Farewell, Instacast. Hello Pocket Casts

Meine Lieblings-Podcast-App hat die Waffen gestreckt. Doch der Ersatz ist mehr als ein Lückenbüsser: Pocket Casts hat alle Funktionen parat, die zu einem gelungenen Podcatcher gehören.

Wie man letzte Woche lesen konnte, hat Vemedio, der Hersteller des populären Podcast-Clients Instacast, letzte Woche die Waffen gestreckt. Das ist sehr schade. Ich bin seit Jahren Instacast-Nutzer und habe die Software hier im Blog in hohen Tönen gelobt: Gepriesen sei Instacast!. Ich habe gerne für die App bezahlt, wobei ich das Cloud-Abo nicht gelöst hatte. Das brauchte ich nicht, da ich Podcasts ausschliesslich übers iPhone höre.

Links die Ansicht «Podcasts», rechts die Übersicht mit den «Episode Filters».

So muss ich mir nun überlegen, auf was für eine App ich umsatteln werde. Man kann Instacast zwar vorerst weiter nutzen. Aber wie ich immer wieder predige: Eingestellte Anwendungen sollte man besser früher als später ablösen. Irgendwann kommt ein Betriebssystem-Update daher, das die Kompatibilität beeinträchtigt. Ausserdem will man (als Nerd) keine Apps nutzen, bei denen nichts vorwärts geht.

Mein Favorit ist Pocket Casts von ShiftyJelly. Es gibt sie fürs iPhone und für Android. Wichtig sind für mich bei einem Podcast-Client:

  • Die Möglichkeit, Podcasts beschleunigt abzuspielen. Leider.
  • Import- und Exportmöglichkeiten der Abos (aus nahe liegendem Grund.)
  • Optionen zum Downloadverhalten: Sollen Podcasts sofort nach Erscheinen heruntergeladen werden – nur über WLAN oder auch über Mobilfunk? Eine Unterscheidung zwischen Audio- und Videofolgen ist diesbezüglich wünschenswert.
  • Eine Wiedergabe-Queue, die automatisch mit neuen Folgen bestückt wird und sich manuell sortieren lässt.
  • Die Möglichkeit, Folgen anzuhören, ohne einen Podcast abonnieren zu müssen. In Kombination dazu ist ein schöner, eingebauter Podcast-Katalog ein Plus.
  • Die Möglichkeit, auf bereits gehörte Folgen zuzugreifen und diese nochmals anzuhören.
  • Ein sinnvolles automatisches Löschmanagement, das gehörte Folgen automatisch entfernt – am liebsten erst nach einer gewissen Zeit, weil man sie manchmal noch benötigt.
  • Eine schöne Integration von Shownotes und Kapitelmarken.
  • Wünschenswert, aber nicht unbedingt notwendig: Ein Sleep-Timer.
  • Flattr-Integration.

Instacast hat das meiste davon gut abgedeckt, mit Ausnahme der Wiedergabe-Queue, die mir zu umständlich war. Die Integration des Katalogs hätte auch etwas eleganter sein können. Und mir scheint, die App habe ab und zu Podcasts via Mobilfunk geladen, obwohl ich ihr das verboten hatte. Trotzdem – es ist offensichtlich, dass die Latte für den Nachfolger hoch liegt.

Der Import klappt

Pocket Casts macht die Sache soweit gut. Die Datenübernahme von Instacast funktioniert zum Glück – denn worauf ich wirklich keine Lust gehabt hätte, wäre die Neuabonnierung meiner fast 50 Podcasts. Ich habe in Instacast via Einstellungen > Daten exportieren eine OPML-Datei bei Dropbox abgelegt.

Die lässt sich in Dropbox auswählen und mit Öffnen in an Pocket Casts weiterreichen – am besten macht man das übrigens, nachdem Instacast quasi «leergehört» ist. Dann kann man in der neuen App gleich einmal alle (dort natürlich als neu markierte) Folgen als erledigt markieren. Das geht auch bei Pocket Casts wie gehabt durch Wischen von rechts nach links.

Pocket Casts stellt mehrere Darstellungsformen für die Podcasts zur Verfügung. In der Rubrik Podcasts findet man alle seine Abos als Matrix mit Coverart-Bildern – ohne Beschriftung. Darüber kann man streiten. Ich jedenfalls erkenne nicht alle meine Podcasts an ihrem Bildchen. (Ausserdem stelle ich fest, dass mein Verschwörungstheorie-der-Woche-Podcast noch immer mit meinem Soundcloud-Avatar erscheint und nicht mit dem Logo, das ich extra mal dafür gebastelt habe. Aber sei es drum.)

Immerhin: Pocket Casts übernimmt meine individuelle Sortierung aus der OPML-Datei von Instacast. Das ist doch immerhin was – denn eine meiner Marotten ist es, dass ich die Podcasts genau in der gewünschten Reihenfolge sehen will. Wenn man das Grid mit den Coverart-Bildern nach unten zieht, erscheinen die Optionen, über die man zwischen drei und vier Quadrätchen pro Zeile wählen kann. Man kann hier die Sortierung zwischen Name, letzter Veröffentlichung und individuell einstellen. Das ist brauchbar.

Darunter finden sich so genannte Episode Filters. Sie zeigen die Podcasts nach verschiedenen Kriterien: Die ungespielten Folgen, heruntergeladene Episoden, Videobeiträge, etc. Man kann eigene Filter erstellen, wobei man Kriterien wie Wiedergabe- und Download-Status, Favoriten, Video/Audio und einige weitere miteinbezieht.

Podcast-Zombies

Auffällig ist, dass in der Grid-Darstellung einige Podcasts auftauchen, die ich nicht mehr höre. Ich hatte bei Instacast von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, das Abo zu parkieren. (Parken, für Leute, die auf richtiges Hochdeutsch stehen.) Dadurch wird der Podcast ausgeblendet, wenn man ihn vorübergehend nicht hören möchte. Man kann ihn ganz einfach wieder einblenden. Die Park-Funktion gibt es in der neuen App nicht, sodass ich die fraglichen Podcasts wohl oder übel ganz löschen muss.

Wie das geht, ist mir zunächst nicht klar, weil ich zunächst in der Matrixdarstellung nach dem ominösen Wegklick-Symbol suche. Es geht aber, indem man den Podcast auswählt und in den Settings auf Unsubscribe klickt.

Links die Einstellungen pro Podcast, rechts die globale Konfiguration.

In den Pro-Podcast-Einstellungen gibt es die Option Auto-Download, mit der eine neue Folge automatisch geladen wird. (Eine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Video und Audio ist nicht vorhanden – aber damit kann ich leben.) Notifications gibt an, ob eine Benachrichtigung über eine neue Folge angezeigt werden soll oder nicht. Das ist sinnvoll – bei Podcasts, die häufig aktualisiert werden, verzichte ich gerne darauf. Die Auto-Cleanup-Funktion lässt sich hier pro Podcast-Abo einstellen – ebenfalls sinnvoll. Und grossartig finde ich die Start from-Einstellung. Sie ermöglicht es, Intros auszulassen. Hervorragend für die Podcasts des Leo Laporte, der mit der viel zu langfädigen Vorstellung der Gäste drei bis fünf Minuten verbraten hat, bevor es wirklich losgeht.

An dieser Stelle scheint die Möglichkeit zu fehlen, eine individuelle Wiedergabegeschwindigkeit pro Podcast einzustellen. Diese Möglichkeit ist mir wichtig, da ich Podcasts von der langfädigen Sorte (This week in Tech, Freakshow, Bits und so) nur durchkriege, wenn ich sie mit 200 prozentiger Geschwindigkeit abspiele. Allerdings: Man kann die Geschwindigkeit bei der Wiedergabe erhöhen. Pocket Cast merkt sich diese, sodass man jeden seiner Podcasts mit seiner eigenen Geschwindigkeit hören kann – die lässt sich nämlich sogar in 10-Prozent-Schritten anpassen.

Links die Episoden eines Podcasts, rechts die Wiedergabe-Ansicht.

Rundum geglückt

Apropos Wiedergabe: Während ein Podcast läuft, erscheint ein schmales Playback-Band am unteren Displayrand. Tippt man das an, erscheint der laufende Podcast bildschirmfüllend, mit den Knöpfen zum Vor- und Zurückspringen (wie viele Sekunden, stellt man in den Einstellungen ein), der Temporegelung, Airplay und Sleep-Timer. Wischt man nach links, erscheinen die Shownotes. Wischt man nach rechts, kommt man in die Wiedergabe-Queue. Die Kapitel sind über eine Schaltfläche rechts oben zugänglich.

Fazit: Es braucht ein bisschen Umgewöhnung und etwas Konfigurationsaufwand, aber dann ist Pocket Casts ein hervorragender Ersatz. Ich vermisse nur den Flattr-Button und die Möglichkeit, im (ansonsten brauchbaren) Katalog Podcasts zu hören, ohne sie abonnieren zu müssen.

2 Kommentare zu «Farewell, Instacast. Hello Pocket Casts»

  1. Die «individuelle Wiedergabegeschwindigkeit pro Podcast» ist ja schön und gut. Aber vielleicht sollten sich die Produzenten von 2 bis 4 (!) Stunden dauernden Podcasts einmal überlegen, wer sich ihren breit getretenen Quark in voller Länge anhört?

    Ich habe schon einige dieser elend langfädigen Podcasts wieder gelöscht, obwohl mich deren Themen interessieren.

    Ach ja, ich höre mit «Pocket Casts».

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