Gelöscht und wieder auferstanden

Eine Windows-Funktion, die kaum jemand kennt, bringt entsorgte Dokumente wieder zum Vorschein und stellt alte Dokument-Versionen zur Verfügung.

Manche Funktionen sind bei Windows so gut versteckt, dass selbst erfahrene Anwender ihnen nie begegnet. Bei diesen vergrabenen Features handelt es sich aber längst nicht immer nur um Nebensächlichkeiten – ganz im Gegenteil. Die Funktion namens Vorgängerversionen ist so ein Beispiel: Sie bringt gelöschte Dokumente zurück und sie kann bei Bearbeitungspannen ältere Versionen eines Dokuments wiederherstellen. Das ist im Fall eines Falles schlicht unbezahlbar. Und trotzdem wird man nicht auf gut Glück auf sie stossen, weil die Funktion im unübersichtlichen Eigenschaften-Dialog des Windows-Explorer vergraben ist.

In der Windows-«Unterwelt» schlummern frühere Dateiversionen.

Die Vorgängerversionen haben mit Windows Server 2003 Einzug gehalten, und sie sind bei Windows 7 und Vista vorhanden, wenn das Laufwerk mit dem NTFS-Dateisystem formatiert ist und der Computerschutz eingeschaltet ist. Diese Option schalten Sie in der Systemsteuerung über System und Sicherheit > System ein. (Sie können auch die Windows-Taste zusammen mit Scroll-Lock betätigen, um das Dialogfenster anzuzeigen.) Klicken Sie links auf Computerschutz und stellen Sie sicher, dass die Systemwiederherstellung für Ihr Datenlaufwerk eingeschaltet ist.

Alte Versionen auf Abruf

Um eine ältere Version einer versehentlich veränderten Version wiederherzustellen, markieren Sie die Datei und klicken im Windows-Explorer auf Organisieren > Eigenschaften. Öffnen Sie den Reiter Vorgängerversionen. In der Liste bei Dateiversionen sehen Sie alle gespeicherten Dokumente, chronologisch sortiert: Markieren Sie eine Fassung von dem Tag, als das Dokument in der gewünschten Variante vorlag und klicken Sie auf Kopieren. Speichern Sie die Datei an einem anderen Ort oder unter neuem Namen, damit die aktuelle Fassung erhalten bleibt. Der Befehl Vorgängerversionen wiederherstellen steht übrigens auch beim Rechtsklick auf eine Datei im Kontextmenü zur Verfügung.

Die Funktion, die im englischen auch «Shadow Copy» («Schattenkopie») genannt wird, kann auch gelöschte Dateien zurückbringen, selbst wenn sie aus dem Papierkorb entfernt wurden. In diesem Fall markiert man den Ordner, in dem die versehentlich gelöschte Datei vorhanden war. Klicken Sie auf Organisieren > Eigenschaften und öffnen Sie den Reiter Vorgängerversionen. Nun erscheint der Ordnerinhalt, wie er automatisch archiviert wurde und mit etwas Glück ist auch ein verloren geglaubtes Dokument dabei.

TuneUp Utilities schiessen quer

Die Schattenkopien haben auch einige Tücken. So zeigt sich gelegentlich, dass Defragmentierungsprogramme von Drittherstellern die gespeicherten Versionen beschädigen – die notorisch problematischen TuneUp Utilities können offenbar auch in diesem Fall mit dem System interferieren (wie Günter Born in seinem Blog unter «Blattschuss für den Problembär!» andeutet).

Ein weiteres Problem ist, dass nicht jede Version aufbewahrt wird. Anders als die Funktion Automatisch sichern/Versionen, die Apple in Lion (Mac OS X 10.7) eingeführt hat, werden Daten nur sporadisch gesichert und es ist pro Tag höchstens eine Fassung vorhanden. Bei intensiven Arbeiten kann es passieren, dass der gewünschte Stand nicht gesichert wurde. Bei wichtigen Texten ist es sinnvoll weiterhin «Meilenstein-Versionen» manuell als Kopie zu sichern und aufzubewahren.

Und natürlich ersetzen die Vorgängerversionen nicht die Datensicherung: Bei einem Festplattenausfall sind nämlich auch die automatisch gesicherten Versionen weg.

Microsoft bietet in der Online-Hilfe einige Beiträge zu den Schattenkopien:

Eine Ergänzung zu Windows 8

Update 2.4.13: Bei Windows 8 heisst diese Funktion Dateiversionsverlauf oder file history. Sie ist im Detail im Beitrag Nicht spektakulär, aber nützlich beschrieben.

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