Ein Fliessbandarbeiter für iOS

Die Workflow-App auto­mati­siert Arbeits­ab­läu­fe am iPhone und iPad. Das ist nützlich, wenn­gleich die Mög­lich­kei­ten stark ein­ge­schränkt sind.

Workflow ist eine der von Apple speziell gepriesenen Apps von 2015, die ich auch in meinem Video zu den Überraschungen des letzten Jahres behandelt habe. Sie verdient an dieser Stelle jedenfalls eine etwas ausführlichere Besprechung.

Links fixfertige Arbeitsabläufe in der Galerie, rechts einige der Befehle aus der Kategorie «Scripting».

Die App baut aus einzelnen Bestandteilen komplexe Arbeitsabläufe, die man per Play-Taste ausführt. Ähnlich wie Ifttt (siehe hier und hier) und doch anders: Es werden nämlich nicht nur Webdienste ausgewertet, sondern auch Arbeitsabläufe auf dem lokalen Gerät ausgeführt. Man könnte sagen: «If this then that» wurde hier mit Apples Automator verheiratet.

Was möglich ist, zeigt die Galerie: Man kann seinen Wasserkonsum oder Jogging-Runden in der Health-App eintragen, Live-Fotos, Videos oder Bursts als GIF speichern, die Zwischenablage bei Slack posten oder automatisch ein SMS schreiben, wann man zu Hause ankommt – wobei der Zeitpunkt automatisch anhand des Aufenthaltsorts und der von Google berechneten Reisezeit ermittelt wird.

Ein bunter Strauss an Aktionen

Es ist auch möglich, die Liedtexte zum aktuell über die Musik-App gespielten Song abzurufen, eine Uber-Fahrt zum Ort des nächsten Ereignisses im Kalender anzufordern, Pocket-Artikel vorlesen zu lassen und Dateien herunterzuladen.

Natürlich kann man Workflows nicht bloss aus der Galerie kopieren, sondern auch manuell aufbauen. Dazu stehen mehrere Dutzend so genannte Aktionen aus 13 Kategorien bereit (Apps, Kalender, Kontakte, Dokumente, Finanzen, Musik, Health, Karten, Musik, Fotos und Videos, Scripting, Teilen über soziale Medien, Text und Web). Hier alle Aktionen aufzuzählen, würde nicht nur meine Geduld, sondern die der geneigten Leserschaft überfordern.

Höhepunkte aus der Galerie

Darum einige ausgesuchte Highlights:

  • In der Kategorie Apps findet man die Möglichkeit, Artikel von Pocket oder nach Pocket zu transferieren, mit Dropbox zu interagieren, via Tweetbot nach Tweets zu suchen oder bei WhatsApp Nachrichten zu senden – welche Möglichkeiten vorhanden sind, hängt natürlich von den installierten Apps ab.
  • Im Scripting-Bereich gibt es echte Perlen: Man kann die IP-Adresse in Erfahrung bringen, die Helligkeit und Lautstärke einstellen, Zufallszahlen erzeugen, Dinge berechnen, Benachrichtigungen ausgeben, Sounds abspielen, mit Variablen hantieren, Python-Scripts ausführen (über die App Pythonista) und vieles mehr. Das heisst: Workflow ist im Kern mehr als eine simple Automatisierung-Aapp: Man kann kleinere Abläufe auch «richtig programmieren».
  • Die Kategorie Web hält nicht nur die Möglichkeit bereit, Webseiten abzurufen oder URLs zu zerlegen. Man kann auch Elemente aus einem RSS-Feed bearbeiten.
  • In der Kategorie Text gibt es die Möglichkeit, Übersetzungen zu starten, Formatumwandlungen durchzuführen (etwa HTML nach RTF oder umgekehrt), Texte zusammenzuführen oder aufzuteilen, Beschreibungen aus den Wörterbüchern des iOS-Geräts abzurufen oder Texte vorlesen zu lassen. Und was man an dieser Stelle eher nicht erwarten würde: Man kann Text auch in einen QR-Code wandeln lassen oder den Text aus einem QR-Code extrahieren.
  • Bei den Befehlen zum Teilen (Sharing) sind nicht nur die üblichen Verdächtigen Facebook und Twitter dabei. Man kann auch Notizen erzeugen, Instagram bespielen oder via WordPress und Tumblr publizieren. Das heisst: Man kann über einen geschickten Workflow quasi semiautomatisch sein Blog bespielen.

Mit anderen Worten: Workflow ist eine tolle App, deren Möglichkeiten nur durch die Fantasie des Nutzers beschränkt sind. Ich habe schon einige Ideen, was ich mit der App anstellen will. Beispielsweise den Inhalt der Zwischenablage als QR-Code anzeigen lassen, um den einfach an ein Gerät zu übermitteln, zu dem ich keine direkte Verbindung habe.

Blogposts in Pocket übertragen

Oder: Beiträge aus meinen Lieblingsblogs automatisch nach Pocket übertragen. Oder meinen letzten Blogbeitrag fürs Teilen auf Facebook vorbereiten. Andere gute Ideen, die ich im Internet gefunden habe: Die letzten Screenshots bei Dropbox hochladen und dann löschen. Sowieso Prozent Trinkgeld ausrechnen. Geld überweisen. Den Ort des nächsten Termins bei Google Streetview ansehen. In eine PDF-Datei drucken.

Links ein Arbeitsablauf, der automatisch ein SMS mit der voraussichtlichen Ankunftszeit zu Hause sendet.
Rechts ein Ablauf, der einen QR-Code mit dem Inhalt der Zwischenablage fabriziert.

Anders als Ifttt lassen sich Workflows nur manuell ausführen. Es ist aber möglich, sie dem Homescreen hinzuzufügen oder im Heute-Bereich der Mitteilungszentrale zu platzieren. Man kann sie auch im Teilen-Menü ablegen und dann auf die geteilte Information anwenden – und so beispielsweise eine PDF-Datei der geöffneten Ressource erstellen und die automatisch bei Dropbox abwerfen.

Es gibt Potenzial für Verbesserungen

Bemängeln kann man, dass die Workflows nicht zwischen Geräten synchronisiert werden und dass¹ man sie nicht automatisch, zum Beispiel zeitgesteuert ausführen kann. Ich fänd auch eine FTP-Option cool – um direkt Bilder auf meinem Blog zu platzieren und in Beiträgen verwenden zu können. Trotzdem: Ein tolles Nerd-Spielzeug und die 3 Franken allemal wert!

Fussnoten

1) Das geht in der neuesten Version jetzt.

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