Die grosse Horizon-Wunschliste

Die hochgezüchtete Settopbox der Cablecom im Test: Für eine gute Note braucht es noch viele Verbesserungen.

Es ist den Lesern dieses Blogs nicht entgangen, dass ich aufgrund äusserer Umstände auf die Horizon-Box umgestiegen bin¹. Nun habe ich die Box seit zwei Wochen in Betrieb – und könnte hier eigentlich eine ausführliche Besprechung schreiben.

Viele Optionen machen die Bedienung umständlich.

Ich könnte auch ein Kurzfazit von mir geben, was ich hiermit tue: Stattdessen soll es die grosse Horizon-Wunschliste geben. In den Ansätzen finde ich das Gerät gut. Mir gefällt die moderne Optik des Menüs, die das Blau in Blau gehaltene Erscheinungsbild der klassischen Box sehr altbacken erscheinen lassen. Das schnellere Zappen, die vielfältigeren Funktionen, die Anbindung per WLAN (im Client-Modus), die Companion-App für iOS und Andrdoid, Dinge wie Replay und MyPrime und die Fernbedienung, die auch als Universal-Fernbedienung funktioniert, machen die Box tatsächlich zu so etwas wie einen Entertainment-Hub.

Dritthersteller-Apps?

Für einen echten Hub würde ich gerne Apps wie die von Netflix auf der Box installieren. Es gibt zwar die Erweiterbarkeit per Apps (im Menü via Mediathek > Apps), doch dass im Angebot der Dienst des famosen Herrn Hastings erscheint, ist doch eher wenig wahrscheinlich.

In den Details gibt es allerdings viele Probleme, die ich nachfolgend auflisten werde. Die Aufzählung ist nicht abschliessend; wenn mir weitere Dinge auffallen, werde ich sie nachtragen. Und da «Mängelliste» so negativ klingt, nenne ich das ganze Wunschliste – in der Hoffnung, bei UPC-Cablecom auf ein offenes Ohr zu stossen:

Die Bedienung ist zu umständlich

Der grösste Kritikpunkt ist die Bedienung. Viele wichtige Funktionen erreicht man nur über mühsame Umwege. Beispiele:

  • Programm-Guide: Wenn man im EPG eine Sendung gefunden hat, die man gern ansehen will, führt die OK-Taste nicht direkt zu diesem Sender. Stattdessen kommt eine Tafel, die die Optionen Ansehen, Informationen, Aufnahme, Ähnlich und Sender zu Favoriten hinzufügen anbietet. Es wäre meines Erachtens sinnvoller, via OK direkt zum Sender zu wechseln und die weiteren Befehle über eine Optionen-Taste zugänglich zu machen. Ich verstehe, dass das den Lernaufwand bei den Anwendern erhöhen würde – aber dieser liesse sich wieder hereinholen, weil man später einfach schneller ist.
  • Das Löschen einer Aufnahme: Hat man sich eine Aufzeichnung ab Festplatte angesehen und möchte die gleich entsorgen, betätigt man OK und Anhalten. Dann wählt man die Aufnahme aus dem Menü aus, wählt den Löschen-Befehl aus und bestätigt das Löschen. Das geht beim klassischen Harddisk-Rekorder einfacher, indem man die blaue Taste betätigt. (Ich nehme an, man könnte das Dateimanagement auch der Box überlassen – aber so ganz traue ich ihr nicht über den Weg.)
  • Die Tonspur wechseln: Will man bei einer Ausstrahlung mit mehreren Tonspuren beispielsweise den Originalton hören, tippt man auf OK, dann auf Audio & Video, auf Audio (an dieser Stelle stehen auch die Untertitel zur Verfügung) und wählt dann die Tonspur.

Die Box ist zu wenig auf Leistung getrimmt

Mit der langen Aufstartzeit kann ich leben, da ich den sparsamsten Energiemodus gewählt habe – das ist ein Tribut, den man als Beitrag zur Energiewende gerne leisten sollte. Was mach bei der Performance der Box jedoch stört, sind folgende Dinge:

  • Wenig responsiv: Die Menüs reagieren zu langsam und die Reaktionszeit ist generell eher träge.
  • Leistungsbedingte Aussetzer: Manchmal ist die Box ihrer Aufgabe aber auch schlicht nicht gewachsen. Wenn man das laufende Programm für einige Augenblicke pausiert hat und es danach mit einer gewissen Verzögerung anschaut, habe ich mehrfach kurze Tonaussetzer gehört. Die sind äusserst lästig und zwingen einen, wieder zur Live-Position vorzuspulen. Das macht die Funktion unbrauchbar.
  • Navigation: Zu behäbig reagiert die Box beim Durchblättern der Sender (via Menü-Taste und TV-Sender): Wenn man dann eine bestimmte Anzahl Sender vor- oder zurückblättern will (um zum Beispiel von SRF1 zur ARD zu gelangen) und dann entsprechend häufig auf die Sender hoch– oder Sender runter-Taste drückt, dann wird nicht schneller geblättert. So sind Senderwechsel, wenn man nicht die genaue Nummer weiss, sondern nur die ungefähre Region, umständlich, und man schiesst leicht übers Ziel hinaus.

Dinge, die nicht funktionieren

Einige Dinge scheinen nicht zu gehen:

  • Fernbedienung per App: Die Horizon-Go-App, die auch als Fernbedienung dienen könnte, findet die Box nicht. Das mag daran liegen, dass ich sie im Client-Modus betreibe. Allerdings sollte die Funktion auch in dieser Betriebsart zur Verfügung stehen².
  • Senderreihenfolge: Die nicht funktionierende Verbindung zur Box könnte auch der Grund sein, dass es mir bislang nicht gelungen ist, die Reihenfolge der Sender anzupassen. Das ist grundsätzlich über die iPad-App möglich – aber eben, ohne dass meine individuelle Ordnung es bislang auf die Box geschafft hätte.
  • HbbTV: Die Box müsste meines Wissens auch HbbTV unterstützen. Dieser Informationsdienst ist der Nachfolger des Teletext, und er wird vom Schweizer Fernsehen seit einiger Zeit ausgestrahlt. Trotzdem habe ich es nicht geschafft, ihn zu benutzen – entweder, weil es die Funktion nicht gibt oder weil sie so gut versteckt ist, dass ich sie trotz einigem Suchen nicht gefunden habe.
  • Aufnahmen ohne Ton: Das oft bemängelte Problem des fehlenden Tons bei Aufnahmen haben wir auch schon gesehen.

Dinge, die besser sein könnten

Als anspruchsvoller Glotzennerd habe ich ausserdem folgende Verbesserungsvorschläge:

  • Pip: Die Picture in picture-Funktion finde ich grundsätzlich grossartig. Im Guide und beim Blättern durch die Sender erscheint nach einiger Zeit das Live-Bild des ausgewählten Senders. Leider verschwindet das Vorschaubild beim Senderwechseln (Back-Taste und dann Pfeil hoch oder Pfeil runter) automatisch nach wenigen Sekunden. Sinnvoll wäre natürlich, wenn das kleine Bild stehen bleiben würde. So hätte man einen zweiten Sender dauerhaft im Blick, was beispielsweise für die Überbrückung von Werbepausen auf einem anderen Sender sinnvoll wäre – man könnte sofort zurückwechseln, wenn man im kleinen Fenster sieht, dass die Werbung durch ist.
  • Aufnahmen herunterladen: Da die Box im heimischen Netzwerk steht, wäre es nett, wenn man per Browser auf sie zugreifen und direkten Zugriff auf die aufgezeichneten Sendungen hätte – es kommt durchaus vor, dass man ein Programm dauerhaft ins Archiv der Privatkopien legen möchte.
Auch hier gibt man sich smart: Die Youtube-App zeigt Videos, die zum laufenden Programm passen.

Fussnoten

1) Dazu noch eine kleine Ergänzung der Saga: Der Telefon-Wechsel von der Swisscom zu UPC-Cablecom ist nicht ganz reibungslos verlaufen. Die Swisscom schrieb mir einen netten Brief, in dem sie meinen Abgang bedauerten und mir gleichzeitig die Verrechnung der Grundgebühr bis zum Ablauf der Vertragszeit in Aussicht stellten. Ich habe darauf einen relativ geharnischten Brief zurückgeschrieben und darauf hingewiesen, dass ich in der neuen Wohnung gar nicht in der Lage bin, die Leistung bis zum Ablauf des Vertrags in Anspruch zu nehmen.

Daraufhin hat mir eine nette Frau die Erlassung dieser Strafzahlung in Aussicht gestellt und gemeint, solche Dinge seien bei meinem Kundendossier nicht unbedingt nachvollziehbar. Sie meinte auch, über das eine oder andere Bundle zum Beispiel mit Internet und Fernsehen hätte sich auch die ISDN-Grundgebühr auf ein erträgliches Mass reduzieren lassen. Worauf ich fand, dass das eine Information gewesen wäre, die mir der Mann im Swisscom-Shop besser nicht vorenthalten hätte.

2) Update vom 22.9.2014: Diese Vermutung war tatsächlich richtig. Nach der Umkonfiguration der Box als Router funktioniert die Bedienung der Box via App – siehe Screenshot!

Wenn man Konfigurationswirren aus dem Weg geräumt hat, lässt sich die Horizon-Box tatsächlich auch via iOS-App fernsteuern.

One thought on “Die grosse Horizon-Wunschliste

  1. Schöne Wunschliste- oder auch Bugliste…
    die meisten Wünsche decken sich mit den meinen…
    ich hätte noch weitere Punkte hinzuzufügen, von Energieverbrauch, über Lesbarkeit, Aufnahmelimitation bis zur niedrigen Qualotät der Horizon App.
    ich bin maximal genervt…

    Letztlich hat mich mein Nachbar von TV 2.0 von Swisscom überzeugt. Ich habe den Vorteil dass ich dafür nicht meine Verkabelung ändern oder 400 Stutz extra hinblättrn muss.

    Wenn du siehst was die Box kann, lachst du über Horizon- und mein Nachbar, der die Box mit entwickelt hat mir gezeigt was demnächst noch so kommt. Das Schöne ist: die SW wird in der Schweiz entwickelt und kann daher auf den Markt angepasst werden, Horizon ist das Produkt einer Amerikanischen Holding – darüber weiter zu sinnieren erübrigt sich.

    Ab 01.02.2015 werde ich das / tage Replay, und 1000 Std. Aufnahmen nutzen, meinen Videotheken-Ausweis endgültig zerschneiden und endlich Pltz neben meinem TV haben (ohne Blick auf eine Plastik-Box).

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