SRF muss innovativer werden

Es braucht den Service Public bei Radio und TV und die Revision des entsprechenden Gesetzes (RTVG) ist eine sinnvolle Sache. Doch nicht nur die rechtliche Lage gehört angepasst: Auch die Programme müssen zukunftstauglich werden.

Die Abstimmung vom 14. Juni zum Systemwechsel bei den Radio- und Fernsehgebühren hat auch eine Debatte um die SRG und den Service Public ausgelöst. Ich werde für die Revision des Radio- und TV-Gesetzes (RTVG) stimmen, weil ich das Haushaltssystem befürworte und die SRG für eine gute Sache halte.

Jungtalente, bitte hier platz nehmen. (Bild: SRF)

Andererseits ist es tatsächlich sinnvoll, die SRG auf den Prüfstand zu stellen und anlässlich der Abstimmung zu fragen: Macht sie eigentlich einen guten Job? Ich habe in diesem Blog vor allem das Radio kritisiert. Es ist mir von den vielen Medien das liebste. Klar, heute würde ich, vor die Wahl gestellt, das Internet als das wichtigste Medium ansehen. Aber obwohl ich Zeitungsleser der ersten Stunde war und darum den beiden Leibblättern meiner Jugend (dem Tagi und dem Winterthurer Landboten) immer verbunden bleiben werde, hat mich das Radio stärker geprägt. Weil Radio ein Bauch- und die Zeitung ein Kopfmedium ist und Liebe durch den Magen geht. (Ja, ich weiss, dieser Satz würde vor der Metaphernpolizei keinen Bestand haben, zumal man weder die Zeitung noch das Radio verspeist.) DRS3 war seit dem Sendestart im November 1983 mein Sender.

Ununterscheidbar von den privaten Programmen

Das kann ich von SRF3, wie der Sender heute heisst, nicht mehr sagen. Ich habe die unsägliche Morgensendung kritisiert (die noch schlimmer ist, seit sie nur noch von einem Moderator bestritten wird) und kein gutes Haar an der Musikauswahl gelassen. Die Kritik lautet im Kern, dass der Sender genau den gleichen Gesetzen folgt, wie ein kommerziell ausgerichtetes Programm – und dass es dafür keine Extrawurst in Form von Gebühren bzw. «Mediensteuer» braucht.

Ich zahle gerne die Empfangsgebühr und mir ist an sich egal, ob die über eine Erhebungsstelle oder via Steuererklärung eingezogen wird¹. Aber ich erwarte dafür, dass ich eine echte Alternative zu den auf maximalen Markterfolg ausgerichteten Programmen der Privatanbieter. Eine Morgensendung beispielsweise, die mir echte Informationen bietet und nicht bloss kleine Häppchen, bei der Musikauswahl nicht dem jegliche Abschaltimpulse vermeidenden Rotationsprinzip folgt und echte Wortbeiträge zugunsten dieser Soundbites abgeschafft hat².

Meines Erachtens müssten die Programme – Radio und Fernsehen – zu einem Experimentierlabor für neue Sendungsformen und Formate und zu einem Tummelfeld für kreative Sendungsmacher werden. Nicht nur am Abend und in Randzeiten und auf Spartensendern wie Virus, sondern im Hauptprogramm, am Morgen, tagsüber, jederzeit. Die SRG müsste herausfinden wollen, wie sich Einweg-Rundfunk mit dem Internet verzahnen lässt – und zwar auf kreativere Weise, als dass am Schluss ein Podcast herauskommt. Mehr Interaktion, so wie Joiz das tut. Bloss mit der grösseren Kelle angerichtet und vielfältier.

Die SRG sollte eine einzige Innovationsplattform sein

In Deutschland leistet sich das ZDF mit ZDF neo eine Innovationsplattform, die Dinge wie das Neo Magazin Royale mit dem kecken Herrn Böhmermann hervorgebracht hat – eine Sendung, die mir bereits sehr ans Herz gewachsen ist. Kritisieren würde ich daran nur, dass die Innovation im digitalen Spartenkanal und nicht im Hauptprogramm stattfindet. Aber immerhin schwappt ab und zu etwas vom Spartenprogramm auf den Hauptsender.

Bei der SRG gibt es nichts dergleichen: Keine grosse Bühne für Jungtalente, die den Epineys, Rohrs, Hartmanns und sogar der von mir verehrten Mona Vetsch Feuer unter dem Hintern machen würden. Keine Sendungen, die Nonkonformisten wie mich hinter dem Ofen hervorlocken würden. Keine Shows, die auch mal voll in die Hose gehen dürfen, weil bekanntlich kein Meister vom Himmel gefallen ist. Schade.

Fussnoten

1) Obwohl sich bei der Erhebung über die Steuererklärung tatsächlich das Problem des «Staatsmediums» stellen würde.

2) Obwohl genau diese Dinge einer Sendung wie dem Morgomat von Radio Stadtfilter helfen, sich als echte Alternative abzugrenzen.

One thought on “SRF muss innovativer werden

  1. Ich höre kein Schweizer Radio und sehe niemals Fernsehen, wieso sollte ich dann noch für die SRG SSR: Idée suisse bezahlen?
    Genau aus diesem Grund auch lehne ich die Initiative ab, da ich keine Gebühren für etwas bezahlen möchte dass ich und ein grosse Teil der Gesellschaft nicht braucht.

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