Da ist was los in Norwegen!

«Trollhunter» ist einer der würdigsten Vertreter in der Kategorie der «besten schlechten Filme auf Netflix» – mit gewissen Anleihen an «Blair Witch Project».

Ich nehme es vorweg: An «Lesbian Vampire Killers» (siehe Der beste schlechte Film auf Netflix) kommt Trollhunter (Amazon) nicht heran: Es werden schliesslich auch nur Trolle und keine lesbischen Vampire gejagt. Und eben: Trolle sind keine lesbischen Vampire, das schleckt nicht mal eine Zombie-Geiss weg.

Definitiv kein Bär! (Aber definitiv eine schön cheesy Animation.)

Aber da nicht jeder B-Movie ein leuchtendes Vorbild seines Genres sein kann und dieser Film seine Momente hat, sei er hier dennoch wärmstens empfohlen. Er spielt in einer Landschaft, die an den Walensee erinnert. Und er macht trotz der hanebüchenen Story¹ mit ihren scheunentorgrossen Logiklücken², einer schamlos bei Blair Witch abgekupferten pseudodokumentarischen Aufmachung und teils doch eher cheesy Spezialeffekten einen (dampfenden Troll-)Haufen Spass.

Zur Irreführung der Bevölkerung wird ein importierter Bär anstelle des Trolls am Schadensplatz deponiert.

Fussnoten

1) In der Inhaltszusammenfassung finden sich einige Spoiler:
Der Film stammt aus Norwegen und aus dem Jahr 2010. Drei Filmstudenten, Thomas, Kalle und Johanna, machen sich auf, um einer plötzlichen Bäreninvasion auf den Grund zu gehen. Überall werden die Viecher geschossen, und es gibt auch zivile Opfer (vornehmlich deutsche Touristen).

Jedenfalls sind die Begleitumstände mysteriös, weswegen die Jungreporter beschliessen, beim Wilderer Hans anzusetzen. Der erweist sich allerdings alles andere als kooperativ. Er ist wortkarg und abweisend, und er macht sich immer wieder aus dem Staub. Aber die Studenten lassen nicht lugg, vor allem, nachdem sie verdächtige Schrammen an Hans’ Geländewagen entdeckt haben. Ausserdem stinkt es rund um seinen Wohnwagen immer sehr verdächtig – und wenn man durch die Scheiben spienzelt, dann sieht man Verdächtiges herumhängen.

Hans jagt keine Bären, sondern Trolle

Nachdem sich die drei Studenten nächtens an Hans’ Fersen geheftet haben, kommen sie der Sache näher: Hans jagt nicht Bären, sondern Trolle. Er gehört zu einer staatlichen Behörde, die die Trolle im Zaum zu halten versucht. Damit die Bevölkerung nicht beunruhigt wird, gibt es eine ausgeklügelte Strategie zur Irreführung: Ein polnischer Lieferant sammelt in ganz Europa und bis nach Russland überzählige Bären zusammen, die anstelle der erlegten Trolle deponiert werden. Damit die Täuschung perfekt ist, gibt es im Fundus der Behörde Stelzen, mit denen sich Bärenspuren in den Boden drücken lassen.

Hans seinerseits hat die Trolljagd perfektioniert. Er reibt sich mit Trollgeruch ein, um nicht erkannt zu werden. Er hat eine UV-Leuchte – denn Trolle erstarren bei Sonnenlicht bekanntlich zu Stein (oder sie explodieren), und dieses Sonnenlicht lässt sich mit den ultravioletten Leuchten perfekt simulieren. Hans hat auch immer etwas Christenblut dabei. Denn Christenblut ist der optimale Köder für die Trolle.

Das totgeschwiegene Trollmassaker

Nachdem sie gemeinsam den Trollen knapp entronnen sind, wird Hans gesprächiger. Besser gesagt: Er ist wie ein umgedrehter Handschuh. Er erzählt den Studenten alles über sein Handwerk. Und er lässt sie bereitwillig ihren Dokumentarfilm drehen, obwohl sein Chef etwas dagegen hat – kein Wunder, schliesslich dokumentieren sie auf Film die ganze Vertuschungsaktion. Und Hans gibt sogar zu, an einem Trollmassaker beteiligt gewesen zu sein, als ein Bauprojekt in deren Revier durchzusetzen war.

Die Dreharbeiten machen Fortschritte. Doch dann kommen zwei unglückliche Umstände zusammen: Die T(r)ollwut ergreift Besitz von den Trollen. Und: Einer der Studenten ist selbst ein Christ, was er bislang aber verheimlicht hat. Trotz eines Opfers machen Hans und die Studenten weiter – und zwar bis zum bitteren Ende.

Das Ende bleibt offen

Dieses bittere Ende bleibt wie bei «Blair Witch Project» offen: Die Jugendlichen und Hans verschwinden, nur das Filmmaterial wird gefunden. Hat Thomas, der sich bei der ersten Begegnung mit den Trollen eine Verletzung zugezogen und sich mit der Tollwut angesteckt hat, sie ins Unglück gestürzt? Hat die Regierung zum Schutz der Konspiration die Studenten verschwinden lassen?

2) Warum hat Hans seine Meinung geändert und die Studenten trotz seiner ursprünglichen Ablehnung mitgenommen? Die Begründung im Film, weil er keinen Nachtzuschlag bekommt, grenzt ans Lachhafte. Warum schaltet der Kameramann Kalle sein Nachtsichtgerät nicth öfters ein – die Trolle wären viel besser zu erkennen. warum rennen die Studenten nicht, wenn Hans ruft, sie sollen rennen? Warum lassen sich die Behörden bei ihrer Vertuschungsaktion filmen?

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