Ein Tee für Abenteurer

Wer nicht immer nur Hagebuttentee trinken möchte, dem sei der griechische Bergtee von Müller ans Herz gelegt. Und wo wir bei Exoten sind: Auch der koreanische Bambustee ist eine Entdeckung wert.

Verzeiht meine Ignoranz, aber ich wusste bisher nicht, dass man auch aus Bambus Tee machen kann. Nun habe ich neulich einen Bambustee aus Südkorea geschenkt bekommen und den mit einem gewissen Misstrauen probiert. Mit Bambus assoziiere ich nicht unbedingt ein gaumentechnischer Hochgenuss, so hölzern und zäh wie er aussieht. Ausserdem erinnere ich mich, dass der Glücksbambus, der mal in meiner Wohnung stand, muffig bis leicht schimmlig roch. Wie sich das für einen Stengel gehört, der im Wasser steht.

Links die Neuentdeckung, rechts ein Anwärter für die Hall of Fame. Der griechische Bergtee von Müller.

Andererseits: Was wissen wir hierzulande schon über Bambus? Und schliesslich wäre ich ein schlechter selbsternannter Teeologe, wenn ich mich abschrecken liesse. Also habe ich mich ehrfürchtig auf ein neues Geschmackserlebnis eingelassen und bin kein Iota von den Zubereitungsvorschriften abgewichen…:

1 Teebeutel 1 Tasse. Mit siedend heissem Wasser aufgiessen. 5 Minuten ziehen lassen. Beutel schwach ausdrücken und herausnehmen. Nur so erhalten Sie ein sicheres Lebensmittel.

Hm. Dieses Bambustee-Trinken scheint tatsächlich ein echtes Abenteuer zu sein. Explodiert mir der Teebeutel in der Hand, wenn ich mich getraue, ihn stark auszudrücken? Wird er giftig, wenn ich ihn 5½ Minuten ziehen lasse? Entwickeln sich ätzende Dämpfe, wenn aus Versehen kaltes Wasser auf den Beutel gerät? Man weiss es nicht. Aber man tut natürlich alles für ein «sicheres Lebensmittel».

Eine Bereicherung der Vielfalt, aber kein absoluter Favorit

Nach dem ersten respektvollen Nippen an der Tasse darf ich vermelden, dass Bambustee nicht zu meinem absoluten Favoriten aufsteigen wird, aber die Teevielfalt um eine interessante Erscheinungsform erweitert. Geschmacklich ist er leicht und erinnert tatsächlich etwas an Süssholz. Herb-hölzern auch der Duft, der in die Nase steigt. Am prägnantesten finde ich den Abgang, der mich etwas an Grüntee erinnert, der zu lange gezogen hat – oder an den Tee mit dem gerösteten Reis, den meine Frau gerne trinkt. Ich denke, man kann diesen Tee gut mit etwas mehr Wasser zubereiten, sprich, ihn relativ dünn machen und ihn so in grösseren Mengen trinken. Teein hat der Bambustee nicht.

«… nur so erhalten Sie ein sicheres Lebensmittel» (Huh?)

Gesund soll er jedenfalls sein, lese ich im Internet. Er enthält diese Antioxidantien, auf die viele Leute so abfahren, er soll Entzündungen hemmen und die Verdauung fördern. Und wir alle wissen eine gute Verdauung zu schätzen, nid wahr? Und auch das Gewissen bleibt rein, denn auf der Website des Distributors heisst es:

Aufgrund einzelner Anfragen bestätigen wir, dass unser Bambustee ein hundert Prozent naturreiner Wildwuchs ist, die Bauern und Pflücker absolut gerecht entlohnt werden, dort keine Umweltverschmutzung besteht und in Südkorea keine Pandabären leben!

Wäre ja noch schöner, den Pandas ihren Tee wegzutrinken!

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