Ein ungewohntes Seh-Erlebnis

Die App HDR Fusion schiesst Fotos mit hohem Dyna­mik­um­fang und rückt dabei Szenen bei strahlendem Sonnenschein oder Gegenlicht optimal ins Bild.

«HDR» steht für High Dynamic Range und wird für Fotos verwendet, die einen sehr grossen Unterschied zwischen den hellsten und den dunkelsten Bildbereichen aufweisen.

Die Spannweite zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Punkt wird Dynamikumfang genannt. Er wird in Blendenstufen ausgedrückt und variiert je nach Kamera stark. Analoge Farbnegativ-Filme können einen recht grossen Dynamikumfang haben und bis zu 9,5 Blendestufen abdecken.

Weniger Dynamik am Smartphone

Bei den Sensoren digitaler Kameras ist es meist etwas weniger – und Kameras, wie sie im iPhone stecken, liefern nochmals weniger Dynamikumfang. Schuld daran ist nicht nur die Hardware, sondern auch das JPG-Format, das nicht für einen grossen Dynamikumfang ausgelegt ist.

Das Kesselhaus in Winterthur. Hier waren die Helligkeitsunterschiede so gross, dass die Autos auf der Strasse nur in einer Aufnahme überhaupt sichtbar waren und es so zu keinen Geisterbildern gekommen ist, die beim Zusammenfügen von zwei Bildern mit weniger Helligkeitsunterschied sonst auftreten.

Der bescheidene Dynamikumfang führt dazu, dass in dunklen Bildbereichen keine Zeichnung mehr vorhanden ist und helle Bildbereiche «ausreissen». Besonders kritisch ist der Himmel an hellen Tagen: Er ist nicht blau und zeigt im Foto keine Wolken, sondern erscheint als komplett weisse Fläche.

Es gibt nun aber Tricks, um den Dynamikumfang zu erhöhen. An der Spiegelreflexkamera verwendet man einen Grauverlaufsfilter, mit dem der helle Himmel abgedunkelt wird, sodass Wolken und Helligkeitsunterschiede erhalten bleiben. Das RAW-Format fängt mehr Dynamik ein und erlaubt es, in der Nachbearbeitung «ausgerissene» Bildbereiche zu rekonstruieren.

Zwei Aufnahmen geschickt zusammenfügen

Ein weiterer Trick ist die HDR-Aufnahme. Bei diesem Verfahren werden in kurzem Abstand zwei Aufnahmen gemacht. Eine unterbelichtete und eine überbelichtete Aufnahme werden zu einem Bild mit grossem Dynamikumfang verrechnet. Dann wird eine so genannte Dynamikkompression durchgeführt – zu helle Bildbereiche werden abgedunkelt und zu dunkle Bereiche aufgehellt. Bei Spiegelreflexkameras lassen sich HDR-Aufnahmen über Belichtungsreihen realisieren. Fürs iPhone und iPad gibt es Apps, die gleich die ganze Arbeit erledigen – mehrere Bilder schiessen, sie zu einer Aufnahme zusammenfügen und die Dynamik komprimieren. Die Kamera-App von iOS beherrscht HDR von Haus aus, allerdings ist das Resultat nur bei relativ bescheidenen Helligkeitsunterschieden überzeugend.

HDR Fusion ist eine App für Anwender, die bei schwierigen Lichtverhältnissen – bei Gegenlicht, bei sehr hellem Sonnenschein und bei reflektierenden Objekten – etwas mehr herausholen möchten. Sie macht zwei Fotos, wobei sie erst auf den hellsten und dann auf den dunkelsten Bildbereich belichtet und die Aufnahmen dann zusammenfügt. Durch die Verzögerung von einer guten Sekunde zwischen den beiden Aufnahmen eignen sich nur relativ wenig bewegte Motive. Ausserdem sollte man das Gerät während der Aufnahme möglichst ruhig halten. Kleinere Wackler werden in der «Fusion» der Bilder ausgebügelt. Um grobe Wackler durchs Auslösen zu vermeiden, gibt es in den Einstellungen eine Selbstauslöser-Funktion. Die App hat auch einen manuellen Modus, bei dem die Belichtungspunkte von Hand gesetzt werden.

Es steht und fällt mit der Dynamikkompression

Ob HDR-Bilder gefallen, hängt vor allem von der Dynamikkompression ab. Wenn diese zu stark ausfällt, entstehen surreale Bilder mit «glühenden» Kanten und unrealistischen Farbverläufen. Desktop-Programme offerieren unzählige Parameter – HDR Fusion wendet ein Standardverfahren an, das im Schnitt sehr brauchbare Resultate liefert.

2 Franken im App Store, für iPhone ab 3GS, iPod Touch 4. Generation und iPad 2.

Aussen hell, innen dunkel – beides kriegt man nur mit HDR ins Bild.

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