aufstiege sorgen und insbesondere auch Missionen erfüllten. Das ist fürs Genre ungewöhnlich und das aus gutem Grund: Ein schwacher Plot macht die Sache nicht besser, urteilt dieser Kritiker hier:

I like my auto-runners arcade-oriented, and adding some weak plot composed of stilted cutscenes isn’t going to change my mind on that.

Und man muss gelegentlich auch die Spielfigur wechseln. Es gibt mehrere Spider-men, wobei der eine für manche Missionen besser geeignet ist als für andere. Das ist eher umständlich, und lässt den Hauptdarsteller auch leicht schizophren erscheinen. Aber vielleicht würde man auch das besser verstehen, wenn man mehr Marvel-Comics gelesen hätte.

Das Gequassel sollte sich über den Unlimited Mode eindämmen lassen, verspricht zumindest diese Seite hier. Ich habe ihn aber anhand der Beschreibung nicht entdeckt, was daran liegen könnte, dass das Benutzerinterface irgendwann mal umbebaut wurde. Wie auch immer: Wenn ich diesen Modus entdecke, werde ich die Anleitung dazu nachtragen.

Links: Die Missionen – das sieht fast genauso aus wie bei «Minion Rush». Rechts: «Wähle Spidey für Verschm.» – jetzt ist alles klar!

Fazit: Ein hochwertiges Spiel, das von seinem Charme aber nicht ganz an «Minion Rush» herankommt. Natürlich gibt es auch einen Shop für In-App-Käufe. Man bekommt dort Verbrauchsgüter wie die Boosts, also klassische Power-ups. Es gibt auch dauerhafte Verbesserungen wie den XP boost.

23 Franken für eine kugelsichere Weste?

Und man kann durchaus ordentlich Geld herauswerfen: zum Beispiel 23 Franken für die kugelsichere Spider-Rüstung. Wenn man Geld ausgeben will – wozu ich mich bislang noch nicht bemüssigt fühlte, dann würde ich das nur für die permanenten Verbesserungen tun.

Jedenfalls verspricht einem der Reception-Abschnitt in Wikipedia, dass man auch ohne Geld auszugeben ausreichend Fortschritte machen könne. Das bestätigt auch dieser Kritiker hier:

You’re not constantly spending the in-game currencies on upgrades, simply because there isn’t all that much to buy or upgrade, unlike the recent Crazy Taxi game, where you need to buy all these cars and upgrade all of them in order to continue. Each Spider-Man is treated as a character rather than a costume, and there’s no store to buy specific Spider-Men, like the one in Gameloft’s own Minion Rush.

Wie gut man als Freeloader vorwärts kommt, kann ich bis jetzt nicht beurteilen. Denn trotz der visuellen und akustischen Opulenz hat mich dieses Marvel-Universum nicht so gepackt, als dass «Spider-Man Unlimited» den Videogame-Anteil meiner Freizeit gross beanspruchen würde…

Kommentar verfassen