Der hat meine Roman-Idee geklaut!

Peter Clines erzählt in «The Fold» eine vermeintliche Geschichte übers Teleportieren, bei der sich plötzlich ein Spalt zu anderen Universen öffnet – durch den ungebetene Gäste auf die Erde dringen.

Peter Clines Buch «14» von neulich hat mir so gut gefallen, dass ich mich entschloss, mit The Fold nachzudoppeln. Dieses Buch gibt es unter dem Titel Der Spalt auch auf Deutsch. Und es war, auf gewisse Weise, ein Ärgernis.

Nicht immer ist das hinter einer Tür, was man dort vermuten würde. (Bild: =Nahemoth=/Flickr.com)

Um das zu begründen, muss ich ein paar Spoiler krachen lassen. Wie gewohnt kommen die Spoiler aber erst gegen Ende des Beitrags, nämlich nach dem Fazit. So können die Leser dieses Blogs, deren Interesse ich geweckt habe, ihre Kaufentscheidung treffen, ohne fertiglesen zu müssen.

Also: «The Fold» kommt bezüglich Spannung und Nerdquotient nicht ganz an «14» heran. Jene Geschichte war vom Aufbau her noch stimmiger, dichter erzählt, und auch das Figuren-Ensemle war noch ein bisschen bunter. Das Buch – es ist übrigens brandneu und wurde erst im Juni 2015 veröffentlicht – braucht etwas lange, bis es in Fahrt kommt. Doch dann liefert es, genau wie «14» von 2012, einen drehbuchreifen Showdown.

Mit «14» im gleichen Erzähluniversum angesiedelt

Es gibt sogar frappante Parallelen bei den beiden Büchern, die ich erst darauf zurückgeführt habe, dass der Autor halt ein bewährtes Erzählmuster wiederverwendet (was manche kritisieren würden, mich aber nicht stört, wenn das Erzählmuster gut ist und alles andere stimmt). Gegen Ende wurde mir klar, dass das Buch im gleichen Erzähluniversum wie «14» spielt. (Nicht jedoch zwingendermassen im gleichen Paralleluniversum. Mehr dazu aber weiter unten.)

Fazit: Gute Popcorn-Unterhaltung mit einem fantastischen Unterbau und Leuten gefallen dürfte, die sich am Fernsehen Sliders, Fringe oder Lost ansehen. Die Geschichte nimmt einige interessante Wendungen, und das Ende macht definitiv Lust auf mehr.

Hier nun die kurze Zusammenfassung und die Erklärung, warum die Geschichte ein Ärgernis war. Wegen der Spoilern sollten Leute mit Interesse am Buch nicht mehr weiterlesen.

Also: Als ich die ersten Kapitel des Buchs gelesen hatte, war ich ein bisschen sauer auf Peter Clines. Er hat nämlich eine Geschichte erzählt, wie ich sie in meinem eigenen Roman erzählen will – wenn ich denn jemals dazu kommen sollte, einen Roman zu erzählen. Es geht, wie angedeutet, um Paralleluniversen und deren Durchlässigkeit. Mike Erikson ist ein Unterstufenlehrer mit einer besonderen Begabung. Er hat ein fotografisches Gedächtnis – und nicht nur das: Es gibt in seinem Kopf eine Art Ameisenarmee, die auf Befehl und manchmal auch aufgefordert Fakten und Erinnerungsbilder finden und ins Bewusstsein tragen.

Die Albuquerque Door

Da Mike auch die Fähigkeit zur logischen Deduktion hat, macht ihn das zu einem der intelligentesten Männern der Erde. Da intelligente Menschen oft von eigener Hand oder einsam sterben, hat er sich entschlossen, nichts aus seiner Begabung zu machen. Nun wird er von Reggie aus diesem selbstgewählten Exil im Mittelmass gerissen. Reggie bringt ihn mit einem Trick dazu, ein interessantes Forschungsprojekt unter die Lupe zu nehmen: Die Albuquerque Door.

Das ist eine Methode, die die Teleportation ermöglicht. Die Testanlage funktioniert, bis auf wenige vernachlässigbare Störungen, einwandfrei. Und trotzdem hat Reggie, und später auch Mike das Gefühl, dass der Projektleiter Arthur und seine Teammitglieder irgendetwas verheimlichen.

Mike forscht nach und stösst auf Ablehung. Obwohl er beteuert, lediglich bei der finanziellen Fortführung des Projekts helfen zu wollen, trauen ihm die Forscher nicht über den Weg. Sie unterstellen ihm, die Ergebnisse ihrer Arbeit stehlen zu wollen – und Mike findet heraus, dass dieser Verdacht nicht ganz unbegründet ist, auch wenn er selbst keine solche Absicht hatte.

Niemand weiss, die die Türe eigentlich funktioniert

Als ein weiterer Testlauf schrecklich schiefgeht, stösst Mike auf noch mehr. Er findet heraus, dass Arthur und seine Leute gar nicht wissen, wie die Albuquerque Door funktioniert. Und dass sie mit ihrer Annahme, eine Teleportationsmöglichkeit erfunden zu haben, falsch liegen. Es handelt sich bei der Methode, die auf scheinbar wirren Berechnungen eines verstorbenen Universalgenies beruhen, in Tat und Wahrheit um eine Tür zwischen parallelen Welten.

Aus diesem Grund kommt es zu den Unstimmigkeiten: Da sich die Leute bei ihren vermeintlichen Teleportationsreisen von ihrem Heimat-Universum in ein Paralleluniversum begeben, erfolgen kleinere und manchmal auch grössere Unstimmigkeiten. Bei Jamie sind plötzlich alle ihre Rückennarben verschwunden. Ben erkennt seine Frau nicht mehr. Und Olaf hat das Gefühl, jemand hätte sich an seinem Büro vergriffen.

Der Spalt zu den fremden Paralleluniversen bleibt offen

Natürlich bleibt es nicht bei der einen Panne. Plötzlich lässt sich die Albuquerque Door nicht mehr schliessen. Der Spalt zwischen den Universen bleibt offen und nicht alles, was nun durchkommt, ist den Menschen freundlich gesonnen…

Am Ende taucht Veek auf, die wir aus «14» kennen. Sie rekrutiert Mike, und das lässt uns ahnen, dass Clines sein Erzähluniversum bald noch um ein paar Paralleluniversen erweitern wird. Von mir aus gern!

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